Titel
Europa
[* 2] (hierzu »Fluß- und Gebirgskarte«, »Staatenkarte« und »Völker- und Sprachenkarte«), [* 3]
einer der fünf Erdteile, der kleinste der drei, welche die Alte Welt bilden.
Übersicht des Inhalts: | |
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Name, Weltstellung und Grenzen | S. 919 |
Areal und Gliederung | 920 |
Meere | 921 |
Bodengestaltung | 921 |
Gewässer | 926 |
Geologische Übersicht | 927 |
Klima und Pflanzenwelt | 929 |
Tierwelt | 932 |
Bevölkerung | 933 |
Politische Verhältnisse | 936 |
Litteratur | 938 |
Name, Weltstellung und Grenzen.
Europa
ist seiner terrestrischen
Gliederung wie seiner kulturhistorischen und
politischen Bedeutung nach unbedingt der wichtigste
unter den fünf
Erdteilen. Der
Name ist wahrscheinlich assyrischen oder phönikischen Ursprungs (hier ereb =
Dunkel, d. h. Sonnenuntergang).
Die alten Griechen bezeichneten ursprünglich damit nur einen Teil des westlich von
Kleinasien gelegenen
Festlandes, insbesondere
Thrakien, in welcher Bedeutung der
Name zuerst in dem Homerischen
Hymnus auf
Apollon
[* 4] (V. 250, 1) erwähnt wird; in dem
Grad aber,
als für die
Hellenen die Kenntnis des
Westens sich erweiterte, wuchs auch das
Territorium, das man mit
jenem
Namen belegte.
Als
Grenze Europas
gegen
Asien
[* 5] wurde zu Herodots Zeit der
Phasis angesehen; später galt der
Tanais
(Don) sehr allgemein als nördliche,
der
Hellespont als südliche
Grenze im O. Nach
Strabon und besonders nach
Ptolemäos hing Europa
mit
Asien nur durch eine
Landenge
von etwa 5°
Breite
[* 6] zwischen der Nordspitze des
Asowschen
Meers und der heutigen
Ostsee zusammen. Im S. selbst schied der allgemeinsten
Annahme nach das
Mittelmeer Europa
von
Libyen, seltener rechnete man die
Nordküste
Afrikas noch zu Europa;
im äußersten
Westen reichte
es bis an die
Säulen des
[* 7]
Herkules.
Weiter ging die
Kunde der phönikischen Schiffahrer und des kühnen Massiliers
Pytheas, aber ihre Kenntnisse
waren so lückenhaft, daß sich daraus kein Gesamtbild über Europas
Gestalt gewinnen ließ. Erst
Cäsars
Eroberungen in
Gallien,
seine
Züge nach
Britannien,
Belgien,
[* 8] über den
Rhein verbreiteten über diese
Regionen einiges
Licht;
[* 9] später ward durch die Expedition
des
Germanicus auch das
Gestade der
Nordsee bis an die
Cimbrische Halbinsel bekannt, und
Ptolemäos nennt die
Inseln Skandia und
Thule.
Hinsichtlich der
Konfiguration Europas
hebt schon
Strabon die mannigfaltige
Gliederung seiner
Länder und die Auszackung seiner
Küsten hervor und bemerkt, wie
Asien und
Libyen darin gegen Europa
zurückstehen.
Indes beschränken sich alle
nähern Angaben der Alten nur auf das südliche und das mittlere Europa
im W.; das östliche mittlere Europa zog
erst seit der
Völkerwanderung die
Blicke der Geographen auf sich, und der
Norden
[* 10] erschloß sich nicht
vor der Einführung des
Christentums. Aber bereits die Alten erkannten schon in den klimatischen Verhältnissen, überhaupt
in der ganzen europäischen
Natur jene glückliche mediocritas, welche der
Entwickelung des Menschengeschlechts so förderlich
gewesen ist, und der europäische Menschenschlag erscheint bereits
Strabon in jeder Beziehung als der tüchtigste und zur
politischen
Entwickelung geschickteste.
