Fahrende
Leute
, im
Mittelalter die einzeln oder in
Banden umherwandernden
Gaukler,
Taschenspieler, Erzähler,
Sänger,
Spielleute,
Mimen und andre Lustigmacher, welche, zum Teil hervorgegangen aus den römischen
Gauklern,
Fechtern
und
Mimen, sich durch einheimische
Elemente ähnlicher Art rekrutierten und allmählich die in der alten germanischen
Welt vorhanden
gewesenen Volkssänger und Harfenspieler, welche stets eine höhere und achtbarere
Stellung eingenommen hatten, aufsogen.
Ganz besonders übten die fahrenden Leute
Instrumentalmusik mit
Harfen,
Fiedeln und allerlei
Blasinstrumenten
und führten
Puppenspiele auf. Nach den
Kreuzzügen erhielten sie großen Zulauf aus fahrenden
Priestern,
Nonnen,
Beghinen, fahrenden
Schülern, wie sich ihnen auch
Zigeuner,
Söldner und
Landsknechte
[* 2] anschlossen. Obgleich als Verbreiter von
Dichtungen,
Sagen,
Neuigkeiten,
Schauspielen überall beliebt, war doch der größte Teil der fahrenden Leute
tief verachtet.
Gesetz und
Kirche stießen sie aus, sie waren rechtlos, und die kirchlichen
Sakramente blieben ihnen vorenthalten.
Gleich den
Knechten, durften sie nicht die
Tracht des freien
Mannes anlegen. Die
Folge war, daß die
Fahrenden unter sich eigentümliche,
zum Teil ergötzliche
Formen und Vereinbarungen einführten, und so entstanden das
»Königtum der fahrenden
Leute
im Elsaß«, das »Pfeifferrecht zu
Rappoltstein« etc. Im 14. und 15. Jahrh. waren sie
etwas günstiger gestellt, seit der
Reformation aber beschränkten polizeiliche Maßregeln ihre Ungebundenheit und Zahl. Während
des Dreißigjährigen
Kriegs und später erhielten sie dann neuen
Zuwachs durch Alchimisten, Geisterbeschwörer, Schatzgräber,
Bärenführer und
Komödianten, die namentlich aus
Italien
[* 3] zuströmten. Ein Nachklang existiert noch heute
in den Orgeldrehern und den herumziehenden
Kunstreitern,
Seiltänzern und Schauspielergesellschaften.