Titel
Falk
,
1) Johannes Daniel, deutscher Schriftsteller, geb. zu Danzig, [* 2] bildete sich autodidaktisch, bis er endlich die Erlaubnis zu studieren erhielt. Er besuchte nun das Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog 1792 die Universität Halle, [* 3] um Theologie zu studieren. Seit 1798 in Weimar [* 4] privatisierend, machte er sich hier 1806 beim Einmarsch der Franzosen und nach der Schlacht bei Jena [* 5] durch seine Kenntnis des Französischen und seine Geistesgegenwart um Stadt und Land so verdient, daß ihn der Großherzog zum Legationsrat ernannte und ihm einen Jahrgehalt anwies. Im J. 1813 stiftete er die »Gesellschaft der Freunde in der Not« zum Zweck der Heranbildung verlassener und verwahrloster Kinder zu nützlichen Staatsbürgern.
Später kam durch seine Bemühungen die
Gründung einer Schulanstalt zu stande, die 1829 in eine öffentliche
Erziehungsanstalt für verwahrloste
Kinder verwandelt wurde und noch den
Namen »Falk
sches
Institut« führt. Falk
starb Als
Schriftsteller trat er zuerst in der
Satire auf und gehörte der ältern
Richtung an, welche eine gewisse gemütliche Allgemeinheit
der
Satire pflegte und beim Mangel konkreter
Züge selten scharf und treffend war. Hierher gehören die
Gedichte: »Der
Mensch« (frei nach Boileau, Leipz. 1795),
»Die Helden« (das. 1796; beide zusammen, das. 1798),
»Die heiligen Gräber von Kom« und »Die Gebete« (das. 1796),
vor allem aber sein »Taschenbuch für
Freunde des
Scherzes und der
Satire«
(Leipz., später Weim. 1797-1803, 7 Jahrgänge). Falk
schrieb
ferner das dramatische Gedicht
»Prometheus«
(Tübing. 1803);
»Leben, wunderbare Reisen und Irrfahrten des Johannes von der Ostsee« (das. 1805, Bd. 1; unvollendet);
»Grotesken, Satiren und Naivitäten« (Stuttg. 1806-1807, 2 Jahrgänge);
»Oceaniden« (Amsterd. 1812) u. a. Seine »Auserlesenen Schriften« wurden herausgegeben von Wagner (Leipz. 1819, 3 Bde.);
seine »Satirischen Werke« erschienen gesammelt in sieben Bänden (das. 1817 u. 1826).
Nach seinem Tod erschienen: »Volksspiegel zur Lehre [* 6] u. Besserung« (Leipz. 1826) und »Goethe aus näherm persönlichen Umgang dargestellt« (das. 1832, 3. Aufl. 1856).
Vgl.
»Johannes Falk
, Erinnerungsblätter aus
Briefen und Tagebüchern, gesammelt von seiner Tochter
Rosalie
Falk«
(Weim. 1868);
Heinzelmann, Johannes und die Gesellschaft der Freunde in der Not (Erfurt [* 7] 1879);
A.
Stein (H. Nietschmann),
Johannes
Falk
(Halle 1881).
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2) Adalbert, preuß. Staatsmann, geb. zu Matschkau in Schlesien, [* 9] Sohn des ersten Predigers und Konsistorialrats an der Hofkirche zu Breslau, [* 10] spätern Pastors Ludwig in Waldau bei Liegnitz [* 11] (gest. studierte in Breslau und Berlin [* 12] Jurisprudenz, wurde 1850 Gerichtsassessor und Staatsanwaltsgehilfe zu Breslau, 1853 Staatsanwalt zu Lyck in [* 13] Ostpreußen [* 14] und 1861 Staatsanwalt am Kammergericht und Hilfsarbeiter im Justizministerium. Er bearbeitete damals das für Juristen wichtige Ergänzungswerk zum allgemeinen Landrecht in der vierten Auflage, das sogen. »Fünfmännerbuch«, das ursprünglich von Gräff, Koch, Wentzel, Rönne und Heinrich Simon gemeinschaftlich bearbeitet worden war.
Diese verdienstvolle Arbeit veranlaßte Falks
Berufung in das Justizministerium. 1858-61 war Falk
Mitglied
des Abgeordnetenhauses für Lyck und gehörte der Fraktion Mathis an. Unter dem Ministerium Lippes trat Falk
aus seiner Stellung
beim Ministerium aus und ward 1862 zum Appellationsgerichtsrat in Glogau
[* 15] ernannt, aber vom Justizminister Leonhardt in das Ministerium
zurückberufen und zum vortragenden Rat befördert. Er war 1867 Mitglied des konstituierenden norddeutschen
Reichstags für Glogau, 1871 Bevollmächtigter der Regierung im Bundesrat und Mitglied der Kommission für die deutsche Zivilprozeßordnung.