Seiner Größe nach stellt sich Europa mehr als die größte der Halbinseln des mächtigen Asien dar, mit welchem es seiner ganzen Breite nach im O. zusammenhängt, während Afrika [* 11] fast ganz durch Meer von jenem getrennt ist; aber die selbständige Entwickelung, welche das menschliche Geschlecht auf seinem Boden genommen, Europas Stellung in der Weltgeschichte berechtigen vollständig, dasselbe als besondern Erdteil anzunehmen. Diese Selbständigkeit seiner rastlos fortschreitenden Entwickelung hat Europa seiner eignen reichen äußern und innern Gliederung zu verdanken; daß es hierdurch zur Herrschaft über die Welt befähigt ist, daß der kleine Erdteil seinen überwältigenden Einfluß auf die größern ausüben kann, das hat seinen Grund in der Weltstellung desselben. Europa liegt nämlich gerade in der Mitte der Landanhäufung auf der Erdkugel, umlagert von drei Erdteilen in größerer oder geringerer Entfernung, von Asien, Afrika und Nordamerika, [* 12] und wenn es auch nur mit einem unmittelbar zusammenhängt, so ist es von den übrigen doch bloß durch verhältnismäßig schmale und leicht zu passierende Meeresteile gesondert, so daß es auf eine ¶
Maßstab [* 14] = 1:24000000.
Höhen und Tiefenschichten in Metern.
Maßstab 1:25000000.
Die Hauptstädte sind unterstrichen.
mehr
für die Entwickelung seiner Bewohner höchst bedeutungsvolle und wohlthätige Weise mit ihnen allen in gleichmäßigen Verkehr und Austausch treten konnte.
Die nordwestlichen Grenzen [* 17] Europas berührt der Atlantische Ozean. Das Mittelländische und Schwarze Meer im S., das Baltische im N. des Erdteils, Binnenmeere von einer Bedeutung, wie sie kein andrer Kontinent aufzuweisen hat, dringen mit ihren Armen vielfältig und tief in denselben ein und bringen die entferntesten Erdteile in innigere Berührung mit Europa, als sie das kontinentale Asien trotz der Landesverbindung hat. Am kleinsten ist die Berührung mit dem ungastlichsten der Meere, die Europa bespülen, nämlich mit dem Nördlichen Eismeer.
Der größte Teil der Nord- und Nordwestgrenzen Europas ist ozeanisch; die Südgrenzen sind zwar ebenfalls größtenteils maritim, aber an Binnenmeeren gelegen und an drei Stellen (Gibraltar, [* 18] Dardanellen und Konstantinopel) [* 19] nur durch schmale Straßen von den Nachbarkontinenten geschieden; die Ostseite Europas ist völlig kontinental. Die natürliche Ostgrenze Europas, welche zunächst der Kamm des Ural, nach andern dessen Ostfuß bildet, zieht sich vom Südende dieses Gebirges aus längs des niedrigen Landrückens des Obtschej Syrt zur Wolga nach Kamyschin und folgt von da dem Abfall der Wolgahöhen südwärts über Zarizyn bis zur ponto-kaspischen Niederung, in welcher die Kuma zum Kaspischen, der Manytsch zum Schwarzen Meer zieht. Es ist dies die Grenze des Ackerbodens gegen den der Salzsteppen und Wüsten um das Kaspische Meer, welche vom Ural bis zum Kaukasus reichen; die Steppen des europäischen Rußland sind wohl baumlose Ebenen, aber ohne Salzboden. In einer nicht zu fernen Zeit der Erdgeschichte war diese Grenze freilich entschiedener ausgesprochen als gegenwärtig.
Alles deutet auf eine frühere Verbindung des Kaspischen Sees einerseits nördlich mit dem Nördlichen Eismeer, anderseits durch die genannte ponto-kaspische Niederung mit dem Schwarzen Meer hin; die letzten Reste dieser Meeresbedeckung sind die zahlreichen Salzseen, und noch ist in den regenarmen Gegenden der Boden geschwängert vom Salz [* 20] des zurückgetretenen Meers. Damals war Europa ein von Asien völlig getrennter Erdteil, und noch jetzt zeugt die Gleichartigkeit der Pflanzen- und Tierwelt an beiden Gehängen des Ural und das Auftreten der spezifisch sibirischen Formen erst weit im O. desselben für die alte Scheidung der beiden Erdteile in der gegebenen Richtung und für die Naturwahrheit der oben gezogenen Grenzen. Die politische Ostgrenze Europas greift in den russischen Gouvernements Perm und Orenburg über das Uralgebirge hinaus und hält sich später westlich vom Uralfluß, den sie nur im Gouvernement Orenburg überschreitet. Die weitere Grenze bilden das Kaspische Meer und die Flüsse [* 21] Manytsch und Kugu Jeja, welche das europäische Rußland von Kaukasien trennen.
