Erzengel
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s. Engel. ^[= # 1) Johann Jakob, Schriftsteller, geb. 11. Sept. 1741 zu Parchim in Mecklenburg, besuchte das ...]
Erzengel
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Erzengel,
s. Engel. ^[= # 1) Johann Jakob, Schriftsteller, geb. 11. Sept. 1741 zu Parchim in Mecklenburg, besuchte das ...]
(v. griech. angelos, »Bote, Gesandter«),
in dem religiösen Vorstellungskreis besonders der semitischen Religionen und des Christentums Mittelwesen zwischen Gott, als dessen Hofstaat oder Dienerschaft sie geradezu im Orient gedacht werden, und den Menschen, welchen sie als Verkündiger und Vollstrecker des göttlichen Willens erscheinen. Die biblische Vorstellung insonderheit steht im engsten Zusammenhang mit der hebräischen Weltanschauung überhaupt. Da diese die Lokalität von Gottes Wohnstätte über die Erde verlegt, so daß Gott, um sich unmittelbare Kenntnis vom Thun und Treiben der Menschen zu verschaffen, von Zeit zu Zeit herabsteigen muß, so bedurfte es nur einer fortgeschrittenen Entwickelung des Gottesbegriffs, namentlich einer strengern Sonderung desselben von Welt und Natur, um an die Stelle der Gotteserscheinungen (Theophanien) Engelerscheinungen (Angelophanien) treten zu lassen.
Diese Engel schweben in den ältern alttestamentlichen Schriften noch in der Mitte zwischen der Versinnbildlichung des Begriffs der Naturkräfte als Mittelursachen (Ps. 104, 4). und der eigentlichen Personifikation der göttlichen Exekutivgewalt (2. Kön. 19, 35). Seit den Zeiten des babylonischen Exils hat die Vorstellung von den Engeln sich in deutlich erkennbarer Weise sinnlich verdichtet;
ein »Heer« von Engeln umgibt den göttlichen Thron; [* 4]
einige unter ihnen, wie Gabriel (Dan. 8, 16;. 9, 21; Luk. 1, 19. 26),
stehen als »Fürsten« und »Erzengel« Gott am nächsten;
die verschiedenen Erscheinungen der Natur sowie die Vorgänge des Geschichtslebens der Menschheit werden ihrer Einwirkung unterstellt und in beiderlei Beziehung die Funktionen unter sie verteilt.
Nicht bloß die Völker haben ihre besondern Vorstände in der Engelwelt ¶
(Dan. 4, 10),. Israel z. B. im Erzengel Michael (Dan. 12, 1),. sondern auch die einzelnen Individuen haben ihre Schutzengel (Matth. 18, 10). Diese ausgebildete Engellehre durchzieht auch das ganze Neue Testament, wo ihnen insonderheit Geschlechtslosigkeit zugeschrieben wird (Matth. 22, 23. ff.); dieses im Gegensatz zu den Sadducäern, welche den Glauben an Engel verwarfen. Allmählich nahmen die Engel auch Flügel an und wuchsen mehr oder weniger in die Gestalt der geflügelten Genien hinüber, welche die altklassische bildende Kunst erfunden hatte. Die Rangordnung der Engel beschrieb dann mit naturwissenschaftlicher Genauigkeit Dionysius Areopagita (s. d.), und die kirchliche Dogmatik baute die Engellehre bis ins einzelnste aus. Im übrigen s. Angelolatrie.
Vgl. Oswald, Angelologie, die Lehre [* 6] von den guten und bösen Engeln im Sinn der katholischen Kirche (Paderb. 1883).
1) Johann Jakob, Schriftsteller, geb. zu Parchim in Mecklenburg, [* 7] besuchte das Gymnasium zu Rostock, [* 8] studierte hier sowie in Bützow und Leipzig [* 9] zuerst Theologie, wandte sich aber dann philologischen, philosophischen und mathematischen Studien zu. 1776 ward er Professor der Philosophie und der schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin. [* 10] Später zum Mitglied der Akademie und zum Lehrer des Prinzen Friedrich Wilhelm (nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm III.) ernannt, nahm er in den damaligen Berliner [* 11] Schriftstellerkreisen bald eine wichtige und hervorragende Stellung ein.
