Titel
Ethnograph
ische
Litteratur
1886-91.
Wenn schon die Zahl der selbständigen Werke, welche sich mit ethnograph
ischen
und anthropologischen
Fragen beschäftigen, eine außerordentlich schnell wachsende ist, wobei man auch
die meisten der in jüngster Zeit sich häufenden Reisewerke zu berücksichtigen hat, da sie oft wertvolle Beiträge zur
Völkerkunde bringen, so mehrten sich doch die in Fachzeitschriften verstreuten kleinern
Aufsätze in ungleich stärkerm
Maße.
Und diese kleinern Beiträge, deren Gebiet meist ein enger umschriebenes
Feld ist, haben häufig eine
sehr hohe Bedeutung, weil sie gewöhnlich in Spezialuntersuchungen sich vertiefen. Es ist daher in folgender Litteratur
übersicht
angestrebt worden, aus der
Fülle der
Publikationen der letzten Jahre die wertvollsten auszuscheiden und dieselben womöglich
mit einer kurzen Charakterisierung hier aufzuführen. Eingehendere Inhaltsangaben bringt regelmäßig der von A.
Supan geleitete Litteratur
bericht in
»Petermanns Mitteilungen«.
Allgemeine Völkerkunde und Anthropogeographie.
Als
für weitere
Kreise
[* 2] bestimmt und durch eine
Fülle ausgezeichneter Abbildungen nach den besten
Quellen geschmückt erschien
Ratzels
»Völkerkunde« (Leipz. 1885-88, 3 Bde.).
W.
Schneiders Werk: »Die Naturvölker. Mißverständnisse, Mißdeutungen und
Mißhandlungen« (Paderb. u.
Münster
[* 3] 1885-86, 2
Tle.), nimmt
Stellung gegen die darwinistische Auffassung
der
Entwickelung des Menschengeschlechts aus niedern, tierähnlichen Anfängen. Auch die letzten
Abschnitte des in gleicher
Weise wie
Ratzels
Völkerkunde ausgestatteten vortrefflichen Werks von
Ranke: »Der
Mensch« (Leipz. 1886
),
gehören hierher. Als eine populäre Völkerkunde nach französischer Auffassung darf Wermann, »Les races humaines«, gelten. De Quatrefages, »Histoire générale des races humaines« (Par. 1889),
kommt zu dem
Schluß, daß
der boreale Ursprung des
Menschen der wahrscheinliche und daß die gelbe
Rasse zuerst auf der
Erde erschienen sei.
Bastian, »Zur
Lehre
[* 4] von den geographischen
Provinzen« (Berl. 1886
), stellt den
Satz auf, daß die Ethnologie die
Entwickelung des Menschengeistes
als
Produkt seiner Umgebung aufzufassen habe, welche wieder eine nach außen wirkende psychische
Atmosphäre
schaffe. R.
Andrees kleine
Schrift »Die
Anthropophagie« (Leipz. 1887) weist das hier noch heute, dort früher bestehende Vorkommen
der
Menschenfresserei auf dem ganzen Erdball nach. A. Featherman behandelt im zweiten
Band
[* 5] seiner »social history of the races
of mankind« (Lond. 1887) die
Papua und Malaio-Melanesier in derselben unzuverlässigen
Weise wie andre
Völker im ersten
Band
seines Werkes. A. de
Quatrefages, »Les
Pygmées« (Par. 1887),
weist nach, daß die Pygmäen keine Fabelwesen sind, beschäftigt sich aber vorzugsweise mit den Negrito. H. Heyberg, »Einige Beispiele aus Europa [* 6] über Völkerverbindung und Völkertrennung durch Gebirge, Flüsse [* 7] und Meeresarme« (Halle [* 8] 1887),
stellt mit großer
Gelehrsamkeit geographisches und
ethnograph
isches
Material zusammen, um die geschichtliche Bedeutung des Wolgastroms und des Balkangebirges klarzustellen.
R.
