Erzgebirge
,
Sächsisches, dachförmiges Gebirge, das 40 km breit, in einer Ausdehnung [* 2] von etwa 150 km in nordöstl. Richtung vom Elstergebirge (s. d.) bis zum Elbsandsteingebirge (s. d.) zieht, im S. vom Egerthal und im N. von einer Linie begrenzt wird, die etwa über Nossen, Hainichen, Frankenberg, Chemnitz [* 3] und Zwickau [* 4] gezogen gedacht werden kann. Nach S. bricht es mit einem im Mittel 500 m hohen Steilabfall ab, während es sich nach N. allmählich und sanft verflacht; nach W. tritt es in breiten Schieferplateaus an die obere Saale.
Egeln - Eger (in Böhme
![Bild 55.732: Egeln - Eger (in Böhmen) [unkorrigiert] Bild 55.732: Egeln - Eger (in Böhmen) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/55/55_0732.jpeg)
* 5
Eger.Infolge des Steilabfalls nach S. öffnen sich die zur Eger [* 5] ziehenden Thäler nur in tiefen Schluchten, während sich nach N. langgedehnte, im obern Teile wildromantische, im untern fruchtbare Thäler erstrecken. Diese beginnen nahe dem etwa 750 m hohen Gebirgskamme in flachen Mulden und erstrecken sich als 200–300 m tiefe, meist schmale, gewundene Rinnen weiter. Die Wasserscheide liegt zumeist auf böhm. Gebiete. Die den nördl. Hochflächen aufgesetzten Kuppen erheben sich selten mehr als 200 m über ihre Umgebung, wie z. B. die beiden höchsten einander gegenüberstehenden Gipfel des Keilberges (s. d.) oder Sonnenwirbels (1238 m) in Böhmen [* 6] und des Fichtelberges (s. d.; 1204 m) in Sachsen. [* 7]
Hirschau - Hirschberg

* 8
Hirschberg.
Dieser im Quellgebiete der Zschopau und der
Zwickauer
Mulde gelegene
Teil ist der höchste des Erzgebirge
, das sog. Sächsische
Sibirien.
Andere Gipfel sind: der
Spitzberg (1120 m), der Scheibenberg (805 m) und der Pöhlberg (831 m). Zwischen dem
Schwarzwasser,
der
Zwickauer
Mulde und Zwodau ragen noch der
Auersberg (s. d.; 1022 m), der Rammelsberg (996 m) und der
Schneckenstein (876 m) über das 800 m hohe Plateau hervor. Der Hirschberg
[* 8] erreicht 942, der Bernsteinberg 921, der
Kahlenberg
bei
Altenberg 898 und der am östl. Flügel gelegene Haßberg 991 in. Die Wasser des
Gebirges sammeln sich
in der durch das sog. Erzgebirgische
Becken vom Hauptkamm getrennten Vorstufe des sächs. Mittelgebirges zur
Mulde.
Als Hauptpässe sind zu nennen der
Paß
[* 9] von Nollendorf, der von
Teplitz über Pirna
[* 10] nach
Dresden
[* 11] führt (675 m), der Zinnwalder
Paß
von
Teplitz nach
Dippoldiswalde, der Sebastiansberger
Paß, der von Komotau über Zschopau nach
Chemnitz
führt, der
Paß von Gottesgab oder Oberwiesenthaler
Paß (1085 m), der höchste, führt über Gottesgab und Joachimsthal nach
Karlsbad, die
Straße Karlsbad-Platten-Johanngeorgenstadt, der Wildenthaler
Paß von Eibenstock
[* 12] nach
Zwickau, der
Paß von Neudeck
(von Eibenstock nach Karlsbad). Das Erzgebirge
wird von den Bahnlinien
Eger-Wildstein-Adorf,
Falkenau-Graslitz-Schöneck,
Komotau-Weipert-Annaberg
, Komotau-Marienberg und
Brüx-Klostergrab-Freiberg überschient. Berührt wird das
Gebirge von zahlreichen Linien auf sächs.
und böhm. Seite.