Europas nördlichster Punkt ist das Nordkap auf Magerö, 71° 10' nördl. Br. und 25° 50' östl. L. v. Gr. (der nördlichste Punkt des Festlandes ist das Nord-Kyn), sein südlichster Punkt das Kap Tarifa, 35° 59' 53'' nördl. Br. und 5° 39' westl. L. v. Gr., sein westlichster das Kap La Roca, 38° 40' nördl. Br. und 9° 31.' westl. L. Die größte Längenausdehnung des Erdteils fällt in die Richtung von SW. nach NO., vom Kap St. Vincent (37° 3' nördl. Br.) bis zum Karischen Golf, und beträgt 5560 km, seine größte Breite in der Richtung von N. nach S., vom Nordkap (oder Nord-Kyn) bis zum Kap Matapan (36° 23' nördl. Br.), 3860 km; die schmälste Stelle ist zwischen dem Golfe du Lion und dem Viscayischen Meerbusen, 370 km breit. Im allgemeinen nimmt die Breite des europäischen Festlandes von W. nach O. hin mehr und mehr zu, so daß sich, nach Abrechnung der anstoßenden Halbinseln, als Grundgestalt des Kontinents die Form eines rechtwinkeligen Dreiecks ergibt, von dem die eine Spitze am Meerbusen von Viscaya, die andre am Karischen Golf, die dritte, mit dem rechten Winkel, [* 22] am Nordrand des Kaspischen Meers gelegen ist.
Areal und Gliederung.
Der Flächeninhalt von Europa begreift nach der politischen Grenzbestimmung (mit Ausschluß von Russisch-Kaukasien, den Kanarischen Inseln und Madeira) [* 23] 9,881,980 qkm (179,476 QM.) oder mit Einschluß der Haffe an der Ostsee, des Bodensees und des Asowschen Meers 9,923,415 qkm (180,229 QM.). Dagegen würde Europa innerhalb seiner natürlichen Grenzen (s. oben) mit Ausschluß der polaren Inseln (auch Islands) nur 9,538,300 qkm (173,225 QM.) groß sein. Die europäische Küste am Eismeer beträgt 5800 km, am Atlantischen Ozean 13,500, am Mittelländischen und Schwarzen Meer 12,600, die Küstenentwickelung des ganzen Weltteils also 31,900, zu denen noch gegen 1200 km für das Kaspische Meer kommen.
Bei keinem andern Erdteil findet eine so vielfältige Berührung zwischen Meer und Land statt, ein Verhältnis, welches sich für Europa dadurch noch günstiger gestaltet, daß diese Berührung in dem milden Westen und Süden am stärksten und ungleich größer ist als in dem starren Norden. Entsprechend diesem Verhältnis sind auch die bedeutendsten Halbinseln auf der Süd- und Nordwestseite des Erdteils angesetzt; nach dem unwirtbaren Pol hin strecken sich nur zwei geringere Glieder [* 24] (Kanin und Kola), während Skandinavien gegen den Norden hin durch hohe Gebirgsmauern abgeschlossen ist und Jütland zum Teil schon der Westhälfte des Erdteils angehört.
Man kann im ganzen zwölf europäische Halbinseln unterscheiden, welche sich als gesonderte, individuelle Länderräume an das oben bezeichnete Dreieck [* 25] anschließen. Es sind Kanin und Kola, Skandinavien, die Cimbrische Halbinsel, Nordholland, Normandie, Bretagne, Iberische Halbinsel, Italien, [* 26] Istrien, [* 27] die griechische Halbinsel und die Krim. [* 28] Ihr Flächeninhalt wird auf 2,243,000 qkm (1/5 des Erdteils) oder mit Einschluß Finnlands, das manche auch zu den Halbinseln rechnen, auf 2,683,000 qkm (48,728 QM.), ihre Küstenlänge auf 19,550 km geschätzt; letztere verhält sich also zu ihrem Flächeninhalt wie 1:115, und es erhellt hieraus, daß die günstige Küstenentwickelung des ganzen europäischen Kontinents vorzüglich diesen peninsularen Vorsprüngen zuzuschreiben ist, ohne welche Europa in dieser Beziehung noch hinter Amerika [* 29] zurückbleiben würde.
