Fanar
ioten
heißen im allgemeinen die griech. Bewohner des
Fanar (türk.
Fenèr), eines Stadtteils in der
Altstadt von
Konstantinopel
[* 2] im Nordwesten, am
Goldenen
Horn, der von dem daselbst früher befindlichen
Leuchtturme (phanarion)
den
Namen erhielt; hier war nach der türk. Eroberung der Hauptsitz der Griechen und nach 1601 auch
das
Patriarchat. Im engern
Sinne bezeichnet man mit Fanar
ioten eine Art von
Geburts- und Amtsaristokratie, die zunächst von den edeln
griech. Familien ihren Ursprung ableitet, die nach der Eroberung
Konstantinopels teils sich in
Stambul
behaupteten, teils nun in den Vordergrund traten.
Später bildete sich um die Nachkommen dieser Familien ein größerer
Kreis
[* 3] vornehmer und gebildeter Griechen. Denn aus der
Mitte der Fanar
ioten wurden seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. die
Dragomans oder Dolmetscher der
Pforte und bis zum
Ausbruche der griech. Revolution (1821) die Hospodare der Moldau und Walachei
gewählt. Es entwickelte sich hierdurch für die
Klasse der Fanar
ioten nicht nur ein bedeutender polit. Einfluß auf die Angelegenheiten
der
Pforte und der griech. Nation selbst, sondern auch ein polit.
System, das sie nach innen und nach außen zu ihren Zwecken handhabten. Obgleich die Fanar
ioten vieles zur
Bildung
ihrer Nation, z. B. durch Errichtung von Schulen u. s. w.,
sowie zur Erleichterung des auf den Griechen lastenden Druckes und zur
Hebung
[* 4] des Wohlstandes in den Donauprovinzen beigetragen
haben, so galten doch Ehrgeiz und
Egoismus,
Hab- und Herrschsucht sowie ein Hang zur
Intrigue als unerfreuliche
Züge ihres Charakters; sie waren im allgemeinen weder in
Rumänien,
[* 5] noch bei den
Bulgaren, ja selbst nicht immer bei ihren
Landsleuten beliebt.
Dieses Verhältnis zeigte sich auch bei und nach dem
Ausbruche der griech. Revolution 1821, an der viele Fanarioten
sich
eifrig im nationalen
Sinne beteiligten. Die
Umtriebe der alten Fanarioten
, ihre
Erpressungen, wobei sie mit den
Bojaren der Moldau und
Walachei gemeinschaftliche Sache machten, die
Bestechungen und Ränke, wodurch sie sich so lange dort behaupteten, schilderte
der Grieche Markos Zallony in seinem
Buche «Essai sur les Fanariotes» (2. Aufl.,
Mars.
[* 6] 1830). Jetzt haben die Fanarioten
den polit. Einfluß in
Konstantinopel großenteils verloren. Viele sind längst nach
Athen
[* 7] übergesiedelt.