Titel
Fabre
(spr. fābr), 1)
François Xavier
Pascal, franz.
Maler, geb. zu
Montpellier,
[* 3] gewann als
Schüler
Davids 1787 den
ersten
Preis der
Akademie, worauf er sich nach
Rom
[* 4] begab. 1793 ging er nach
Neapel
[* 5] und wirkte sodann bis 1826 in
Florenz
[* 6] als
Professor
an der
Akademie der bildenden
Künste. Die ihm 1824 von der Gräfin
Albani vermachte
Kunstsammlung schenkte
er der Stadt
Florenz. Im J. 1826 kehrte er nach
Montpellier zurück, gründete hier ein
Museum, eine
Kunstschule und eine öffentliche
Bibliothek, wozu seine eignen Sammlungen die Grundlage bildeten, wurde 1828
Baron und starb Fabres
Gemälde
bestehen in historischen
Darstellungen und in
Landschaften mit geschichtlicher
Staffage; sie gehören der klassizistischen
Richtung
an. Die
Mehrzahl derselben bewahrt das
Museum zu
Montpellier. Im
Louvre zu
Paris
[* 7] befindet sich Philoktet auf
Lemnos.
2) Marie Jacques Joseph Victorin, franz. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Jaujac im Languedoc, gest. zeichnete sich durch Korrektheit und rhetorische Eleganz seiner Schriften aus, wurde aber von seinen Zeitgenossen bedeutend überschätzt. Die meisten seiner Werke, besonders die Lobreden, haben Preise davongetragen. Wir nennen die Lobreden auf Boileau, Corneille, La Bruyère, Montaigne;
»Opuscules en vers et en prose« (1806);
»Discours en vers sur les voyages« (1807);
das Gedicht »La mort de Henri IV« (1808);
»Tableau littéraire du XVIII. siècle« (1810) etc. Von seinen Vorlesungen am Athenäum sind Fragmente enthalten in seinen »Œuvres« (Par. 1844-45, 2 Bde.),
wo auch die Werke seines Bruders Auguste, des folgenden, aufgenommen sind.
3) Jean Raymond Auguste, ebenfalls Dichter, Bruder des vorigen, geb. zu Jaujac, schrieb ein Gedicht: »La Calédonie, ou la guerre nationale« (1823),
»Histoire du siége de Missolonghi« (1827),
»La révolution de 1830 et le véritable parti républicain« (1833, 2 Bde.),
war zuletzt Redakteur der »Tribune des départements«;
4) Ferdinand, franz. Romanschriftsteller, geb. 1830 zu Bédarieux (Hérault), verbrachte seine Jugend bei einem Oheim, der in der Nähe Landgeistlicher war, studierte dann Medizin zu Montpellier, besuchte, von religiöser Schwärmerei ergriffen, eine Zeitlang das Priesterseminar daselbst, ward aber bald andern Sinnes und ging nach Paris, wo er seine medizinischen Studien wieder aufnahm, sich aber bald ganz der Schriftstellerei zuwandte. Seine erste Publikation war ein Band [* 8] Gedichte, betitelt: »Feuilles de lierre« (1853),
dem 1861 sein Erstlingsroman: »Les Courbezon« (neue Ausg. 1877),
ein farbenreiches, von namhaften Kritikern mit Lob aufgenommenes, später auch von der Akademie gekröntes Sittengemälde aus den Cevennen, nachfolgte. Auch sein zweiter Roman: »Julien Savignac« (1863),
spielt in der Heimat des Dichters, dessen Jugendleben er schildert. Später folgten: »Mademoiselle de Malavieille« (1865) und die Erzählung »Le [* 9] Chevrier« (1867). Aber erst mit dem durch seine drastische Charakteristik imponierenden Priesterroman »L'abbé Tigrane« (1873 u. öfter),
einer der bedeutendsten belletristischen Erscheinungen der Gegenwart, drang der Autor zu allgemeiner und voller Anerkennung durch. Von seinen jüngern Werken nennen wir: das Pariser Gesellschaftsgemälde »Le marquis de Pierrerue« (1874),
den ländlichen Sittenroman »Barnabé« (2. Aufl. 1875),
den Pariser Familienroman »La petite mère« (1877);
ferner: »Le roman d'un peintre«, die poetisierte Biographie des Malers Jean Paul Laurens (1878);
»L'Hospitalière«, eine dramatische Bearbeitung des Romans »Le Chevrier«, die der Verfasser, nachdem sie von den Pariser Theaterdirektionen abgelehnt worden, unter dem Titel: »Félice« auf dem Hoftheater zu Kassel [* 10] zur Aufführung brachte (1880);
»Mon oncle Célestin, mœurs cléricales« (1881);
»Le roi Ramire« (1883) und »Lucifer« (1884),
ein
Roman, der in der
Gewalt der
Darstellung
des
Kampfes zwischen dem
Gallikanismus und dem
Ultramontanismus den
»Abbé Tigrane« noch übertrifft und den Höhepunkt von Fabres
Schöpfungskraft bezeichnen dürfte.
Den vorletzten
Roman: »Le roi Ramire«, der die in Südfrankreich hausende Karlistengesellschaft
zum Vorwurf nimmt, hat der Verfasser mit G.
Duval ebenfalls für das
Theater
[* 11] bearbeitet. Nach Jules
Sandeaus
Tod (1883) wurde Fabre
zum ersten Bibliothekar der Bibliothèque
Mazarin ernannt.