Europäisches
Rußland
, s.
Russisches Reich.
Europäisches Rußland
5 Wörter, 45 Zeichen
Europäisches
Rußland
, s.
Russisches Reich.
Reich (hierzu Karte »Europäisches Rußland«),
ein Kaisertum, das den ganzen Osten Europas, dazu den Norden [* 3] und einen Teil der Mitte Asiens einnimmt, d. h. ein Sechstel alles festen Bodens auf der Erde, reicht von 17° 50' (Westende Polens) bis zu 90° 16' östl. L. v. Gr. (Beringsstraße) und von 37° 10' (Oase Merw) bis zu 78° 4' nördl. Br. (Kap Tscheljuskin im Eismeer). Gegen N. wird das russische Reich vom Nördlichen Eismeer begrenzt, im W. von Norwegen, [* 4] Schweden, der Ostsee, Deutschland, [* 5] Österreich [* 6] und Rumänien, [* 7] im S. vom Schwarzen Meer, dem türkischen Armenien, von Persien, [* 8] dem Kaspischen Meer, den freien Chanaten Turans und den nördlichen Teilen des chinesischen Reichs, im O. vom Großen Ozean.
Das europäische Rußland nebst Polen und Finnland (wovon im folgenden ausschließlich die Rede ist) nimmt den ganzen Osten Europas
ein und dehnt sich als zusammenhängende Masse des osteuropäischen
Tieflandes von 44° 28' nördl. Br. (Balaklawa auf
der Halbinsel Krim)
[* 9] bis 70° oder mit Einschluß der Insel Nowaja Semlja bis 76° nördl. Br. aus, d. h. vom Südufer der Krim
bis zum Karischen Meer
etwa 3153 km; die Ausdehnung
[* 10] vom Westende Polens unter 17° 50' bis zu 62° östl. L. v. Gr.,
dem Ural, beträgt gegen 2968 km.
Übersicht des Inhalts: | Seite |
---|---|
Grenzen, Meere u. Inseln | 59 |
Physische Beschaffenheit | 60 |
Geologisches | 60 |
Gewässer | 61 |
Klima | 61 |
Areal und Bevölkerung | 62 |
Nationalitäten | 64 |
Religionsbekenntnisse | 65 |
Stände | 66 |
Bildung und Unterricht | 66 |
Landwirtschaft | 68 |
Viehzucht | 71 |
Fischerei | 71 |
Forstwirtschaft | 72 |
Bergbau und Hüttenwesen | 72 |
Industrie | 73 |
Handel und Verkehr | 74 |
Staatsverf. u. Verwaltung | 76 |
Rechtspflege | 77 |
Finanzen | 78 |
Heerwesen und Marine | 78 |
Wappen, Flagge, Orden | 80 |
Geographische Litteratur | 81 |
Geschichte | 81 |
Im N. grenzt Rußland
an das Nördliche Eismeer, dessen einzelne Hauptteile das Karische Meer, die Tscheskajabai und das Weiße Meer
sind. Das letztere schneidet im W. mit der Bai Kandalakskaja und im O. mit den großen Mündungsbusen
der Flüsse
[* 11] Onega, Dwina und Mesen am tiefsten in die Nordküste Rußlands
ein, ist aber der Schiffahrt wenig günstig, da es bis
zum Juni gefroren ist. Im W. bilden zunächst der Tana-Elf und Torneå-Elf die Grenze gegen Norwegen und Schweden,
mit welchen Ländern Rußland
durch einen breiten Isthmus im NW. zusammenhängt.
Dann folgt die Ostsee mit dem Bottnischen, Finnischen und Rigaer Meerbusen, von welchen die beiden ersten jeden Winter zufrieren, so daß die bottnischen Eismassen bisweilen im Mai noch in das Hauptbecken der Ostsee hineintreiben. Der Finnische Meerbusen beginnt unter dem Meridian von Kap Hangöudd und wird nach O. hin flacher. Der Rigaer Meerbusen ist durch den Mohnsund zwischen dem Festland und der Insel Mohn mit dem Finnischen Meerbusen verbunden. Der Kleine Sund trennt die Inseln Mohn und Ösel.
Der Söälasund zwischen Ösel und der Insel Dagö führt in die Ostsee. Bei Polangen, nördlich vom Kurischen
Haff, verläßt Rußlands
Westgrenze die Ostsee, und es treten gegen Ost- und Westpreußen,
[* 12] Posen
[* 13] und Schlesien
[* 14] keine bemerkenswerten
Naturgrenzen auf. Von Galizien wird Rußland
streckenweise durch die Weichsel, den Podhorce und Dnjestr, von Rumänien auf einer
Strecke durch den Pruth geschieden. Die Südgrenze bildet das fast insellose Schwarze Meer.
