Esche
(Fraxinus L., hierzu Tafel »Esche«
),
[* 2]
Gattung aus der
Familie der
Oleaceen,
Bäume mit gegenüberstehenden, unpaarig
gefiederten Blättern mit meist gesägten
Fiedern, seitlich an vorjährigem
Holz
[* 3] erscheinenden, unscheinbaren Blütenständen
oder end- und seitenständige
Rispen bildenden
Blüten und einsamiger
Flügelfrucht. Etwa 30
Arten in den
gemäßigten und subtropischen Klimaten der nördlichen Erdhälfte. Die gemeine Esche
(Fraxinus excelsior
L., s. Tafel), einer
unsrer schönsten Waldbäume, mit hohem, schlankem
Stamm, heller, rauher, im
Alter borkenrissiger
Rinde, ziemlich spät sich
abwölbender
Krone, schwarzen
Knospen,
[* 4] unpaarig gefiederten Blättern mit länglichen oder elliptischen,
gesägten, meist kahlen Blättchen, blumenblattlosen
Blüten, die in ungleichen, kleinen
Rispen vor dem
Ausbrechen der Laubknospen
erscheinen, und überhängender, breiter, geflügelter
Frucht.
Die
Wurzel
[* 5] dringt nicht tief in den
Boden, breitet sich aber ziemlich weit aus. Das
Holz gleicht im Gefüge dem Rüsternholz,
besitzt sehr zahlreiche schmale, feine
Markstrahlen, ist gelbweiß, nur an stärkern
Stämmen im
Kern braun,
fein, schwerspaltig, auf der Radialfläche ziemlich glänzend, hart, dient zu
Drechsler- und Wagnerarbeiten, Turngeräten
etc., junges
Holz auch zu Faßreifen. Die Esche
findet sich in
Europa
[* 6] bis 62° nördl.
Br. und im
Orient in feuchten Wäldern.
Sie verlangt frischen, fruchtbaren
Boden, wächst in der
Jugend schnell und üppig und erreicht bei einem
Stammdurchmesser von 90-125
cm eine
Höhe von 40 m. In
England soll es Eschen
von nahe an 18 m
Umfang geben. Die Esche
besitzt eine
große Ausschlagsfähigkeit, an
Krankheiten leidet sie wenig, bisweilen durch Spätfröste;
Wild und Weidevieh
benagen sie gern, und die
Spanische Fliege
[* 7] frißt am liebsten Esche
nlaub.
Letzteres ist auch ein vorzügliches Schaffutter
und wird als solches besonders
in
Steiermark
[* 8] und
Kärnten benutzt.
Die Esche
spielt in der nordischen
Mythologie eine große
Rolle: aus ihr ging der Mann hervor, aus der
Erle das
Weib. Man kultiviert viele
Abarten, von denen die
Trauer- oder Hängeesche
(F. excelsior pendula
Ait.) als Trauerbaum benutzt
wird. Die Esche
kommt nicht in reinen Beständen in der
Natur vor, sondern immer nur einzelständig oder in ganz kleinen
Horsten.
Reine Esche
nbestände sind daher überall, wo man sie künstlich hervorgebracht hat, eine Unnatur
und entspringen einem
Zwange gegen die genannte Holzart, welcher sich durch totalen Mißerfolg rächt.
Dagegen ist es durchaus ratsam, auf geeignetem kräftigen, thonreichen und frischen
Boden in den Laubholzbeständen der Esche
im
Einzelstand ihren Platz zu gönnen, ihr Vorkommen und ihren Wuchs möglichst zu fördern. Die Esche
ist
heimisch auf dem kräftigen Buchenboden des
Hügel- und untern Berglandes, meidet die Flachlandsändböden ebenso wie die
rauhern Gebirgslagen, kommt aber in milden lehmigen Brüchern auch im
Flachland gern vor, besonders an den etwas erhöhten
und vor stauender Nässe geschütztern Rändern derselben.
Will man sie an geeigneten Stellen in Verjüngungen einsprengen, so geschieht dies am zweckmäßigsten durch Pflanzung stärkerer, etwa 1 m hoher Pflanzen; kostspielige Heisterpflanzungen sind nur da ratsam, wo man fürchtet, daß die Pflänzlinge bald überwachsen werden. Dieselben sind gegen Wild (insbesondere gegen das Schlagen oder Fegen des Reh- und Rotwildes) sorgfältig zu schützen. Zur Erziehung der Pflanzen besäet man eine spatentief umgegrabene Fläche mit etwa 1 hl Samen [* 9] pro Ar. Der Same reift im Oktober und wiegt pro Hektoliter etwa 17 kg. Er keimt meist erst im zweiten Jahr, und man bewahrt ihn daher auch in einem trocknen Graben, in welchem er etwa 15 cm hoch aufgeschüttet und mit Laub und Erde bedeckt wird, bis zum nächsten Herbst auf, um ihn dann auszusäen.
Die jungen
Pflanzen werden zweckmäßig einjährig verschult (in 0,3 m Quadratverband verpflanzt), wachsen
dann aber in wenigen (2-3)
Jahren zur kräftigen
Lode oder zum Halbheister heran, wenn der
Kamp eine frostfreie
Lage hat. Gegen
Frost sind die jungen Eschen
überaus empfindlich. Die Mannaesche (Blumenesche, F. Ornus
L.), ein hübscher,
kleiner
Baum oder
Strauch in Südeuropa und im
Orient, hat mit vier kleinen, zungenförmigen, weißen
Blumenblättern versehene
Blüten in ansehnlichen
Trauben, auf der Unterfläche längs des Mittelnervs behaarte, drei- bis vierjochig unpaarig gefiederte
Blätter und aufrechte Flügelfrüchte, findet sich in Bergwäldern Südeuropas, nordwärts bis zur
südlichen
Schweiz,
[* 10] Südtirol,
Istrien,
[* 11]
Ungarn,
[* 12]
Siebenbürgen, in
Kleinasien und
Turkistan, wird besonders in
Sizilien
[* 13] kultiviert
und liefert die
Manna, welche aus
Einschnitten in die
Rinde als süßer, an der
Luft bald erhärtender Saft ausfließt. In unsern
Parkanlagen werden auch mehrere nordamerikanische Eschen
kultiviert, z. B.
die Weißesche
(F. americana
L.), ein schöner, großer
Baum von der Ostseite;
die Rotesche
(F. pennsylvanica
Marsh);
die Schwarzesche (F. nigra Marsh), gleichfalls von der Ostseite;
die Blauesche (F. quadrangulata Mchx.), aus Ohio, Kentucky, Illinois, Tennessee, deren Holz gleich dem der Weißesche in der Heimat sehr geschätzt ist.