(franz. Factoreries oder Factories, engl. Factories,
ital. Fattorie),
Handelsniederlassungen in fremden, namentlich überseeischen, noch auf niederer Kulturstufe
stehenden und wenig rechtssichern
Ländern, welche meist mit großen
Niederlagen für ein- und auszuführende
Waren verbunden
und besondern, mit entsprechenden
Vollmachten versehenen Beamten
(Faktoren) unterstellt sind. Aus solchen von mächtigen
Handelsgesellschaften
angelegten Faktoreien, welche sich allmählich über größere Gebiete ausdehnten, sind mehrfach größere
Kolonien entstanden. Konnte
die
Hansa ihrer Zeit Faktoreien, welche sich verschiedener Vorrechte erfreuten, in
England
(London),
[* 2]
Norwegen
[* 3] (Bergen),
[* 4] Rußland
(Nowgorod) etc. unterhalten, so kommen solche heute nur noch in
Afrika,
[* 5] im südlichen Teil
Asiens, dann im
Norden
[* 6]
Amerikas (Faktoreien der Hudsonbaigesellschaft) vor.
größere Handelsniederlassungen, die von europ. Kaufleuten in überseeischen,
fremden Kulturgebieten angehörigen und noch keine genügende Rechtssicherheit verbürgenden Ländern errichtet werden. In der
Regel sind damit umfangreiche Niederlagen für die ein- und auszuführenden Waren verbunden, und die sämtlichen
Einrichtungen stehen unter der Verwaltung von eigenen, mit besondern Vollmachten ausgerüsteten Beamten (s. Faktor). Ähnliche
Handelsetablissements besaßen schon im 13., 14. und 15. Jahrh. die Hanseaten in den Ost- und Nordseeländern. In Bergen und
Nowgorod bildeten die Höfe der deutschen Kaufleute abgeschlossene Stadtteile. In London, Boston,
[* 7] Lynn und
Antwerpen
[* 8] besaßen die Hanseaten gemeinsame Kaufhäuser. Eigentliche Faktoreien wurden besonders von den großen privilegierten Handelscompagnien
in Asien,
[* 9] Afrika und Amerika
[* 10] begründet; sie entwickelten sich bald zu förmlichen Kolonien. Die ersten Keime zu dem Indobritischen
Reiche bildeten die 1612 zu Surate und Baroach angelegten Faktoreien, zu denen bald darauf Madras
[* 11] und 1640 das Handelsetablissement
an der Hugli in
¶
mehr
Bengalen kam, aus welchem Kalkutta
[* 13] emporgewachsen ist. In China
[* 14] wurde der Warenaustausch zwischen den europ. Handelsvölkern
und den Eingeborenen bis 1842 ausschließlich durch die großartigen Faktoreien der erstern zu Kanton,
[* 15] in Japan bis 1858 durch die
niederländischen Faktoreien (seit 1609) zu Nagasaki vermittelt. Gegenwärtig bestehen derartige europ. Handelsniederlassungen fast
nur noch in Afrika, wie in Senegambien, Guinea, und in den Küstenländern des Indischen Oceans. Die brit.
Hudsonsbai-Compagnie beherrscht nicht nur den Handel, sondern auch die Indianerstämme ihres ausgedehnten Gebietes in Nordamerika
[* 16] vermittelst Faktoren (Chief Factors), die in den einzelnen zerstreuten Forts befehligen. Die Engländer verstehen seit dem
Ende des 18. Jahrh. unter Faktoreien (Factories) große industrielle
Etablissements, in welchen das Princip der Teilung derArbeit zur Anwendung gelangt: Fabriken, Hochöfen, Hüttenwerkeu. dgl.