Seine Küsten sind einförmig gestaltet, nur im N. bringt die Halbinsel Krim oder Taurien einige Gliederung hervor. Östlich von
ihr liegt das Asowsche Meer und westlich der Busen von Odessa
[* 15] mit dem Dnjepr- und Bug-Liman. Die seichten, sumpfigen Teile dieser
Meeresglieder zu beiden Seiten der Landenge von Perekop führen die charakterisierenden Namen, östlich:
Faules Meer, westlich: Totes Meer. Aus dem Asowschen Meer führt die Straße von Kertsch-Jenikale in das Schwarze Meer. Weiterhin
bilden die Flüsse Kugu Jeja und Manytsch die Grenze gegen Ciskaukasien, zuletzt das Kaspische Meer, der größte aller Steppenseen
der Erde. Die Ostgrenze des europäischen Rußland
geht vom Kaspischen Meer im W. des Uralflusses zum Obschtschij Syrt
und greift über das Uralgebirge bis zum Tobol hinüber; erst nördlich vom 60.° nördl. Br. folgt sie jenem Gebirge bis zum
Karischen Meer.
¶
Zwischen der Ostsee und dem Ural, zwischen dem Schwarzen und dem Nördlichen Eismeer liegt das große russische Tiefland (früher
sarmatisches, richtiger osteuropäisches
Tiefland genannt), das vorzeiten unzweifelhaft Meeresboden gewesen, erst durch allmähliche
Hebung
[* 17] trocken gelegt worden ist und im W. mit der germanischen, im SO. durch das große
uralische Völkerthor mit der sibirisch-turauischen Tiefebene in Verbindung steht. Nur an den äußersten Ost und Südgrenzen
dieses Flachlandes erheben sich Gebirge, der Ural und das Taurische Gebirge.
Der Ural (s. d.) ist ein wenig gegliedertes, einförmiges Kettengebirge, auf dessen Rücken die Gipfel sich verhältnismäßig nur wenig über das allgemeine Niveau erheben. Der südliche der waldreiche Ural erreicht bei einer Kammhöhe von 200-300 m im Irémel 1536 m, der mittlere oder erzreiche bei einer Kammhöhe von 400-500 m im Kondschakowsky 1560 m und im Deneschkin 1633 m, der nördliche oder wüste Ural im Töllpos (unter 64° nördl. Br.) 1687 m Höhe. Nach W. hin fällt der Zug sehr allmählich zu den vorliegenden niedrigen Hügelketten ab, und der Rücken des Gebirges ist im allgemeinen so abgerundet, daß man oft Mühe hat, die wasserscheidende Linie zu erkennen.
Nach der asiatischen Seite hin ist freilich der Abhang steiler; hier erscheint das Gebirge zerklüfteter. Trotz seiner
leichten Übersteigbarkeit bildet der Ural dennoch die wahre Naturscheide der beiden Erdteile. Bis zum westlichen, europäischen
Abhang dringen die Laubwälder Rußlands
vor, überschreiten aber nicht das Gebirge, an dessen Ostfuß die unermeßlichen
Tannenwälder und weiter südlich die Steppenlandschaften Sibiriens beginnen. Der Obschtschij Syrt (s. d.), westlich vom Ural
bis zur Wolga hinstreichend, ist kein Zweig des Urals, sondern ein im W. nur 100 m, im O. höchstens 500 m
über die benachbarten Steppen sich erhebender Landrücken.
Das Taurische Gebirge (s. d.) erhebt sich am Südrand der Halbinsel Krim. An dem ziemlich steilen Südabhang gedeihen vortreffliche
Weinreben und eine subtropische Vegetation, der Nordabhang senkt sich zu einer wasserarmen Steppe hinab.
In dem ganzen ungeheuern Flachland Rußlands
, das eine mittlere Erhebung von 100-160 m hat, findet sich sonst nirgends ein Gebirge;
aber die Einförmigkeit desselben wird durch niedrige Plateaus und dammartige Bodenanschwellungen unterbrochen:
1) Das Timangebirge, ein aus Schiefer bestehender Bergrücken, zieht sich vom Ural nach NW. zwischen Petschora und Mesen hin und steigt im Sawsar bis zu 276 m an.
