Titel
Eutropius
,
1) röm. Schriftsteller des 4. Jahrh. n. Chr., dessen Lebensumstände wenig bekannt sind. Er war kaiserlicher Geheimschreiber (magister memoriae) in Konstantinopel, [* 3] nahm unter Julian 363 am Feldzug gegen die Perser teil und starb wahrscheinlich um 370. Wir besitzen von ihm einen aus guten Quellen (besonders Livius und Sueton) geschöpften Abriß der römischen Geschichte (»Breviarium historiae romanae«) von Erbauung Roms bis zum Regierungsantritt des Kaisers Valens (364), letzterm auch gewidmet.
Der
Stil ist einfach und faßlich, wenngleich nicht durchaus klassisch. Das Werk fand wegen seiner
Kürze und Brauchbarkeit
vielen Beifall, wurde von
Hieronymus, Prosper Aquitanus,
Cassiodorus,
Sextus
Rufus,
Orosius und den Chronikenschreibern
des
Mittelalters fleißig benutzt, auch mehrfach ins
Griechische übersetzt und von mehreren Verfassern bis zum Anfang des 9. Jahrh.
fortgesetzt. Das ganze, den Eutropius
und die Fortsetzungen enthaltende Werk erhielt den
Namen
»Historia miscella« (»Sammelgeschichte«),
neuerdings herausgegeben von
Eyssenhardt (Berl. 1869).
Ausgaben des Eutropius
lieferten Schonhov (1546, 1552),
Haverkamp (Leiden [* 4] 1729),
Verheyk (das. 1762 u. 1770, 2 Bde.),
Tzschucke (Leipz. 1796) und H. Droysen (in »Monumenta Germaniae historica«, Berl. 1879; auch separat); deutsche Übersetzungen Eichert (Bresl. 1850) und Forbiger (Stuttg. 1865). Die griechische Übersetzung von Päanius gab Kaltwasser (Gotha [* 5] 1780) heraus.
2) Günstling des Kaisers Arcadius, ein Eunuch, zuerst Sklave, kam unter Theodosius an den kaiserlichen Hof, [* 6] wurde Kämmerer und nahm unter dem Kaiser Arcadius 396 nach dem Sturz des Reichsverwesers Rufinus dessen Stelle ein. Er übertraf seinen Vorgänger noch an Habsucht, Willkür und Härte, so daß er den allgemeinen Haß gegen sich erregte. Um einen Ausbruch desselben zu verhindern, veranlaßte er 397 das berüchtigte Hochverratsgesetz des Arcadius, das den Hochverrat selbst an den Kindern des Schuldigen zu strafen befahl und in die Theodosianische und Justinianische Sammlung übergegangen ist. Dem ungeachtet wurde er infolge einer Empörung des Ostgoten Tribigild, der sich mit dem kaiserlichen General Gainas verband, gestürzt (399), nach Cypern [* 7] verbannt und bald darauf getötet.