Andree, »Das
Zeichnen bei den Naturvölkern« (in den »Mitteilungen der Anthropologischen
Gesellschaft zu
Wien«
[* 9] 1887) ist wieder eine der gründlichen Spezialuntersuchungen dieses sein Gebiet mit
Geschick und
Geschmack beherrschenden Forschers. M.
Bartels fügte zu dem wohlbekannten Werk von Ploß, »Das
Weib in der
Natur-
und
Völkerkunde« (3. Aufl., Leipz. 1892), ganz neue
Kapitel, während der alte
Stoff vielfach durchgearbeitet, ergänzt und
bildnerisch durch
Aufnahme anatomischer Abbildungen und Rassentypen bereichert wurde. In gewohnter geistreicher,
aber auch wieder in jener bizarren, abspringenden Darstellungsweise, die ihn so schwer genießbar macht, hat
Bastian in einem
zweibändigen Werk: »Allerlei aus
Volks- und Menschenkunde« (Berl. 1888, mit 21 Tafeln),
das Gedankenleben der Völker behandelt.
Ethnograph
ische
Schmidt hat sich in seinen »Anthropologischen
Methoden« (Leipz. 1888) der dankbaren Aufgabe unterzogen,
ein allgemeines Handbuch der anthropologischen Forschungsarbeit zu verfassen. Beachtenswert ist auch der
Aufsatz von W.
Cramer,
»Die Aufgaben und das
Ziel der anthropologischen Forschung«
(Metz
[* 10] 1888).
Fr. Galton schlägt in
»Human variety«
(»Nature« 1889)
eine neue Art der Bestimmung körperlicher Eigentümlichkeiten vor. R.
Andree bringt in seinen »Ethnograph
ischen
Parallelen
und
Vergleichen« (Leipz. 1889) eine wertvolle Sammlung von Abhandlungen zur vergleichenden
Völkerkunde, als eine neue
Folge der schon 10 Jahre
¶
mehr
vorher erschienenen ersten gleichwertigen Sammlung. Le
[* 12] Bons »Les premières civilisations« (Par.
1888) erscheinen gewissermaßen als eine Erweiterung seiner früher gelieferten Arbeit »L'homme et les sociétés«. Ethnograph
ische Petri
tritt in »Verkehr und Handel in ihren Uranfängen« (St. Gallen 1888) der Anschauung entgegen, welche den Menschen aus dem Raubtier
[* 13] sich entwickeln läßt. Miß Buckland beschreibt im »Journal of the Anthropological Institute« (Lond. 1888)
die verschiedenen Arten des Tättowierens und seine Verbreitung.
Fr. Ratzels gedankenreiche Schrift: »Über die Anwendung des Begriffs ‚Ökumene' auf geograph. Probleme der Gegenwart« (1888),
müssen wir gleichfalls hierher rechnen. Desselben Verfassers hochbedeutsame Schrift: »Anthropogeographie. Zweiter Teil: Die
geographische Verbreitung des Menschen« (Stuttg. 1891
),
ist eine Fortsetzung seiner bereits früher erschienenen Arbeit auf demselben Gebiet. Eine wenig wissenschaftliche Ordnung der Menschheit nach rein anthropologischen Merkmalen versucht Deniker, »Essay d'une classification des races humaines« (Par. 1889),
dagegen liefert Post in seinen »Studien zur Entwickelungsgeschichte
[* 14] des Familienrechts« (Oldenb. 1889) einen weitern wertvollen
Baustein zu seinen seit 1875 veröffentlichten Schriften ethnologisch-rechtswissenschaftlichen Inhalts. Kern weist in »Taalkundig
gegevens ter bepaling van het Stamland der Maleisch - Polynesische Volken« (Amsterd. 1889) abermals die südostasiatische
Urheimat der Malaio-Polynesier nach; Ethnograph
ische Metzger behandelt dasselbe Thema im »Globus« 1890. über die Urheimat der arischen Völker
liegt eine Anzahl von Schriften vor.