In der Gruppe derjenigen Schriftsteller, die ihre geistigen Anschauungen dem aufklärenden und moralisierenden Rationalismus entnahmen, in der Form aber dem Muster Lessings nachstrebten, sich dabei vor allem der Pflege einer klaren Prosa befleißigten, war Engel einer der talentvollsten und tüchtigsten. Seine dramatischen Anfänge, die Lustspiele: »Der dankbare Sohn«, »Der Diamant« [* 12] u. a., das Schauspiel »Der Edelknabe« sowie seine »Ideen zu einer Mimik« [* 13] (Berl. 1785-86; neu hrsg. von B. Dawison, das. 1869), verschafften ihm nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II. (1786) die Direktion des neuerrichteten Berliner Nationaltheaters, welche er bis 1790 führte. In den weitern Kreisen des Publikums hatten ihn inzwischen seine »Lobrede auf Friedrich II.« (Leipz. 1781),
seine »Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten« (mit Vorwort von Fr. Nicolai, das. 1783) und »Der Philosoph für die Welt« (das. 1775-77),
die letzte hervorragende moralische Wochenschrift nach dem einst beliebten Muster des Addisonschen »Spectator«, bekannt gemacht. In ihr vertrat er, gegenüber der beginnenden Sturm- und Drangperiode, mit Konsequenz und Scharfsinn den Standpunkt der moralisierenden Poesie und des nüchternen Realismus. In populärphilosophischen und poetischen Arbeiten suchte er in seinem Sinn auf die Zeitgenossen zu wirken und vermochte sich längere Zeit hindurch selbst dem Genie Bürgers, Goethes und Schillers gegenüber zu behaupten. Seine »Kleinen Schriften« (Berl. 1785),
sein »Fürstenspiegel« (das. 1798),
vor allem aber sein durch feine Beobachtung des Kleinen und Alltäglichen ausgezeichnetes, im übrigen poesieloses Charaktergemälde »Herr Lorenz Stark« (zuerst in Schillers »Horen« [* 14] 1795 und 1796, das. 1801) fanden, namentlich in Norddeutschland, verdiente und übertriebene Bewunderung. Nach der Niederlegung seines Amtes als Direktor des Nationaltheaters verließ Engel Berlin, lebte in Schwerin und Parchim, um seinen Zerfall mit dem in Preußen [* 15] herrschenden Wöllnerschen System äußerlich zu dokumentieren, ward 1798 von seinem Zögling Friedrich Wilhelm III. nach Berlin zurückgerufen und starb in Parchim, wohin er eine Besuchsreise unternommen hatte. Eine Sammlung seiner »Sämtlichen Schriften« ward noch bei Engels Lebzeiten begonnen (Berl. 1801-1806, 12 Bde.; neue Ausg., das. 1851, 14 Bde.).
2) Joseph, Mediziner, geb. zu Wien, [* 16] studierte daselbst, wurde 1840 Assistent der pathologischen Anatomie, ging 1844 als Professor der Anatomie nach Zürich, [* 17] 1849 als Professor der pathologischen Anatomie nach Prag [* 18] und wirkte 1854-1874 in derselben Stellung an der medizinisch-chirurgischen Josephsakademie in Wien. Engel lieferte wichtige Arbeiten über die Entwickelung der Knochen, [* 19] Haare [* 20] und Federn, über das Wachstumsgesetz der Zellen etc.;
auch suchte er die Anatomie zu einer wissenschaftlichen Physiographie zu erheben, indem er eine wissenschaftliche Terminologie und Charakteristik der anatomischen Eigenschaften gesunder und kranker Organe aufstellte. Er schrieb: »Entwurf einer pathologisch-anatomischen Propädeutik« (Wien 1845);
»Anleitung zur Beurteilung des Leichenbefunds« (das. 1846);
»Die Leichenerscheinungen« (das. 1854);
»Spezielle pathologische Anatomie« (das. 1856);
»Sektionsbeschreibungen« (das. 1861);
»Allgemeine pathologische Anatomie« (das. 1865) u. a.
3) Karl, Musikhistoriker, geb. zu Thiedenwiese bei Hannover, [* 21] erhielt seine Ausbildung im Klavierspiel und in der Komposition in letzterer Stadt durch den Organisten Enckhausen sowie von 1837 an in Weimar [* 22] durch Hummel und Lobe und ließ sich dann in Hamburg [* 23] nieder, wo er zuerst mit Liedern und Klavierstücken als Komponist in die Öffentlichkeit trat. Nachdem er später einige Jahre in Warschau [* 24] und Berlin zugebracht und in letzterer Stadt den fördernden Umgang mit Rungenhagen genossen hatte, begab er sich 1846 nach Manchester, [* 25] siedelte aber 1850 nach London [* 26] über, wo er eine erfolgreiche Thätigkeit als Lehrer, namentlich aber als Musikschriftsteller entfaltete. Er starb im November 1882 in Kensington bei London.
