Fanatismus
(v. lat. fanum, Tempel, [* 2] als Stätte göttlicher Offenbarungen), diejenige Art Schwärmerei (s. d.), deren wesentliche Merkmale sind: schwärmerische Vorstellungen oder Einbildungen, die für unbedingt wahr, ja für Eingebungen eines höhern Geistes gehalten werden;
dann die Übermacht eines dunkeln Gefühls, woraus oft eine fixe Idee entsteht, die das ganze geistige, durch die Phantasie angeregte Wesen so beherrscht, daß sie keine Auffassung im klaren Zusammenhang mit andern gleich oder höher berechtigten Ideen zuläßt und sich ausschließend, feindselig und verfolgungssüchtig gegen alles stellt, was nicht mit ihr zu harmonieren scheint.
Dieser Fanatismus
findet sich auf allen Gebieten des
Geistes und des
Gesamtlebens menschlicher
Gemeinschaft, gelangt aber am meisten zur Geltung auf dem Gebiet des politischen und religiösen
Lebens, wo er sich in den
Dienst der entgegengesetztesten
Richtungen stellt. Dem Fanatismus
gegenüber steht der
Indifferentismus (s. d.), in der Mitte zwischen beiden die
Toleranz (s. d.). Fanatiker, ein von Fanatismus
erfüllter
Mensch, schwärmerischer
Eiferer, besonders religiöser; fanatisch, in der
Weise eines Fanatikers, meinungs- oder glaubenswütig; fanatisieren, in Fanatismus
versetzen.