Rendall, »The cradle of the Aryans« (Lond. 1889),
Taylor, »The origin of the Aryans« (das. 1889),
und Sayce, »The primitive home of the Aryans« (»Science« 1889),
Penka, Die Entstehung der arischen Rasse« (»Ausland« 1891
)
u. a. Zu nennen sind hier noch Ollivier-Beauregard, »En Orient. Études ethnologiques et linguistiques
à travers les âges et les peuples« (Par. 1889);
Colocci, »Gli Zingari, storia d'un popolo errante« (Turin [* 15] 1889);
Wlislocki,
»Volksglaube und religiöser Brauch der Zigeuner« (Münster 1891
);
T. Achelis, »Die Entwickelung der modernen Ethnologie« (Berl. 1890);
Buffa, »Geografia antropologica-politica« (Genua [* 16] 1889),
Porter, »Notes on the artificial deformation of children among savage and civilized peoples, with a bib1iography« (Washingt. 1889) und die Aufsätze von Ratzel: Über die anthropologischen Begriffe«, »Geschichtliche Tiefe und Tiefe der Menschheit« in den »Verhandlungen der Königlich [* 17] sächs. Gesellschaft der Wissenschaften«;
Im Thurn, »Primitive games« in »Timehri« 1889, und von den Steinen, »Erfahrungen zur Entwickelungsgeschichte der Völkergedanken«
in den »Verhandlungen des achten deutschen Geographentages« 1889, M. Wagner, »Die Kulturzüchtung des Menschen«
im »Kosmos« 1886
, R. Andree, »Die Marken in der Völkerkunde« im »Archiv für Anthropologie« (Braunschw. 1886
),
und »Die Flutsage«
(das. 1891
);
Dallas, »On the primary divisions and geographical distribution of mankind«
im »Journal of the Anthropological Institute« 1886;
Petri, »Unser Verhältnis zu den Völkern niederer Kultur«
(»Globus« 1886
);
Kulischer, »Der Dualismus der Ethik bei den primitiven Völkern« in der »Zeitschrift für Ethnologie« 1886;
de Rosny, »Les religions de l'extrême Orient« (Par. 1886
);
Garson, »Internationale Verständigung über die Nomenklatur des
Schädelindex« in den »Verhandlungen der Gesellschaft für Anthropologie
etc.« (Berl. 1886
);
Felkin, »A contribution to the determination of sex« im »Edinburgh Medical Journal« 1886;
»Anthropologische Privatsammlungen Deutschlands«, [* 18] 1. Teil im »Archiv für Anthropologie« (Braunschw. 1887);
Scheppig, »Urgeschichte des Menschengeschlechts« (Berl. 1891
);
Hellwald, »Ethnographische
Rösselsprünge« (Leipz. 1891
);
Jakob, »Der Mensch, die Krone der irdischen Schöpfung« (Freib. i. Br. 1890);
Brinton, »Races and peoples« (New York 1890);
Köppen, »Ein neuer tier-geographischer Beitrag zur Frage über die Urheimat der Indoeuropäer und Ugrofinnen (im "Ausland« 1890);
Deniker und Laloy, »Les races exotiques à l'exposition universelle de 1889« (»L'Anthropologie«, Bd. 1);
Reclus, »Primitive folk« (Lond. 1891
);
Schurtz, »Grundzüge einer Philosophie der Tracht« (Stuttg. 1891
);
Mor.
Hörnes, »Die Urgeschichte des Menschen« (Wien 1891
).
