Estrup
,
Jakob Brönnum Scavenius, dän. Staatsmann, geb.
widmete sich der
Forst- und
Landwirtschaft, wurde schon mit dem 21. Lebensjahr
Besitzer des großen Herrenhofs
Kongsdal auf
Seeland und erwarb sechs Jahre später Skaffögaard in
Jütland. 1856 wurde er als
Abgeordneter in den dänischen
Reichstag gewählt, mußte sich jedoch kurz nachher aus Gesundheitsrücksichten zurückziehen und hielt sich neun Jahre
lang vollständig fern von aller politischen Thätigkeit. 1864 wurde er Mitglied des
Reichsrats, und seit 1866 gehört
er wieder dem
Reichstag an. Seine Thätigkeit im dänischen
Parlament erwarb ihm vielseitige
Anerkennung, und als
Graf
Frijs-Frijsenborg ein
neues
Kabinett bildete, übernahm Estrup
das
Ministerium des Innern, das er bis
Herbst 1869 innehatte.
Nachdem die Ministerien
Holstein-Holsteinborg und
Fonnesbech vergebens bemüht gewesen waren, den
Widerstand
der
Linken im
Folkething zu brechen, bildete Estrup
ein
Ministerium. Der Weigerung des
Folkethings, das Wehrgesetz und
die
Vorlagen über die
Landesverteidigung anzunehmen, begegnete Estrup
mit wiederholten
Auflösungen, die, anstatt die
Opposition
zu schwächen, nur zur Kräftigung derselben beitrugen.
In dem heftigen
Konflikt, der infolgedessen zwischen
dem
Ministerium und dem
Folkething entbrannte und alle gesetzgeberische Thätigkeit lähmte, ja wiederholt kein gesetzmäßiges
Budget zu stande kommen ließ, stützte sich Estrup
auf das
Landsthing, die Erste
Kammer, und weigerte sich, zurückzutreten, solange
weder dieses noch der König der
Forderung des
Folkethings, daß er seine Entlassung nehme, sich anschlössen.
Vielmehr ging er mit strengen Maßregeln gegen die radikalen
Agitationen vor.