Nach dem Rücktritt des Ministers v. Mühler erhielt er das Kultusministerium und damit die Aufgabe, die seit Eichhorn
verschobene Stellung des preußischen Staats zur Kirche wieder auf das Maß und die Normen der frühern preußischen
Prinzipien zurückzuführen. Es galt besonders, der katholischen Kirche gegenüber die unveräußerlichen Hoheitsrechte des
Staats wieder geltend zu machen. Falk
führte dies durch die sogen. Maigesetze unter heftigem Widerspruch der Klerikalen, aber
mit eifriger Unterstützung seitens der Liberalen durch, und wenn er auch den passiven Widerstand des katholischen
Klerus nicht zu brechen vermochte, so schuf er doch dem Staat eine unanfechtbare Defensivstellung gegen klerikale Umtriebe.
Durch das Schulaufsichtsgesetz befreite er die Volksschule von dem unberechtigten Einfluß der Kirche und vermehrte durch Erhöhung der Gehalte, durch Vermehrung der Seminare und durch zweckmäßige Organisation die Zahl der Lehrer und der Schulklassen sehr beträchtlich (etwa 4000 Lehrer mehr als vor ihm). Er setzte der Polonisierung der katholischen Schulkinder in Posen [* 16] und Westpreußen ein Ziel. Die Universitäten versah er mit reichlichern Mitteln und erhöhte die Ausgaben für die Pflege der Kunst.
Seine siebenfache Wahl zum Abgeordneten und seine Triumphreise in die Rheinprovinz
[* 17] 1875 zeigten,
wie diese Verdienste von dem gebildeten Teil des Volkes anerkannt wurden. Ein Unterrichtsgesetz, welches das Schulwesen fortan
gegen Verwaltungswillkür sicherstellen sollte und 1876 im Entwurf vollendet wurde, scheiterte leider am Widerspruch des Finanzministers
gegen die Mehrkosten. Der evangelischen Kirche Preußens
[* 18] suchte Falk
durch die 1875 von einer außerordentlichen
Generalsynode gebilligte und auch 1876 vom Landtag genehmigte Synodalverfassung für die acht alten Provinzen eine selbständige
Stellung zu geben.
Gerade diese benutzte aber die orthodoxe Hofpredigerpartei, um beim König gegen den ihr verhaßten liberalen Minister zu agitieren,
erst den von Falk
berufenen Präsidenten des Oberkirchenrats, Herrmann, zu stürzen, dann Falk
selbst 1878 zum Abschiedsgesuch zu
nötigen. Durch gegenseitige Nachgiebigkeit ward zwar Falk
1878 noch im Amt erhalten, doch
als Bismarck 1879 aus Anlaß der Zolltarifsverhandlungen
im Reichstag sich der Zentrumspartei näherte, zog es vor, einer eventuellen Entlassung durch Erneuerung
seines Gesuchs zuvorzukommen, das bewilligt wurde, und sich auf die parlamentarische Thätigkeit im Reichstag,
dem er seit 1874 angehörte, und im Landtag zu beschränken. 1882 zum Präsidenten des Oberlandesgerichts in Hamm
[* 19] ernannt, legte
Falk
beide Mandate nieder und zog sich vom politischen Leben ganz zurück. Eine Sammlung seiner Reden blieb
unvollendet (Berl. 1880, Bd. 1).
3) Max, hervorragender ungar. Publizist, geb. zu Pest, machte seine Studien daselbst und in Wien
[* 20] und begann 1844 seine
schriftstellerische Laufbahn als Mitarbeiter des »Ungar«. Später siedelte er nach Wien über, wo er seit 1850 als Mitarbeiter
des »Wanderer« und des in Pest erscheinenden »Pesti Napló« die Sache Ungarns mit lebhaftem Interesse vertrat. Seine in letzterm
Blatt
[* 21] erschienenen Artikel erregten die Aufmerksamkeit des Grafen Stephan Széchényi, der sich damals im Döblinger Irrenhaus befand,
und dessen intimer Vertrauter Falk
wurde. Eine Frucht dieser Verbindung ist die zuerst in der »Österreichischen
Revue« deutsch, später in ungarischer Übersetzung erschienene Monographie »Graf Stephan Széchényi und seine Zeit« (Pest 1868).
Seit 1868 leitet Falk
die Redaktion des »Pester Lloyd« und ist eins der hervorragendsten liberalen Mitglieder des ungarischen
Parlaments.