Das Thema der Akklimatisation der Europäer in überseeischen Gebieten ist seit dem Erwerb eigner Kolonien in Deutschland [* 19] auf die Tagesordnung gesetzt worden. Mähly, »Akklimatisation und Klimafieber« in der »Deutschen Kolonialzeitung« 1886, bezeichnet das tropische Klima [* 20] nicht an und für sich als für weiße Einwanderer gefährlich, während Hirsch, [* 21] »Akklimatisation und Kolonisation« in den »Verhandlungen der Berliner [* 22] Gesellschaft für Anthropologie etc.« 1886, nur Spanier, Italiener und Malteser als geeignet für Kolonisation in den Tropen ansieht. Schellings »Tropenhygienische Betrachtungen« (»Deutsche [* 23] Kolonialzeitung« 1888) richten sich insbesondere auf die Verhältnisse in Kaiser Wilhelms-Land. In der ihm eignen, weit über den Rahmen der vorliegenden Frage, hinausgehenden Weise behandelt dies Thema Bastian in »Über Klima und Akklimatisation nach ethnischen Gesichtspunkten« (Berl. 1889). Martins »Ärztliche Erfahrungen über die Malaria der Tropenländer« (Berl. 1889) geben die Erfahrungen einer siebenjährigen Praxis im Sultanat Deli (Sumatra).
Felkin, »On the geographical distribution of some tropical diseases« (Edinb. u. Lond. 1889), zieht die ganze Reihe tropischer Krankheiten in den Kreis [* 24] seiner Betrachtungen und gibt eine kartographische Darstellung des Verbreitungsgebiets jeder der besprochenen Krankheiten. Weiter sind auf diesem Gebiet zu nennen: G. Treille, »De l'acclimatation des Européens dans les pays chauds« (Par. 1888);
Stassano, »La zona torrida e il cosmopolitismo dell' uomo« im »Bulletin der Italienischen Geographischen Gesellschaft« (Rom [* 25] 1889);
Stolz, »Das Leben der Europäer in den Tropenländern« in den »Mitteilungen der ostschweizerischen geographisch-kommerziellen Gesellschaft« (St. Gallen 1888);
Fisch, »Tropische Krankheiten«
(Basel
[* 26] 1891
);
Zippel, »Wie ist das Malariafieber in den Tropen mit besserm Erfolg als bisher zu behandeln?« (Gütersloh 1891);
Stockvis, »Über vergleichende Rassenpathologie und die Widerstandsfähigkeit des Europäers in den Tropen« (Berl. 1890).
Europa.
Auf die ethnographischen
Verhältnisse des Erdteils im allgemeinen oder größerer Teile beziehen sich das in 2. Auflage von
Dottin herausgegebene Werk von Arbois de Jubainville, »Les priemiers habitants de l'Europe« (Par.
1888),
ferner Preiß, »Die Juden in Europa« (Königsb. 1888),
Mahrenholtz u. Wünsche, »Grundzüge der staatlichen und geistigen Entwickelung der europäischen Völker« (Oppeln [* 27] 1888),
Hellwald, »Die Welt der Slawen« (Berl. 1890),
Munro, »The lake-dewillings of Europe« (Lond. 1890). ¶
mehr
Das Deutsche Reich bietet weniger Raum für ethnographische
Untersuchungen als andre, von mehr gemischten oder weniger bekannten
Volksstämmen bewohnte Länder, doch haben wir auch hier eine rege litterarische Ausbeute als Ergebnis angestellter Untersuchungen
vor uns. Die von Kirchhoff herausgegebenen »Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde«, in denen verschiedene der unten
genannten Schriften veröffentlicht wurden, sind 1891 bis zum 6. Bande fortgeschritten.