2) Der nordrussische Landrücken, in seinem östlichen Teil Uwalli genannt, durchzieht, wenig über 200 m hoch, den Süden des Gouvernements Wologda und bildet die Wasserscheide zwischen Dwina und Wolga.
3) Die finnische Seenplatte (s. Finnland, S. 280). 4) Das Plateau von Zentralrußland
, das im N. bei der
Waldaihöhe (in der Popowa Gora 351 m hoch) beginnt und sich südwärts über ein Gebiet von 800,000 qkm bis zum mittlern
Don, im W. bis zur Wolga erstreckt. Hier entspringen Dnjepr mit Desna, Don und Oka. Auf dem rechten Ufer der
Wolga hebt sich das Plateau zu einer Hügelkette, die sich von Nishnij Nowgorod bis zum Knie des Don verfolgen läßt, im südlichen
Teil bis über 300 m ansteigt und schließlich als Ergenihügel in die Ponto-Kaspische Niederung ausläuft.
5) Die Plateaus von Wolhynien und Podolien, deren Grundlage Granit bildet, führen zu den Karpathen über und erheben sich bei Kremenez zu 405 m, in der Lyssa Gora bei Kjelzy sogar zu 611 m Höhe.
6) Jenseit der Rokitnosümpfe streicht der westrussische Landrücken oder litauische Höhenzug als Wasserscheide zwischen Niemen und Dnjepr, bis 341 m hoch.
7) Die Baltischen Höhen ziehen sich zwischen Niemen und Peipussee um den Rigaer Meerbusen herum und steigen
zu 100 m an. - Im ganzen sind etwa 991,000 qkm (18,000 QM.) des europäischen Rußland
unfruchtbare
Ebenen, im N. Tundren, im S. Steppen. An der Petschora und überhaupt in den nordöstlichen Teilen ist das
Gouvernement Archangel mit Tundren bedeckt, d. h. sumpfigen Moorflächen, welche mit einem dichten Filz von Moosen und Flechten
[* 18] überzogen, den größten Teil des Jahrs aber zugefroren sind.
Sie werden selbst im Sommer, wo die Oberfläche kaum einen Fuß tief auftaut, mit Schlitten befahren, die von dem nie auftauenden
Grundeis getragen werden. Der Süden Rußlands
von Bessarabien bis in die südliche Ukraine, bis in die Gouvernements
Tambow und Woronesh und über die Wolga hinaus bis zum Uralfluß und dem Manytsch ist ein weites Steppenland. Nachdem der Schnee
[* 19] im Frühling geschmolzen, verwandelt sich das ganze Gebiet der pontischen Steppen in einen schwarzen, schlammigen
Brei, der sich nachher mit Gras und Blumen bedeckt. Im Sommer wird die Steppe braun und schwarz und der Boden klafft überall
auf. Sobald die Herbstregen Labung schaffen, bedeckt sich die Steppe nochmals mit frischem Grün. Charakteristisch ist der gänzliche
Mangel an Waldung. Roggen und Weizen, Melonen und Arbusen gedeihen in der fruchtbaren Dammerde vortrefflich;
aber die Ernten leiden nicht selten durch anhaltende Dürre und Heuschreckenschwärme.
Im europäischen Rußland
herrscht im allgemeinen eine sehr große Einförmigkeit der Bodenbildung, und die einzelnen Formationsglieder
bedecken oft Tausende von Kilometern. Die Einförmigkeit wird noch dadurch vermehrt, daß auch die einzelnen Schichtenkomplexe
der verschiedenen Formationen sehr gleichförmige Zusammensetzung haben. Eine Fahrt auf der Wolga bringt
diese Verhältnisse zur gründlichsten Anschauung, indem dieselbe Gesteinsart oft Hunderte von Kilometern den Reisenden begleitet.
Das ganze europäische Rußland ist in seiner kolossalen Ausdehnung bis zum Fuß des Urals nur mit Alluvial- und Diluvialformationen
bedeckt. Mit Ausschluß der Triasschichten, die nur an einigen Stellen, meistens als bunter Mergel, hervortreten,
sind diese Formationen in der ganzen russischen Ebene reich an Versteinerungen, zumal in den Flußthälern, und da Verschiebungen,
wie im gebirgigen Westen Europas, im ebenen Rußland
nicht vorkommen, so sind die verschiedenen Arten der antidiluvianischen
Flora und Fauna in großer Zahl und vollkommener als in Deutschland vertreten. Am genauesten aber sind bisher
in Rußland
die baltischen silurischen Schichten, die devonischen in Livland
[* 20] und die Juraformation
[* 21] um Moskau
[* 22] durchforscht.
