Eschwege,
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, in freundlichem Thal an der Werra und der Linie Treysa-Leinefelde der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, 2 evang. Kirchen, darunter die Katharinenkirche, eine kath. Kapelle, eine Synagoge, eine Realschule mit Progymnasium, ein altes Schloß, ein Siechenhaus, ein schönes Rathaus, Hospital (seit 1484 im ehemaligen Augustinerkloster), zahlreiche Gerbereien (die vortreffliches Sohlleder aus südamerikanischen Rinderhäuten verfertigen), Wollgarn- und Haarspinnerei, Flanell-, Baumwoll- und Leinweberei, Fabrikation von Maschinen, Zigarren und Tabak, Leimsiederei, bedeutende Schlächterei und Handel mit Schinken, Würsten u. andern Landesprodukten, Acker-, Obst- und Tabaksbau und (1880) 9006 Einw. (darunter 282 Katholiken und 531 Juden). Die Vorstadt Brückenhausen liegt auf einer Werrainsel; der schöne Nikolaiturm von 1455 gehörte zu einer schon im 16. Jahrh. verfallenen Kirche. - Eschwege (im Mittelalter Eskeneweg, Eschinwanch) gehörte seit dem 10. Jahrh. den Herren von Bilstein, kam später an Thüringen, wurde 1247 vom Herzog Otto von Braunschweig erstürmt, aber 1263 an Hessen abgetreten.
Inzwischen war schon zu Ende des 12. Jahrh. Eschwege zur Stadt erhoben. Landgraf Balthasar von Thüringen erwarb es 1388 nach längerm Krieg und besaß es bis 1405 in Gemeinschaft mit Kurmainz, doch sein Sohn Friedrich trat es 1431 an Hessen ab. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1631 durch die Pappenheimschen und 1634 durch die Götzschen Truppen geplündert und 1637 von den Kroaten fast ganz niedergebrannt. Sie bedurfte vieler Jahre, um sich wieder zu erholen. Hier stiftete Wilhelms IV. von Hessen-Kassel Sohn Friedrich, welcher Eschwege als Apanage erhielt, 1627-55 die Hessen-Eschwegische Linie, welche jedoch mit dem Stifter wieder ausstarb. Bemerkenswert ist die Schlacht bei Eschwege, in welcher Otto von Nordheim die Thüringer unter dem Grafen Ruotger besiegte.