Titel
Eylau
,
1) (Preußisch-Eylau
) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Königsberg,
[* 2] an der Pasmar und an der Ostpreußischen Südbahn (Königsberg-Prostken), mit
Amtsgericht,
Pfarrkirche, Schullehrerseminar,
Eisengießerei,
[* 3]
Maschinen- und Tuchfabrikation und (1880) 3629 meist evang.
Einwohnern. Die Stadt, 1336 von dem Deutsch
ordensritter Arnolf v. Eilenstein gegründet, ist
besonders durch die
Schlacht 7. und merkwürdig. Als
Napoleon Anfang
Februar dem geplanten russischen
Angriff zuvorgekommen, war
Bennigsen mit der russischen
Armee, einer
Schlacht ausweichend, bis Eylau
zurückgegangen, blieb aber
hier stehen, um nicht
Königsberg preiszugeben. Er selbst stand 7. Febr. mit 60,000 Mann hinter Eylau
bei Schloditten um Serpallen;
vor Eylau
stand
Bagration, um die Stadt zu halten, bis die Hauptmacht gehörig vorbereitet wäre.
Noch am
Abend entspann sich ein blutiges
Gefecht um den
Besitz der Stadt, welche von den
Franzosen genommen, von den
Russen wiedererobert,
zuletzt aber wieder verlassen wurde. Für den 8. Febr.
war der rechte
Flügel der
Russen bei Schloditten, das
Zentrum bei Eylau
bis
Sausgarten und Serpallen, links davon der linke
Flügel und die
Reiterei aufgestellt; die
Artillerie stand
vor der
Linie. Auf französischer Seite standen
Soult und
Murat vor Eylau
, rechts die
Garde unter
Bessières, links
Augereau;
Ney war
noch im Anmarsch begriffen,
Davout im Anrücken gegen den linken russischen
Flügel.
Die Franzosen zählten im ganzen 70,000 Mann. Napoleons Plan war, den linken Flügel der Russen durch Davout auf das Zentrum zu werfen, um dann auf letzteres mit aller Macht einzudringen; Ney sollte den Rückzug des Feindes nach Königsberg abschneiden. Allein die Bewegungen Davoûts wurden durch heftiges Schneegestöber aufgehalten; Augereau, der ihn unterstützen sollte, kam ganz vom Weg ab und erlitt im Kampf mit dem russischen Zentrum großen Verlust. So drangen die Russen im Zentrum vor, wurden aber durch Murat (unter großem Verlust der Franzosen) aufgehalten.
Erst um
Mittag erreichte
Davout den linken
Flügel des Feindes; letzterer wurde in der That über Serpallen gegen
Sausgarten zurückgedrängt, und hier konzentrierte sich nun der
Kampf mit aller Heftigkeit.
Schon wichen die
Russen über Auklappen
und Kutschitten zurück, schon war ihre Rückzugslinie bedroht, als dem
Kampf durch das Erscheinen des preußischen
Korps unter
L'Estocq eine andre Wendung gegeben wurde. Dieser war nach einem schwierigen und langen
Marsch unter heftigem
Schneegestöber um
Mittag (trotz
Neys
Versuch, ihn aufzuhalten) mit 5500
Mann in der
Nähe von Eylau
angelangt und richtete sich
sogleich auf Kutschitten, wo die
Russen in großer Bedrängnis waren.
Die ebenfalls schon erschöpften Franzosen mußten wieder aus Kutschitten und Auklappen zurückweichen, und mit Mühe hielt Davout die Ordnung aufrecht. So stand die Sache, als Ermüdung und Dunkelheit dem Kampf ein Ende machten. Eine Entscheidung war eigentlich nicht herbeigeführt; da aber Napoleon mehr frische Kräfte in der Nähe hatte, so zog sich Bennigsen nach Königsberg zurück, doch ohne verfolgt zu werden. Infolge dieses Rückzugs konnten die Franzosen sich den Sieg zuschreiben. Der Verlust der Russen und Preußen [* 4] betrug im ganzen gegen 20,000 Mann; kaum geringer kann der Verlust der Franzosen gewesen sein, obwohl dieser nach französischen Berichten nur 10,000 Mann betragen haben soll.
Vgl. v. Schachtmeyer, Die Schlacht bei Preußisch-Eylau (Berl. 1857).
2) (Deutsch
-Eylau
) Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Marienwerder,
[* 5]
Kreis
[* 6]
Rosenberg, am Ausfluß
[* 7] der Eilenz
aus dem
Geserichsee, der durch den
Elbing-Oberländischen
Kanal
[* 8] mit
Elbing
[* 9] in schiffbarer
Verbindung steht, Kreuzungspunkt der
Linie
Thorn-Allenstein und der
Eisenbahn
Marienburg-Mlawka, hat ein
Amtsgericht, eine evangelische und eine kath.
Kirche,
Schiffahrt,
Maschinenfabrik und
Eisengießerei,
Getreidehandel und (1880) mit Einschluß der
Garnison (eine
Schwadron
Ulanen Nr. 8, ein Grenadierbataillon Nr. 5) 4126 meist
evang. Einwohner. Die Stadt erhielt 1305
Stadtrecht.