Fanatismus
(v. lat. fanum, Tempel, als Stätte göttlicher Offenbarungen), diejenige Art Schwärmerei (s. d.), deren wesentliche Merkmale sind: schwärmerische Vorstellungen oder Einbildungen, die für unbedingt wahr, ja für Eingebungen eines höhern Geistes gehalten werden; dann die Übermacht eines dunkeln Gefühls, woraus oft eine fixe Idee entsteht, die das ganze geistige, durch die Phantasie angeregte Wesen so beherrscht, daß sie keine Auffassung im klaren Zusammenhang mit andern gleich oder höher berechtigten Ideen zuläßt und sich ausschließend, feindselig und verfolgungssüchtig gegen alles stellt, was nicht mit ihr zu harmonieren scheint. Dieser Fanatismus findet sich auf allen Gebieten des Geistes und des Gesamtlebens menschlicher Gemeinschaft, gelangt aber am meisten zur Geltung auf dem Gebiet des politischen und religiösen Lebens, wo er sich in den Dienst der entgegengesetztesten Richtungen stellt. Dem Fanatismus gegenüber steht der Indifferentismus (s. d.), in der Mitte zwischen beiden die Toleranz (s. d.). Fanatiker, ein von Fanatismus erfüllter Mensch, schwärmerischer Eiferer, besonders religiöser; fanatisch, in der Weise eines Fanatikers, meinungs- oder glaubenswütig; fanatisieren, in Fanatismus versetzen.