Die von ihm veröffentlichten, vorwiegend die Nationalmusik verschiedener Völker und Zeiten behandelnden Arbeiten sind folgende: »The pianist's handbook« (Lond. 1853);
»Reflections on church music« (1856);
»The music of the most ancient nations« (2. Aufl. 1870);
»An introduction to the study of national music« (1866);
»A descriptive catalogue of the musical instruments in the South Kensington Museum« (1874);
»Catalogue of the special exhibition of ancient musical instruments« (2. Aufl. 1873);
»Musical myths and facts« (1876);
»The literature of national music« (1879);
»Researches into the early history of the violin-family« (1883);
außerdem zahlreiche Aufsätze für die Londoner Musikzeitung »Musical Times«.
4) Ernst, hervorragender Statistiker, geb. zu Dresden, [* 27] widmete sich ursprünglich dem Bergfach, studierte in Freiberg [* 28] 1842-45 und später in Paris. [* 29] 1850 zum Vorstand des Statistischen Büreaus in Dresden ernannt, gab er die »Statistischen Mitteilungen aus dem Königreich Sachsen« [* 30] (4 Bde.),
die »Sächsische statistische Zeitschrift« und das »Jahrbuch der Statistik und Staatswissenschaft« heraus. 1858 trat er wegen ungerechter Angriffe in den sächsischen Ständekammern zurück und begründete in Dresden eine Hypothekenversicherungs-Gesellschaft, womit er einen neuen Zweig des Versicherungswesens ins Leben rief. Nach Dietericis Tod wurde er als ¶
Direktor des preußischen Statistischen Büreaus nach Berlin berufen, wo er seit 1860 eine ungemein folgenreiche Thätigkeit entfaltete. Unter seiner Leitung erschienen die »Zeitschrift des Statistischen Büreaus« (seit 1860),
das »Jahrbuch für amtliche Statistik des preußischen Staats« (1863-76, Bd. 1-4) und die »Preußische Statistik« (seit 1861). Eigne Arbeiten Engels finden sich in großer Zahl in der genannten Zeitschrift. Außerdem veröffentlichte er eine Übersicht über die Ergebnisse der ersten vier statistischen Kongresse (Berl. 1863) und einen »Rechenschaftsbericht« (das. 1865, 2 Bde.) über die Verhandlungen des Berliner internationalen statistischen Kongresses von 1863, welchem er präsidierte.
Weitere Arbeiten sind: »Die Verluste der deutschen Armeen an Offizieren und Mannschaften im Krieg 1870-71« (Berl. 1872);
eine Abhandlung über die Statistik der Dampfkessel [* 32] und Dampfmaschinen [* 33] in allen Ländern der Erde (in der genannten Zeitschrift, separat 1874);
»Die Gewerbezählung vom und ihre Resultate« (Berl. 1878);
»Die deutsche Industrie 1875 und 1861« (2. Aufl., das. 1881);
»Das Zeitalter des Dampfes in technisch-statistischer Beleuchtung« [* 34] (2. Aufl., das. 1881).
Von seinen kleinern Arbeiten sind hervorzuheben: »Die moderne Wohnungsnot« (Leipz. 1873);
»Der Preis der Arbeit« (2. Aufl., Berl. 1872) und »Der Wert des Menschen« (das. 1883).
Engel gründete 1862 in Berlin auch ein statistisches Seminar, aus welchem eine Reihe tüchtiger Beamten und Dozenten hervorgegangen ist. In seinen Vorlesungen an diesem Seminar hat Engel die Lehre der Statistik allmählich zur Lehre von den menschlichen Gemeinschaften oder zur »Demologie«, die er der Ethnologie gegenüberstellt, erweitert. 1875 begründete Engel die »Statistische Korrespondenz«; 1882 trat er aus dem preußischen Staatsdienst aus und lebt seitdem in Oberlößnitz bei Dresden.
5) Johann Daniel Friedrich, Bautechniker, geb. zu Danzig, [* 35] widmete sich 1839 dem Baufach, ließ sich 1846 als Architekt in Wriezen a. O. nieder und widmete sich vorzugsweise dem landwirtschaftlichen Bauwesen; insbesondere machte er sich mit dem Kalksandpiseebau vertraut und führte die ersten derartigen gelungenen Bauten in der Provinz Brandenburg [* 36] aus. Er studierte das landwirtschaftliche Bauwesen in England, Frankreich und Belgien [* 37] und wurde 1857 Baumeister und Dozent an der Akademie in Proskau.