Um den so mannigfach gegliederten Körper Europas sind aber noch eine beträchtliche Zahl Inseln sehr günstig gelagert. Dieselben haben inkl. der polaren Inseln einen Flächenraum von ca. 740,000 qkm (13,440 QM.), ohne letztere von ca. 469,000 qkm (8518 QM.), liegen dabei, mit Ausnahme Islands, sämtlich den Küsten des Kontinents benachbart und sind meist durch schmale Meeresarme davon getrennt, ohne daß sie sich in langen Reihen weit in den Ozean hinaus verlaufen. Hierin liegt der Hauptgrund, daß Europa trotz seiner vielfachen Berührung mit dem Meer doch vor einer polynesischen Zerstreuung seiner Bewohner gesichert war. Einzelne der zu Europa gehörigen Inseln liegen im N. vor, sind aber nur öde, einflußlose Eilande; zahlreich sind die kleinen Felsinseln, die sich den Küsten Skandinaviens und Finnlands anschließen; größere, nämlich die niedrigen dänischen ¶
mehr
Inseln, verknüpfen Südskandinavien mit dem gegenüberliegenden Festland. Um Großbritannien [* 31] und Irland, die größten der europäischen Inseln, welche allein es zur freien, selbständigen politischen Entwickelung gebracht, gruppieren sich kleinere Inseln und Inselreihen, und nördlich von ihnen vermitteln die Färöer die Verbindung Schottlands mit Island. [* 32] Niedrige, im Kampf mit der See fortdauernd an Umfang variierende Inseln begleiten von Südjütland die Küste bis nach der Spitze Nordhollands.
Auch die Halbinseln der Normandie und Bretagne haben ihre Inselbegleitung, aber eine felsigere als das gegenüberliegende Festland. Unter den Inseln des Südens sind die wichtigsten die drei großen italienischen: Corsica, [* 33] Sardinien [* 34] und Sizilien, [* 35] in dessen Süden die Maltagruppe den Übergang zu Afrika bildet. Griechenland, [* 36] die gegliedertste der Halbinseln, besitzt auch die zahlreichsten Inseln längs seiner Küsten, von denen im O. die zahllosen Inseln des Archipels die Brücke [* 37] nach Asien bilden.
Meere.
Europas Seeküsten werden im N. vom Nördlichen Eismeer und dessen zahlreichen Buchten bespült, von denen sogar das Weiße Meer ein halbes Jahr lang durch Eisbedeckung dem Schiffahrtsverkehr verschlossen ist. Vom Atlantischen Ozean erstrecken sich zwei vom Land umringte Binnenmeere tief nach O. in den Erdteil herein, das südliche oder das Mittelmeer und das nördliche, die Nord- und Ostsee, verbunden durch die drei Straßen der Belte und des Sundes, eine wesentliche Bereicherung Nordeuropas, wenn auch jene Straßen zuweilen gänzlich zufrieren und jährlich die innersten Teile der Ostsee, der Finnische Meerbusen und von den Ålandsinseln an auch der Bottnische, sich monatelang mit Eis [* 38] bedecken.
Die Nordsee kennt kein solches Hemmnis der Schiffahrt; dort gefährden nur die Stürme den Schiffer, insbesondere beim westlichen Zugang aus dem offenen Ozean durch den Kanal. [* 39] Nur der Ozean und die Nordsee besitzen Ebbe und Flut im größern Maßstab; mit voller Wucht treffen die Flutwellen die dortigen Küsten in der Richtung aus SW. und stauen sich am höchsten am Westende des Kanals und in seiner Nachbarschaft, wo an den Scillyinseln die Springflut bis 6,5 m, an den Normännischen Inseln bis 9,7 m steigt. Am höchsten stemmt sich aber die Flutwelle im Golf von Bristol, in dessen Innerm bei Chreston die Flut die immense Höhe von 19,5 m bei einer Geschwindigkeit von 60 km in einer Stunde erreicht.
