Eunuch
(griech.,
Verschnittener, Entmannter,
Kastrat), im allgemeinen ein der
Hoden, auch wohl des
Penis beraubter, somit
zur
Zeugung unfähiger Mann (s. Kastration), im engern
Sinn ein
Verschnittener, dem im
Orient die Obhut über den
Harem anvertraut
ist. In der
Regel wird die
Entmannung durch das zuverlässigste und einfachste
Verfahren, Wegnehmen der
Hoden, bewirkt, so namentlich bei den italienischen
Kastraten; weil indes hiernach oft noch einige Erektionsfähigkeit des
Gliedes, also Potentia coëundi, zurückbleibt, so wird einem großen Teil der orientalischen Eunuchen
auch noch der
Hodensack und der
Penis weggenommen, eine
Operation, welche der
Mehrzahl der ihr Unterworfenen das
Leben kostet,
weshalb die Übrigbleibenden besonders teuer bezahlt werden. Im
Altertum war auch noch eine einfachere, freilich unzuverlässigere
Entmannungsmethode üblich, wobei die
Hoden nicht weggenommen, sondern nur durch Reiben,
Drücken und ähnliche
Manipulationen
mehr oder weniger zerstört wurden; die so Entmannten hießen Thlibiae, Thlasiae, Thladiae.
Unter ihnen fand sich besonders häufig und vollkommener als bei andern die Potentia coëundi erhalten,
und sie besonders
wurden deshalb von den ausschweifenden römischen
Frauen zu einer folgenlosen Befriedigung des
Geschlechtstriebs gemißbraucht.
Die
Sitte, Eunuchen
als Frauenwächter zu halten, ist eine
Folge der
Vielweiberei; in
Ländern, wo
Monogamie
herrscht, kam sie nur vor, wenn asiatische Wollust eindrang, z. B. in der Zeit der römischen
und byzantinischen
Kaiser. Die
Sitte der
Entmannung zu dem angebenen
Zweck scheint in
Libyen ihren Ursprung gehabt und sich von
dort über
Ägypten
[* 2] nach dem
Orient verbreitet zu haben.
Syrien und
Kleinasien waren in dieser Beziehung
besonders berühmt. Am oströmischen
Hof
[* 3] spielten die Verschnittenen eine große
Rolle; sie waren häufig die Günstlinge der
Kaiser und
Großen, und der
Name Eunuchos
kommt daselbst sogar zur Bezeichnung eines Hofamtes
¶
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vor, etwa gleichbedeutend mit Kammerherr. Das Oberhaupt der schwarzen Eunuchen
am jetzigen türkischen Hof ist der Kislar Agassi.