Seit Aufhebung der letztern 1881 lebt Engel in Berlin. Er schrieb: »Der Kalksandpisébau und die Kalkziegelfabrikation« (3. Aufl., Leipz. 1865);
»Handbuch des landwirtschaftlichen Bauwesens« (7. Aufl., Berl. 1885);
»Sammlung landwirtschaftlicher und ländlicher Bauausführungen« (das. 1856-65);
»Ausgeführte Familienhäuser für die ländlichen Arbeiter« (das. 1857);
»Hochbau-Materialienkunde« (das. 1863);
»Album für ländliche, landwirtschaftliche und gärtnerische Bauausführungen« (Leipz. 1879-81, 3 Hefte);
»Die Bauausführung« (Berl. 1885).
Für Durms »Handbuch der Architektur« bearbeitete er ebenfalls Teile des landwirtschaftlichen Bauwesens.
6) Gustav, musikal. Schriftsteller und Gesanglehrer, geb. zu Königsberg [* 38] i. Pr., studierte von 1843 an zu Berlin Philologie, hörte zugleich bei Marx Vorlesungen über Musik und widmete sich schließlich ganz der letztern. Nachdem er bis 1861 musikalischer Berichterstatter der »Spenerschen Zeitung« gewesen, trat er nach dem Tod Rellstabs in gleicher Eigenschaft bei der »Vossischen Zeitung« ein und übernahm 1863 den Gesangunterricht an der Neuen Akademie der Tonkunst. 1874 erhielt er den Professortitel und wurde an die königliche Hochschule für Musik als Lehrer des dramatischen Gesangs berufen.
Die litterarischen Arbeiten Engels sind teils didaktischen, teils philosophisch-musikalischen Inhalts;
sie bestehen außer Schulprogrammen der Neuen Akademie der Tonkunst (seit 1863), vorzüglichen Rezensionen und Abhandlungen in folgenden Werken: »Sänger-Brevier, tägliche Singübungen, für alle Stimmlagen eingerichtet und theoretisch erläutert« (Leipz. 1860);
»Übersetzungen und Vortragsbezeichnungen zu dem klassischen Sopranalbum« (1. u. 2. Folge);
»Die Vokaltheorie von Helmholtz und die Kopfstimme« (Berl. 1867);
»Das mathematische Harmonium« (das. 1881);
»Ästhetik der Tonkunst« (das. 1884).
Außerdem veröffentlichte er: »Die dialektische Methode und die mathematische Naturanschauung« (Berl. 1865);
»Die Idee des Raumes und der Raum« (das. 1868) u. a.
7) Franz, Amerikareisender, geb. zu Röbel in Mecklenburg-Schwerin, durchreiste 1857-1863 die Gebiete von Caracas, Maracaibo, Trujillo, Merida und Tachira sowie das Gebirgsland von Pamplona und Ocaña, die Strombecken des Zulia, Catatumbo, Rio [* 39] Magdalena etc. in Venezuela [* 40] und Kolumbien und widmete sich nach seiner Rückkehr der schriftstellerischen Laufbahn. 1870 nahm er als Freiwilliger am Kriege gegen Frankreich teil, promovierte 1873 in Rostock und lebt gegenwärtig in Berlin als Bibliothekar der königl. landwirtschaftlichen Hochschule. Außer zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften schrieb er: »Studien unter den Tropen Amerikas« (2. Aufl., Jena [* 41] 1879);
»Aus dem Pflanzerstaate Zulia« (Berl. 1881);
auch gab er einen Band [* 42] Gedichte heraus: »Wegeblumen aus dem Ränzel eines Wanderburschen« (das. 1883).
8) Eduard, Schriftsteller, geb. zu Stolp [* 43] in Pommern, [* 44] studierte 1870-73 zu Berlin Sanskrit und neuere Sprachen, unternahm darauf weitere Reisen und lebt seit 1875 als Beamter im Stenographenbüreau des Reichstags und schriftstellerisch thätig (1879-84 als Redakteur des »Magazins für die Litteratur des Auslands«) in Berlin. Er schrieb: »Italienische Liebeslieder« in deutscher Übertragung (Aschersl. 1876);
»Lord Byron. Eine Autobiographie« (Berl. 1876);
»Geschichte der französischen Litteratur« (Leipz. 1882);
»Geschichte der englischen Litteratur« (das. 1883);
»Psychologie der französischen Litteratur« (Teschen 1885) u. a.