Haushalter, »Die Grenze zwischen dem oberdeutschen und dem niederdeutschen Sprachgebiet östlich der Elbe« (Halle 1886),
bringt andern Darstellungen gegenüber wesentliche Berichtigungen. Baldow, »Die Ansiedelungen an der mittlern Oder« (Halle 1886),
gibt eine Darstellung der vorgeschichtlichen und geschichtlichen Ansiedelungen des Flußgebiets zwischen den Mündungen der Warthe und des Bobers. Weinhold, »Die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen in Schlesien« [* 29] (Stuttg. 1887),
weist nach, daß ein großer Teil der dortigen Deutschen von germanisierten Polen stammt. Mayer, »Über die Ortsnamen im Ries und seinen nächsten Angrenzungen« (Nördl. 1887),
weist den zumeist fränkischen Ursprung derselben nach. H. Kieperts »Übersichtskarte der Verbreitung der Deutschen in Europa« (Berl. 1887) ist eigentlich eine Sprachenkarte [* 30] von Mitteleuropa. Nach This, »Die deutsch-französische Sprachgrenze im Elsaß« (Straßb. 1888),
hat im obern Leberthal das Deutschtum seit 1874 einige Eroberungen gemacht. Der Schrift ging eine Untersuchung über die Sprachgrenze in Lothringen (1887, beide in dem Sammelwerk »Beiträge zur Landes- und Volkskunde von Elsaß«) voraus. Weiter sind zu nennen: Nordhoff, »Haus, Hof, [* 31] Mark und Gemeinde Nordwestfalens im historischen Überblick« (Stuttg. 1889);
Wasserzieher, »Die Sprachgrenze in Schleswig« [* 32] (»Berichte des Freien Deutschen Hochstifts« 1890);
Nadmorski, »Die polnische Bevölkerung [* 33] Westpreußens, ihre Zahl und Wohnsitze im laufenden Jahrhundert« (»Physiographisches Jahrbuch« 1889);
Leinhose, »Bevölkerung und Siedelungen im Schwarzagebiet« (Halle 1890);
Birlinger, »Rechtsrheinisches Alamannien: Grenze, Sprache, [* 34] Eigenart (Stuttg. 1890); Chantre, «Les tumulus de la region des lacs d'Ammer et de Staffel« (Lyon [* 35] 1889);
Virchow und Voß, »Nachrichten über deutsche Altertumskunde« (Berl. 1890);
Weiske, »Slawische Sprachreste, insbesondere Ortsnamen aus dem Havellande« (Rathenow [* 36] 1890);
Mehlis, »Hacke und Beil am Mittelrhein zur Steinzeit« [* 37] (Dürkheim [* 38] 1890);
Jensen, »Die nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, Amrum und die Halligen vormals und jetzt« (Hamb. 1891);
Lissauer, »Altertümer der Bronzezeit in der Provinz Westpreußen [* 39] und den angrenzenden Gebieten« (Danzig [* 40] 1891),
und von neuen Zeitschriften: »Zeitschrift des Vereins für Volkskunde«, hrsg. von Weinhold (Berl. seit 1891, neue Folge der »Zeitschrift für Völkerpsychologie«);
»Am Urquell. Monatsschrift für Volkskunde«, hrsg. von Friedrich Krauß (Hamb. seit 1890).
[Österreich-Ungarn.]
Zur Kenntnis der Bevölkerungsverhältnisse des vielsprachigen Kaiserreichs lieferten wertvolle Beiträge: Gehre, Die deutschen Sprachinseln in Österreich« [* 41] (Großenhain [* 42] 1886),
welcher zeigt, daß hier überall die deutschen Sprachinseln im Verschwinden begriffen sind, und Schlesinger, »Die Nationalitätsverhältnisse Böhmens« (Stuttg. 1886),
der dasselbe für Böhmen [* 43] nachweist. Bidermann, »Die Nationalitäten in Tirol [* 44] und die wechselnden Schicksale ihrer Verbreitung« (Stuttg. 1886),
gibt eine historische und geographische Darstellung des Kampfes und der Verbreitung der hier in Frage kommenden Deutschen, Italiener und Romanen. Derselbe Verfasser bespricht in »Neuere slawische Siedelungen auf süddeutschem Boden« (Stuttg. 1888) namentlich die tschechischen Einwanderungen nach Steiermark [* 45] und Niederösterreich, während Schmitt, »Die Bevölkerung von Tirol« in der »Österreichischen Touristenzeitung«, den Nachweis versucht, daß die Bayern [* 46] das Land in friedlicher Weise besetzten.
