Espartēro,
Don Baldomero, Herzog de la Vittoria, geb. zu Granatula in der Provinz La Mancha als das neunte Kind eines Stellmachers, ward wegen seines schwächlichen Körpers für den geistlichen Stand bestimmt, trat aber bei dem Einfall der Franzosen 1808 in ein Bataillon Freiwilliger, kam sodann in die Militärschule auf der Insel Leon und wurde 1812 Unterleutnant bei dem in Cadiz [* 2] befindlichen Ingenieurkorps. 1815 nahm er an der Expedition des Generals Don Pablo Morillo gegen die insurgierten Kolonien in Südamerika [* 3] Anteil, ward Major bei der leichten Infanterie in Peru [* 4] und zeichnete sich mehrfach so vorteilhaft aus, daß er 1817 zum Oberstleutnant, 1822 zum Obersten und 1823 zum Brigadier befördert ward.
Nach der Niederlage bei Ayacucho kehrte er 1825 nach Spanien [* 5] zurück, kam nach Logroño in Garnison und verheiratete sich hier mit der Tochter eines reichen Gutsbesitzers. Bei Isabellas Thronbesteigung 1833 erklärte er sich sogleich für die junge Königin und ward nach dem Ausbruch des Karlistenkriegs zum Generalkommandanten der Provinz Viscaya ernannt, kämpfte jedoch unglücklich gegen Zumalacarreguy. Im Mai 1836 übernahm er als Generalleutnant interimistisch das Oberkommando, rettete im August Madrid [* 6] vor einem karlistischen Handstreich und wurde hierfür zum Oberbefehlshaber im Norden, [* 7] zum Vizekönig von Navarra und Generalkapitän der baskischen Provinzen ernannt. Er drängte hierauf Don Karlos über den Ebro zurück, siegte 1836 bei Lluchana, wofür er den Titel eines Grafen von Lluchana erhielt, entsetzte Bilbao, [* 8] vernichtete bei Burgos die Banden des karlistischen Generals Negri und brachte dem General Guergué bei Peñacerrada eine vollständige Niederlage bei. Doch vermochte er aus Vorsicht und Unentschlossenheit seine Siege nicht gebührend auszubeuten. Für seine Erfolge im Feldzug von 1839 zum Granden erster Klasse und Herzog de la Vittoria erhoben, krönte er seine Siege durch den Abschluß der Kapitulation von Vergara mit Maroto, infolge deren Don Karlos nach Frankreich floh.
Früher in der Mitte stehend zwischen der gemäßigten und der exaltierten
Partei,
schloß er sich, 1837 in die konstituierenden
Cortes gewählt, den
Exaltados an. Als nun das
Ministerium 1840 ein
Gesetz, welches die Gemeindefreiheiten
(Ayuntamientos) sehr beschränkte, bei den
Cortes durchsetzte und die
Königin
Christine dasselbe genehmigte, gleichzeitig aber
Espartero
mit Unterdrückung des infolge davon in
Katalonien ausgebrochenen
Aufstandes beauftragte, erließ derselbe 7. Sept. ein
Manifest,
worin er als
Bedingungen seiner Mitwirkung für die
Regierung die
Zurücknahme des
Gesetzes über die
Ayuntamientos,
die
Auflösung der
Cortes und die Entlassung der
Minister verlangte.
Wirklich sah sich
Christine genötigt, ihn zum
Ministerpräsidenten mit der
Vollmacht, ein
Ministerium zu bilden, zu ernennen.
Nach einem glänzenden Einzug in
Madrid begab sich Espartero
mit seinen
Ministern zu
Christine nach
Valencia.
[* 9] Die
Konferenzen mit der
Königin endeten mit deren
Abdankung 10. Okt., worauf Espartero
durch die
Cortes zum
Regenten von
Spanien erwählt
ward. Er führte das Staatsruder mit
Kraft,
[* 10] Gewandtheit und
Klugheit, hielt den namentlich in
Valencia sich mächtig regenden
Republikanismus nieder, dämpfte den von
O'Donnell zu gunsten
Christinens erregten
Aufstand in
Pamplona,
unterdrückte die 7. Okt. zu
Madrid ausgebrochene christinische Militärverschwörung, trieb hierauf in den baskischen
Provinzen
die Insurgenten zu
Paaren, unterwarf das republikanische
Barcelona
[* 11] und zog 30. Nov. in
Madrid wieder im
Triumph ein.
Aber durch engen Anschluß an
England erbitterte er
Frankreich und rief revolutionäre
Tendenzen hervor,
die in den wiederholten
Aufständen von
Barcelona zum blutigen
Ausbruch kamen und Espartero
zum
Bombardement dieser Stadt
(Dezember 1842)
nötigten. Namentlich aber verletzte Espartero
durch den ungemeinen Einfluß, den er dem
General Linage gestattete, selbst einen
Teil seiner Anhänger; die von ihm verfügte
Auflösung der
Cortes welche die
Entfernung jenes
Mannes energisch forderten, steigerte die Erbitterung; die infolge der
Amnestie vom zurückgekehrten
Moderados, d. h.
Anhänger
Christinens, verbanden sich mit den
Republikanern und Progressisten, und so brach endlich in
Katalonien,
Andalusien,
Aragonien und
Galicien ein
Aufstand gegen den
Regenten aus, an dessen
Spitze
Narvaez, Esparteros
alter persönlicher
Feind, stand, der nach einem
Sieg über die
Partei des
Regenten in
Madrid
¶
mehr
einzog. Espartero
gab hierauf seine Sache verloren und schiffte sich zu Cadiz auf einem englischen Linienschiff nach England
ein. 1848 wieder in seine Würden eingesetzt, kehrte er nach Spanien zurück und nahm 13. Jan. seinen Sitz im Senat ein, zog sich
aber infolge einer Spannung mit dem Hof
[* 13] im Februar 1848 nach Logroño zurück und lebte hier zurückgezogen,
bis im Juni 1854 die progressistische Bewegung ausbrach, welche unter O'Donnells Leitung mit dem Sturz der verfassungsfeindlichen
Regierung endete. Um ihren Thron
[* 14] zu retten, mußte sich die Königin dem ehemaligen Regenten in die Arme werfen und ernannte ihn 19. Juli zum
Ministerpräsidenten. Espartero
hielt darauf einen glänzenden Einzug in Madrid und versuchte die verschiedenen liberalen Fraktionen
unter seiner Führung zu verschmelzen.
Da er dies aber nicht vermochte, legte er sein Amt nieder, zog sich nach Logroño ins Privatleben zurück und ließ sich auch dadurch nicht wieder verlocken, in das politische Leben zurückzukehren, daß man nach der Vertreibung der Königin Isabella 1868 daran dachte, ihm die Krone von Spanien anzutragen. Er starb in Logroño.
Vgl. Florez, Espartero
, historia
de su vida militar y politica (Madr. 1843-45, 4 Bde.);
Mariano, La regencia de B. Espartero
(das. 1870).