Die ältesten Sedimentärformationen enthält Finnland, wo die Eruptivgesteine nach ihrem Alter folgende Gruppen bilden:
1) Gneisgranit;
2) Granitporphyr, Syenitgranit, Diorit;
3) Gabbro und Hippurit. Kristallinische Gesteine [* 23] ziehen sich auch durch das Gouvernement Olonez, und das laurentische und huronische System reichen nordöstlich bis in den hohen Norden. Laurentische [* 24] Gneise bilden eine Zentralachse des Timangebirges, das aus devonischer und Steinkohlenformation besteht. Die Silurformation ist in den ¶
Ostseeprovinzen, besonders in Esthland, welches fast alle Tiere des silurischen Systems enthält, aber auch im Dnjeprgebiet und in Podolien vertreten; devonische Schichten finden sich in Livland, Großrußland (Woronesh und anderwärts); Steinkohlenablagerungen hauptsächlich am Donez und im Moskauischen, mit Fortsetzungen nach Nishnij Nowgorod und Pensa. Die kristallinischen Gesteine der Krim kommen hauptsächlich im Kontakt mit Jurabildungen vor, und die meisten Gesteinsarten der krimschen Berge sind den Trachytgesteinen zuzuzählen.
Die Grenze zwischen Kreide [* 26] und Jura geht unterhalb der Stadt Simbirsk nach W., der Kalkstein in Neurußland geht nach N. unter der Breite [* 27] von Balta in Sand und Sandsteine über. In der nördlichen Hälfte Rußlands herrschen der Hauptsache nach Lehm und Sand vor. In Bezug auf Konfiguration der Oberfläche und auf Bodenbeschaffenheit hat Nordrußland manche Ähnlichkeit [* 28] mit Norddeutschland, doch fehlt ihm der Diluvialmergel. Der Lehm und der sandige Lehm bedecken oft die ältern Formationsglieder in solcher Mächtigkeit, daß auf weiten Räumen, selbst an den Ufern der Flüsse, keins derselben zum Vorschein kommt.
Unter dem Lehm und Sande des Gouvernements Moskau befinden sich als Untergrund Gesteine der Kreideformation, [* 29] der Juraformation und des Bergkalks. Dieser letztere bildet das eigentliche feste Fundament der verschiedenen darüberliegenden Schichten, und derselbe ist vielfach durch die Nebenflüsse der Oka und Moßkwa wie auch durch letztere selbst bloßgelegt. Juraschichten dehnen sich bis an die Petschora und bis ins Gouvernement Samara aus. Im mittlern und südlichen Rußland sind 950,000 qkm in 22 Gouvernements mit Schwarzerde (tschernosjom) bedeckt; Westeuropa hat nichts Ähnliches aufzuweisen.
Der Tschernosjom ist kein Meeresschlamm, der mit nördlichen Meeresströmungen [* 30] oder durch Zurückweichen der kaspisch-pontischen Gewässer sich abgelagert hätte, weil in demselben keine Spur von Seemuscheln, mikroskopischen Polythalamien, Polycistinien und Seebacillarien vorkommt. Alle Untersuchungen weisen aber darauf hin, daß der Tschernosjom nicht aus Torf entstanden ist, sondern lediglich aus dem Rasenboden besteht, dessen Grasteile an der Luft verwest und mit dem Wasser des aufgetauten Schnees vom ursprünglich unorganischen Boden aufgesogen worden sind.
Die nördliche Grenze des Tschernosjom wird durch eine sehr gewundene Linie bezeichnet, die über Shitomir, Tula, Rjashsk und Simbirsk zur Wolga führt und weiter in nordöstlicher Richtung als größere und kleinere Schwarzerdinseln bis zum Ural geht. In den nördlichen Teilen hat der Tschernosjom nur 1 m Dicke, während seine südlichern Schichten 5-6 m und darüber haben. Im SW. dehnt sich der Tschernosjom von Shitomir bis Kischinew [* 31] aus, nimmt gegen O. an Breite zu und hat zwischen Tula und Nowo Tscherkask und bis zum Manytsch hin seine größte Ausdehnung von N. nach S.
Das ausgedehnte Wassernetz Rußlands gehört zwei Gebieten an und hat zur Hauptabdachung eine nordwestliche, in der die Flüsse vorwiegend zur Ostsee und zum Eismeer strömen, und eine südöstliche zum Schwarzen und Kaspischen Meer. Die Wasserscheide bilden der Nordrussische Landrücken, die Waldaihöhe und der Westrussische Landrücken. Nach dem Schmelzen des Schnees im Frühling und durch die häufigen Regen im Herbst ist in diesen zwei Jahreszeiten [* 32] die Wasserfülle bedeutend, während im Sommer der Wasserstand sämtlicher russischer Flüsse sehr niedrig ist, wodurch in der warmen Jahreszeit die Schiffahrt beeinträchtigt wird.
