Titel
Esmarch
,
1) Heinrich Karl, schleswig. Patriot, geb. zu Holtenau bei Kiel, [* 3] trat 1813 in den Staatsdienst, fungierte seit 1830 als Rat im schleswigschen Obergericht und beteiligte sich seit 1844 als Mitglied der schleswigschen Ständeversammlung lebhaft an der Opposition gegen die dänischen Übergriffe. Bei der Erhebung von 1848 bewies er große Thätigkeit und suchte als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung die Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund zu bewirken. 1852 seines Amtes entsetzt und von der Amnestie ausgeschlossen, fand er in Preußen [* 4] als Rat beim Appellationsgericht zu Greifswald, [* 5] 1857 in Frankfurt [* 6] a. O. eine Anstellung; er starb daselbst. Außer zahlreichen Flugschriften im Interesse der schleswig-holsteinischen Angelegenheit veröffentlichte er mehrere treffliche Schriften über das schleswigsche Partikularrecht.
2) Friedrich, Mediziner, geb. zu Tönning, studierte seit 1843 in Kiel und Göttingen, [* 7] wurde 1846 Assistent Langenbecks am chirurgischen Hospital zu Kiel und machte die Feldzüge in Schleswig-Holstein [* 8] von 1848 bis 1850 zuerst als Offizier, dann als Arzt mit. Nachdem er sich 1849 als Privatdozent in Kiel habilitiert, trat er 1851 eine wissenschaftliche Reise nach Prag, [* 9] Wien, [* 10] Paris [* 11] und Brüssel [* 12] an, ward 1854 Direktor der chirurgischen Klinik in Kiel und 1857 ordentlicher Professor. Im Krieg von 1864 erwarb er sich große Verdienste um die Lazarette auf dem Kriegsschauplatz; 1866 ward er nach Berlin [* 13] in die Immediat-Lazarettkommission berufen und übernahm die Oberleitung der chirurgischen Thätigkeit in den Berliner [* 14] Lazaretten. Im J. 1870 zum Generalarzt und konsultierenden Chirurgen der Armee ernannt, wirkte er zunächst in Kiel und Hamburg [* 15] bei der Organisation der freiwilligen Hilfe und später in Berlin als konsultierender Chirurg bei dem großen Barackenlazarett auf dem Tempelhofer Feld.
Nach dem
Frieden kehrte er in seine
Stellung in
Kiel zurück. Esmarch
hat sich große
Verdienste um die
Kriegschirurgie und das Lazarettwesen
erworben, auch ein
Verfahren erfunden, um
Gliedmaßen, an welchen eine
Operation vorgenommen werden soll,
künstlich blutleer zu machen, so daß die größten
Operationen an denselben ohne Blutverlust ausgeführt werden können
(in
Volkmanns »Sammlung klinischer
Vorträge«, Leipz. 1873). In neuester Zeit war er für die Einführung von Samariterschulen
in
Deutschland
[* 16] thätig. Er ist in zweiter
Ehe seit 1872 mit
Prinzessin
Henriette von
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
(geb. 1833) vermählt. Esmarch
schrieb: Ȇber
Resektionen nach
Schußwunden«
(Kiel 1851);
»Beiträge zur praktischen Chirurgie« (das. 1853-60);
»Über chronische Gelenkentzündung« (2. Aufl., das. 1867);
»Verbandplatz und Feldlazarett« (2. Aufl., Berl. 1871);
»Über den Kampf der Humanität gegen die Schrecken des Kriegs« (Kiel 1869);
»Der erste Verband [* 17] auf dem Schlachtfeld« (2. Aufl., das. 1870; mehrfach übersetzt);
»Über Vorbereitung von Reservelazaretten« (Berl. 1870);
»Über Gelenkneurosen« (Kiel 1872);
»Die Krankheiten des Mastdarms« (Erlang. 1873);
»Die erste Hilfe bei Verletzungen« (Hannov. 1875);
»Handbuch der kriegschirurgischen Technik« (3. Aufl., das. 1885-86, 2 Bde.);
»Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen« (Leipz. 1882) und »Über elefantiastische Formen« (mit Kulenkampff, Hamb. 1885, mit Tafeln).
3)
Karl, Sohn von Esmarch
1), namhafter Rechtslehrer, geb. zu
Sonderburg, focht 1848-51 in der schleswig-holsteinischen
Armee mit und habilitierte sich
sodann als
Dozent zu
Göttingen. 1855 wurde er als ordentlicher
Professor des römischen
Rechts
nach
Krakau,
[* 18] 1857 in gleicher
Eigenschaft nach
Prag berufen. Seine Hauptwerke sind:
»Römische
[* 19]
Rechtsgeschichte«
(Götting. 1856; 2. Aufl.,
Kassel
[* 20] 1877-80) und
»Grundsätze des Pandektenrechts«
(Wien 1859-60). Auch hat er anonym oder pseudonym
(Karl von
Alsen) einige poetische
Arbeiten veröffentlicht, wie: »Der
Sieg von
Bornhöved«
(Kiel 1847);
»Der Hort der Dichtung« (Leipz. 1853);
»Aus alten und neuen Tagen« (Berl. 1861);
»Knud Laward« (Hamb. 1865).