Rétheys ethnographische
Karte (Budapest
[* 47] 1886) stellt nach der Volkszählung von 1880 die Verbreitung der
in Ungarn
[* 48] lebenden Völker in zehn verschiedenen Farben dar. H. v. Wlislocki, »Vom wandernden Zigeunervolk.
Bilder aus dem Leben der Siebenbürger Zigeuner« (Hamb. 1890),
bringt wertvolle Mitteilungen über Sitten und Bräuche, Glauben, Poesie und Sprache der siebenbürgischen Zigeuner. Über die ethnologischen Verhältnisse in den adriatischen Küstenländern schrieben: Tomasin, »Die Volksstämme im Gebiet von Triest [* 49] u. in Istrien« [* 50] (Triest 1890),
und Canestrini und Moschen, »Sulla antropologia fisica del Trentino« (Padua [* 51] 1890),
über die der Bukowina: Dan, »Die Völkerschaften in der Bukowina« (Czernowitz [* 52] 1890),
und Alinesen, »Populatia, Bucovineĭ« (im Bulletin der rumän. geogr. Gesellsch., Bukarest [* 53] 1890). Held, »Das deutsche Sprachgebiet von Mähren und Schlesien«, 4 Kartenblätter mit Text (Brünn [* 54] 1888),
weist nach, wie sehr in den letzten 25 Jahren das Deutschtum in diesen Gegenden an Boden verloren hat. Weiter sind zu nennen: Weisbach, »Die Herzegowiner, verglichen mit Tschechen und Deutschen aus Mähren nach Major Himmels Messungen« (Wien 1889);
Wlislocki, »Sitte und Brauch der Siebenbürger Sachsen« [* 55] (Hamb. 1888),
»Volksdichtungen der siebenbürgischen und südungarischen Zigeuner« (Wien 1890) und »Märchen und Sagen der Bukowinaer und Siebenbürger Armenier« (Hamb. 1892);
Le Monnier, »Sprachenkarte von Österreich-Ungarn« [* 56] (Wien 1888);
C. v. Czörnig, »Die deutschen Sprachinseln im Süden des geschlossenen deutschen Sprachgebiets in ihrem gegenwärtigen Zustand« (Klagenfurt [* 57] 1889);
Krones, »Die deutsche Besiedelung der östlichen Alpenländer« (Stuttg. 1889).
Neue Zeitschriften sind: »Anzeiger für die Völkerkunde Ungarns« (Budapest 1891) und »Der Bote des Landesmuseums in Bosnien [* 58] und dem Herzögischen«.
[Frankreich.]
Wenig gerecht seiner Aufgabe wird Kano, »Les populations Bretonnes« (Par. 1886). Kulturgeschichtliche Studien sind A. und C. Frémine, »Les Français dans les îles de la Manche, îles anglo-normandes« (Par. 1888);
de Broguérec, »Loc-Maria-Kaër, étude de géographie gallo-romain en Armorique« (Lorient 1888);
Brunel, »Les Vaudois des alpes Françaises et de Fressinières en particulier« (Par. 1889);
Pommerol, »Sur l'anthropologie de la Limagne« (Clermont-Ferrand 1889);
Chaillou, »Mémoire sur la station gallo-romaine des Cléons, Haute-Goulaine, près Nantes« [* 59] (Caen 1886);
Cartailhac, »La France préhistorique, d'après les sépultures et les monuments« (Par. 1890).
[Belgien.]
Brämer, »Nationalität und Sprache im Königreich Belgien« [* 60] (Stuttg. 1887),
weist nach, daß die wallonische Nationalität im Vordringen begriffen ist; Delvaux, »Essai d'une carte anthropologique préhistorique de la Belgique« (Brüssel [* 61] 1888), zeigt, welche bedeutenden wissenschaftlichen Ergebnisse durch eine systematische anthropologisch-vorgeschichtliche Landesuntersuchung und Kartierung zu Tage gefördert werden können. Noch ist zu nennen: Fraipont und Lohest, »La race humaine de Néanderthal ou de Caustadt en Belgique« (Gent [* 62] 1888). ¶