Das Klima ist im allgemeinen rauh, auf den Hochflächen gedeiht nur Hafer
[* 13] und Kartoffeln. Das Erzgebirge
ist sehr
waldreich; hier findet sich der größte
Teil der sächs. Staatswaldungen.
An dem geologischen Aufbau beteiligen sich, abgesehen von untergeordneten jüngern Gebilden, vor allem die ältesten Sedimentgesteine: Gneise, Glimmerschiefer und Phyllite, und zwar in der Weise, daß erstere den flach kuppelförmig gewölbten Kern bilden, an dessen nördl. und westl. Abfall sich die nächstjüngern Glimmerschiefer anlegen, welche wiederum von dem Urthonschiefer (Phyllit) und dann diskordant von dem Rotliegenden des erzgebirgischen Bassins Zwickau-Hainichen überlagert werden.
Erzlagerstätten

* 14
Erzlagerstätten.
Die Gneise haben im mittlern, die
Glimmerschiefer und
Phyllite im südwestl.
Teile ihre größte
Verbreitung. Die Schichten werden
von sehr zahlreichen
Eruptivgesteinen gang- und stockförmig durchsetzt, so von Granit und
Syenit,
Glimmerdiorit, Porphyren
und
Melaphyren, denen sich eine Anzahl isolierter
Basalt- und Phonolithkuppen zugesellt. Die Oberfläche
ist vielfach mit Löß bedeckt. – Der Reichtum an Erzlagerstätten
[* 14] hat dem Erzgebirge
seinen
Namen verschafft.
Seitdem hier 1163 eine silberreiche Erzstufe entdeckt wurde, wanderten Harzer Bergleute hierher, um die Erzschätze auszubeuten. Abgesehen von dem Vorkommen von Zinn (Geyer, Ehrenfriedersdorf, Zinnwald), von Nickel und Kobalt (Schneeberg, Annaberg), [* 15] von Kupferkies, Rot-, Braun- und Magneteisenstein, zieht sich von Meißen [* 16] aus über Freiberg, [* 17] Marienberg und Annaberg bis nach Joachimsthal eine Zone von silber- und bleierzführenden Gängen in südsüdwestl.
Richtung schräg über das Gebirge. Das wichtigste Gebiet für die Silberausbeute ist die Umgegend von Freiberg. Der Mittelpunkt für die Gewinnung des Eisens ist Eibenstock. Zwischen Zwickau und Chemnitz dehnt sich ein mächtiges Steinkohlenbecken aus. Im Zusammenhang mit dem Bergbau, [* 18] der jedoch bedeutend nachgelassen hat, steht eine reiche Fabrikthätigkeit. Besonders wichtig ist die Textilindustrie in Chemnitz, Plauen, [* 19] Glauchau, [* 20] Crimmitschau, [* 21] den Thälern der Mulde, Zschopau, Flöha und Elster. [* 22]
Eine dem Erzgebirge
eigentümliche
Industrie ist die Spitzenklöppelei, die 1341 durch
Barbara
Uttmann eingeführt
wurde. Zur Zeit bestehen über 20
Spitzenklöppelschulen im E. In
Verbindung damit stehen
Stickerei, Wirkerei,
[* 23] Posamentierarbeiten
und Seidenweberei. Sehr verbreitet ist
Eisen-,
Blech-,
Spiel- und Holzwarenindustrie; auch werden Porzellan,
Steingut- und
Thonwaren,
[* 24] Waffen
[* 25] und
Chemikalien fabrikmäßig hergestellt. Dazu kommt Hausindustrie, die sich z. B.
mit Anfertigung von musikalischen
Instrumenten (in
Markneukirchen, Graslitz, Schönbach), Handschuhen und Strohwaren beschäftigt,
und so erklärt
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