Estrich
oder
Ästrich, jeder Fußboden, der aus einer zusammenhängenden, anfangs weichen, später erhärtenden
Masse
besteht und sonach eine von keiner Fuge unterbrochene
Fläche bildet. Je nach der Anwendung von
Lehm,
Kalkmörtel,
Gips,
[* 2]
Asphalt,
Cement unterscheidet man
Lehm-,
Kalkmörtel-,
Gips-,
Asphalt-,
Cement-Estrich. Bei
Gewölben giebt man eine
Sandschüttung als Unterlage, während auf Balkendecken vorerst ein dichter Bretterbelag hergestellt werden muß, dessen
Fugen durch 3–4 cm starken Lehmverstrich gedichtet werden, worauf eine geebnete Sandschicht die unmittelbare Unterlage
der Estrich
bildet.
Lehm-Estrich findet namentlich bei landwirtschaftlichen Bauten Anwendung und bildet vorzugsweise den Fußboden
in
Dreschtennen, auf Getreide- und Dachböden. Er besteht aus einer 20 cm starken Lehmschicht, welche
mit Dreschflegeln bis zur größten Festigkeit
[* 3] geschlagen und geglättet wird. Zu besserer
Bindung wird das Material mit Ochsenblut
oder Teergalle gestrichen
und mit
Hammerschlag bestreut.
Die
Kalkmörtel-Estriche sind schon von den Alten angewendet worden, wie Vitruv und
Plinius berichten (vitruvianischer und
griechischer Estrich
). Der russische
Kalkmörtel-Estrich hat eine aus
Steinen festgestampfte Unterlage, worauf der hydraulische
Kalk, mit
Kies im Mischungsverhältnis 1:2 vermengt, gebreitet und festgestampft wird.
Cement-Estriche müssen eine ganz besonders feste Unterlage erhalten, wozu sich der
Beton am besten eignet. Zum Estrich
verwendet
man am meisten
Portland-Cement mit gewaschenem scharfen Kieselsand in einem Mischungsverhältnis von 1:3.
Er wird geglättet mittels
Glätteisen oder ungeglättet hergestellt, welches letztere dem erstern vorzuziehen ist. Eine besondere
Art der
Cement-Estriche ist der
Traß-Estrich, welches Material im Brohlethal am Rhein bei
Andernach gewonnen wird.
Derselbe besteht aus 3
Teilen Kalk, 8
Teilen
Traß und 6
Teilen Kohlenasche. Durch den
Traß erhält der gewöhnliche
Kalk hydraulische Eigenschaften. Der Estrich
wird 25 cm hoch aufgetragen und bis auf 15 cm
Stärke
[* 4] zusammengestampft, während
die Oberfläche mit Eisenfeilspänen und Kalkstaub bestreut wird. Werden in eine Cementbetonunterlage kleine (bunte, farbige)
Marmorstücke eingelegt, eventuell nach bestimmtem
Muster, so entsteht der venetianische oder italienische
Terrazzo, welcher trocken politurfähig ist. Die Politur wird erzielt durch
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Schleifen mit feinem Sand und Stein und Bimsstein, worauf die Fläche mit Leinöl abgerieben wird. Die Gips-Estriche sind namentlich in Italien, [* 6] in Frankreich und am Harz gebräuchlich. Auch sie erhalten eine geebnete Unterlage aus feinem Sand, worauf der mit Leimwasser zu einem dünnen Brei bereitete Gips 3 cm stark aufgetragen wird. Nach Erhärtung desselben wird die Fläche dreimal mit heißem Leinöl abgerieben.
Die Asphalt-Estriche werden in neuerer Zeit am meisten angewendet und eignen sich vorzugsweise für Keller, Fluren, Korridore,
Abtritte, Pissoirs u. s. w. Der Gußasphalt wird auf eine 9–12 cm starke Betonschicht oder auf in Sand verlegtes Ziegelsteinpflaster
in einer Stärke von 10–25 mm aufgetragen, worauf die Gußmasse mit gesiebtem Sand gleichmäßig überstreut
wird, um sie körnig zu machen. Die Estrich
masse besteht aus geschmolzenem Asphaltmastix, dem man etwas Bitumen und rein gewaschenen
Sand oder sehr kleinkörnigen Kies unter stetem Umrühren zusetzt.
Die Estrich
sind kühl, haltbar und feuersicher und gewähren Schutz gegen Ungeziefer.