Ebenso wächst die Höhe der von N. in die Nordsee eindringenden Flut von 4-6,5 m am Humber. Kaum nennenswert ist dagegen die Größe der Gezeiten im Mittelmeer und in der Ostsee. Auch die Strömungen des Meers sind gewaltiger an der ozeanischen Seite; schwächer, wenn auch vorhanden, sind sie in den Binnenmeeren. Von den Küsten der Nordsee und des Atlantischen Ozeans geht daher erst seit der höhern Ausbildung der Schiffahrt der Weltverkehr aus, während das nur durch enge Straßen mit den Nachbarmeeren zusammenhängende, einem See gleich geschlossene Mittelmeer früh schon, in der Kindheit der Völkerschiffahrt, den Verkehr zwischen seinen umliegenden Küsten ermöglichte und Europa die Bildungselemente aus dem Osten zuführte, die sich auf dem gegliederten Boden Europas zu reicherer Blüte [* 40] entfalteten und endlich die in die Mitte seiner Küsten gestellte italische Halbinsel zur Herrin aller Mittelmeerländer machten. Auch hier sind die östlichen Meeresteile die am wenigsten begünstigten; Pontus euxinus (»gastliches Meer«) war nur ein Euphemismus für das noch jetzt durch seine Stürme die Schiffahrt gefährdende Schwarze Meer, und das Asowsche Meer ist ebenfalls ein wahres Eismeer, welches fast jährlich völlig zufriert und bei Taganrog ausnahmslos von Anfang November bis März durch Eisbedeckung geschlossen ist.
Bodengestaltung.
(Vgl. die »Fluß- und Gebirgskarte von Europa«.)
Der vielgestaltigen horizontalen Gliederung Europas entspricht die Erhebung seines Bodens, wenn auch der größte Teil desselben Tiefland, nur ein kleiner Berg- und Gebirgsland ist. Den ganzen Osten Europas nimmt ein großes Tiefland ein, das in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Tiefland Turans und Sibiriens steht und von der Grenze Asiens bis zu der Westküste Europas am Kanal reicht. Es legt sich mit den nordöstlichen Gliedern des Atlantischen Ozeans trennend zwischen das gebirgige Skandinavien im N. und das von niedern Hügelzügen bis zur Hochgebirgshöhe sich erhebende Berg- und Gebirgsland im S. des Kontinents.
Dieses dem nordosteuropäischen Tiefland entgegengesetzte südwestliche höhere Europa ist aber kein einförmiges, geschlossenes Hochland, sondern mannigfach in horizontaler und vertikaler Richtung gegliedert; längs der Ströme dringt das Tiefland weit in sein Inneres ein, am gegliedertsten längs der Donau; ausgedehnte Hochebenen und aus ihrer Zerstückelung entstandene Berg- und Hügellandschaften trennen seine Hügel-, Berg- und Gebirgsketten voneinander.
Seine höchste Erhebung besitzt es im Alpensystem, welches sich im Kreisbogen um das nördliche Italien herumlegt, und mit dessen Enden die Gebirge der italischen und griechischen Halbinsel in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Getrennt durch ein die Schweiz, [* 41] Südschwaben und Bayern [* 42] durchziehendes Plateauland, die süddeutsche Hochebene, welche ostwärts mit den Donautieflandschaften, südwestwärts mit dem Tiefland des Rhône zusammenhängt, folgt nördlich, konzentrisch um die Alpen [* 43] gelegen, der große Gürtel [* 44] von Mittelgebirgslandschaften, von denen keine die Schneegrenze erreicht, wenn auch die Karpathen in ihren höhern Teilen schon alpine Natur besitzen.
Dieser Mittelgebirgsbogen reicht aus den Ebenen der Garonne durch Frankreich, Deutschland, [* 45] Ungarn [* 46] und seine Grenzländer bis zum Mündungsland der Donau, indem er seine höchste nördliche Breite an der untern Weser erreicht. Durch Tiefland getrennt, lagern sich noch einzelne isolierte, niedrige, kleine Berglandschaften herum, so an der untersten Donau die Dobrudscha im O. wie westlich an den Küsten Frankreichs die Normandie und Bretagne. Auch die große spanische Halbinsel, die trotz ihrer einfachen Umrisse in sich mannigfach orographisch gegliedert ist, hängt nicht mit dem Körper des Berglandes zusammen, sondern wird davon völlig getrennt durch ein Tiefland, das, gegen O. zu einer schmalen Enge zusammengeschnürt, welcher der Kanal von Languedoc folgt, die Flachländer an den Küsten des Viscayischen und Mittelmeers [* 47] miteinander verbindet. Die von der Nordseite des Tieflandes ausgehenden Halbinseln, wie Jütland, Holland, und die jener anliegenden Inseln sind gebirgslos, während die übrigen im W. und S. sämtlich Gebirge besitzen.
Das große europäische Tiefland, welches von den Gestaden des Nördlichen Eismeers bis zu denen des Schwarzen Meers seine größte Breite von 2270 km erreicht, westwärts sich aber mehr und mehr verschmälert, eingeschränkt durch die angrenzenden Berglandschaften und durch die Ost- und Nordsee, besitzt die ¶