Und dies geschieht noch mehr in den langen Wintern, in denen eine feste Eisdecke auf den Gewässern liegt. Nach den fünf Meeren, die Rußland begrenzen, und den Flüssen, die in dieselben münden, und durch welche das Reich mit allen übrigen Staaten in direktem Schiffsverkehr steht, kann das Reich in fünf Wassersysteme geteilt werden. Zum System des Baltischen Meers gehören die Weichsel, die Warthe, der Niemen, die Windau, Düna, Kurische Aa, Livländische Aa, Salis, Torgel (Pernau), Narowa, Luga, Newa, der Kymmene, Uleå und Torneå.
Das System des Nördlichen Eismeers und Weißen Meers hat die Kola, die Kem, den Wygh, die Onega, Dwina, den Mesen, die Petschora. Zum System des Schwarzen Meers werden gerechnet der Dnjepr, Bug und Dnjestr. Das System des Kaspischen Meers hat die Wolga und den Ural, das des Asowschen Meers den Don. Nach Ausschluß aller Flüsse, auf denen nur geflößt wird, sowie der entsprechenden Teile der schiffbaren Flüsse beträgt die Länge sämtlicher Wasserstraßen im Innern des Reichs 34,557 km. Davon kommen auf die Wassersysteme:
Nördliches Eismeer u. Weißes Meer | 4964 | km oder | 14.4 | Proz. |
Kaspisches Meer | 14257 | " " | 41.4 | " |
Asowsches Meer | 3421 | " " | 9.7 | " |
Schwarzes Meer | 6104 | " " | 17.7 | " |
Baltisches Meer | 5198 | " " | 15.0 | " |
Verschiedene Verbindungssysteme | 613 | " " | 1.8 | " |
Man kann im Verhältnis zum Flächenraum des europäischen
Rußland 1 km der schiffbaren Wasserstraßen auf 145 qkm rechnen.
Rußland hat die größten Landseen Europas. Die ansehnlichsten sind: der Ladogasee, der Onegasee, der Peipussee und der Ilmensee
(s. d.). Kleinere bemerkenswerte Binnengewässer sind: der Bjelo Osero, der Jelton, Imandra, Kereti, Kowd
Osero, Kubinskoje, Kunto, Not Osero, Pjaw Osero, Seg Osero, Seliger, Wirzjärw, Woshe, Wyg Osero.
Vgl. Stuckenberg, Hydrographie des russischen Reichs (Petersb. 1842-49, 6 Bde.).
Das europäische Rußland bietet bei seiner Ausdehnung durch mehr als 25 Breitengrade natürlicherweise große Verschiedenheit in seinen klimatischen Verhältnissen, und in der That ist die mittlere Sommerwärme an der Karischen Pforte (+2° C.) geringer als in Sebastopol [* 33] die mittlere Winterwärme (+2,2°). Aber die Übergänge sind überall allmählich und unmerklich, weil die im Tiefland vorhandenen Bodenerhebungen zu niedrig sind, als daß sie eine plötzliche Abstufung des Klimas bewirken könnten.
Das Klima [* 34] Rußlands ist kontinental und bietet also bedeutende Unterschiede zwischen der Sommer- und Wintertemperatur dar; diese Gegensätze werden um so bedeutender, je mehr man sich nach O. hin dem asiatischen Festland nähert. Rußland besitzt im allgemeinen geringere Jahrestemperatur als das westliche Europa [* 35] unter gleichen Breitengraden; so hat z. B. Charkow unter 50° nördl. Br. +6,6° mittlere Jahrestemperatur, während Mainz [* 36] unter demselben Breitengrad +9,6° C. hat, ferner Jekaterinoslaw +8,1° und Wien [* 37] 10° C. (beide Städte unter 48 nördl. Br.). In dem großen russischen Flachland findet in der Richtung von W. nach O. hin unter denselben Breitengraden auch eine merkliche Abnahme der mittlern Jahrestemperatur statt. Die drei Städte Mitau, [* 38] Wladimir und Jekaterinenburg z. B. liegen alle unter 56½° nördl. Br., haben aber +6,1,° resp. +3,6° und +0,5° C. Temperatur. Wie sehr die Isothermen ¶