Titel
Exsudat
die
Substanzen, welche bei Gelegenheit einer
Entzündung aus den
Blutgefäßen des Erkrankungsherdes hervortreten. Das Exsudat
besteht
also aus gewissen
Bestandteilen des
Bluts; es unterscheidet sich aber, auch in seiner chemischen
Zusammensetzung, sowohl von
den im
Lauf des normalen Ernährungsvorgangs aus den
Blutgefäßen in die
Gewebe
[* 2] übertretenden Säften
(dem Gewebssaft, der
Lymphe) als auch von dem wässerigen
Transsudat, welches bei der
Wassersucht aus den
Gefäßen austritt
und sich in den Gewebslücken anhäuft.
Der Unterschied zwischen Exsudat
und den sogen.
Transsudaten ist nicht in jedem
Fall scharf zu ziehen, da es sich um quantitative
und nicht um wesentliche
Differenzen handelt. Die
Transsudate sind rein wässerig oder mit nur geringem
Eiweißgehalt ohne zellige Beimischungen, und man hat lange Zeit hindurch angenommen, daß sie lediglich durch krankhafte
Steigerung des Blutdrucks in den
Gefäßen entstünden. Neuere sorgfältige Untersuchungen haben dagegen erwiesen, daß eine
Zunahme des Blutdrucks allein erst unter ganz extremen Verhältnissen zum
Austritt von
Wasser aus den Gefäßwandungen
führt, daß vielmehr bei jeder Art der
Ausschwitzung notwendig eine Erkrankung der
Gefäße selbst vorausgegangen sein muß.
Je nach der
Höhe dieser (anatomisch übrigens nicht erkennbaren) Gefäßveränderung ist die
Beschaffenheit der
ausgeschwitzten
Flüssigkeit
1) entweder rein wässerig, mit einigen Salzen und mehr oder weniger gelöstem Eiweiß untermischt, oder
2) fibrinös, oder
3) eiterig, oder
4) blutig. Das Exsudat
wird entweder in die
Maschen der
Gewebe selbst abgesetzt, wie bei der
Rose, bei eiterigen
Haut- und
Zellgewebsentzündungen,
bei
Blasen und Pustelbildungen, oder es wird auf freie Oberflächen seröser oder mit Schleimhaut ausgekleideter
Höhlen ergossen, wie bei der
Brustfell-,
Herzbeutel-,
Bauchfell- und
Gehirnentzündung oder beim
Krupp des
Kehlkopfes, bei fibrinösen
und choleraähnlichen Ergüssen auf die freie Oberfläche des
Darms. Vgl.
Entzündung. - Jedes Exsudat
kann beim
Nachlassen der zu
Grunde liegenden
Entzündung aufgesogen werden und so zur
Heilung gelangen; am leichtesten geschieht dies
mit rein wässerigen Abscheidungen.
Ist die
Resorption unvollständig, so kann das Exsudat
zu einer bindegewebigen
Haut
[* 3] oder
Schwiele umgebildet werden; bleibt es endlich
an
Ort und
Stelle liegen, so verliert es allmählich, wenn nicht der
Tod eintritt, sein
Wasser, wird eingedickt, bildet käsige
oder schwarzbraune (blutige) Klumpen, welche eingekapselt werden können und zuweilen durch Kalkaufnahme
eine steinharte
Beschaffenheit annehmen. Fälschlich wurde bisweilen noch ein schleimiges Exsudat
aufgeführt, welches vielmehr
als
Sekret, d. h. Absonderungsprodukt der
Schleimdrüsen, aufzufassen ist. Ebenso gibt es kein diphtheritisches Exsudat
, da die
als solcherlei
Ausschwitzungen angesehenen
Schorfe, z. B. in der
Kehlkopf- oder Darmschleimhaut, keine freien Ergüsse,
sondern die abgestorbenen Oberflächen der
Gewebe selbst sind.
Vgl. Virchow, Cellularpathologie (4. Aufl., Berl. 1871);
Cohnheim, Allgemeine Pathologie (das. 1877).