Esra
,
jüd.
Priester und Schriftgelehrter, Restaurator des jüdischen
Staats. Begünstigt und ausgestattet vom König
Artaxerxes Longimanus, zog er 458
v. Chr. an der
Spitze von etwa 1800 israelitischen Männern von
Persien
[* 2] nach
Palästina,
[* 3] um
der in
Verfall geratenden
Kolonie
Serubabels in
Jerusalem
[* 4] aufzuhelfen und eine
Reinigung des
Volkes nach priesterlich-mosaischer
Rechtsanschauung vorzunehmen. Die
Heiden wurden rechtlos gemacht, die fremden
Weiber vertrieben; ein stetiger Synagogengottesdienst
wurde errichtet, dessen
Mittelpunkt die Vorlesung und
Erklärung des von Esra
redigierten, wenn nicht geradezu verfaßten
Gesetzes
bildete, endlich auch behufs der
Auslegung und Handhabung des letztern ein besonderer
Stand der Schriftgelehrten
begründet. Esra
ist als der eigentliche Schöpfer des
Judentums im engern
Sinn zu betrachten.
Unter seinem
Namen befindet sich ein
Buch im Alten
Testament, welches ursprünglich bloß die Fortsetzung der
Bücher der
Chronik
(s. d.) bildete und mit diesen denselben Verfasser gemein hat; es hebt mit
der Wiederherstellung von Stadt und
Tempel
[* 5] an, um in eine Schilderung der Wirksamkeit des Esra
auszulaufen, von dessen
Hand
[* 6] ohne
Zweifel die 7, 27 bis 9, 15 im
Fragment mitgeteilte und
Kap. 10 sowie auch
Neh. 7, 73. bis 9, 3 ausgezogene
Denkschrift ist. Das
Buch
Nehemia, lediglich Fortsetzung des Esra
buches, gilt im jüdischen
Kanon als zweites
Buch Esra.
Unter dem
dritten
Buch Esra
versteht man eine freie griechische Übersetzung des ersten
Buches Esra
, mit selbständigen
Legenden über
Serubabel
bereichert. Das vierte
Buch Esra
endlich gehört in die
Reihe der
Apokalypsen (s. d.).