Rich.
(Tausendgüldenkraut),
Gattung aus der
Familie der Gentianaceen, ein- oder mehrjährige
Kräuter mit gegenständigen,
sitzenden oder stengelumfassenden Blättern, in endständigen, gabelästigen
Trugdolden stehenden
Blüten und länglichen,
vielsamigen
Kapseln.
[* 2] Erythraea Centaurium
Pers.
(Biber-,
Fieberkraut, roter
Aurin), ein- und zweijährig, bis 40
cm hoch, mit länglich-eiförmigen,
ganzrandigen, kahlen Blättern, reichblütigen Trugdoldentrauben und roten, selten weißen
Blüten, auf
sonnigen
Triften und
Ackerrainen in
Süd- und Mitteleuropa bis 59° nördl.
Br., in Nordpersien,
Vorderasien, Nordafrika, ist
als
Herba Centaurii
(Tausendgüldenkraut) offizinell. Es enthält eigentümlichen
Bitterstoff und wird als bitteres magenstärkendes
Mittel benutzt. Es scheint schon den Alten bekannt gewesen zu sein und wird auch im 13. Jahrh.
erwähnt.
(ital.
Eritrea), offizielle Bezeichnung (seit 1890) der an der Westküste
des RotenMeers liegenden ital. Kolonie; sie umfaßt den zwischen Ras Kasar (18°2' nördl. Br.) und Raheita
(12°30' nördl. Br.) in der Nähe der Straße vonBab el-Mandeb liegenden Küstenstrich mit den Küsteninseln Massaua,
[* 4] Dahlak
und Hauakil und den nördl. Teil des abessin. Hochlandes mit den StädtenKeren, Ailet und Gura; nach dem Innern des Landes
zu ist die Grenze unbestimmt. Zu diesen Gebieten kommen noch das Kaisertum Abessinien, die Territorien der Habab, der Marea,
Beni-Amer u.s.w., das innere Danakilland und das Sultanat Aussa, sowie das Gebiet der Somal am Indischen Ocean, die sämtlich
in den J. 1888–91 die ital. Schutzherrschaft anerkannt haben und deren auswärtige Angelegenheiten durch
Italien
[* 5] vertreten werden.
Die Grenze der ital. und engl. Interessensphäre ist durch eine
Linie bestimmt, die vom Kap Ras Kasar am RotenMeer zum Atbara (14°52' nördl. Br.), dann zum Rahat läuft und sich weiter auf dem 35. Längengrade
(Greenwich) und dem 6. Breitengrade zum Oberlauf des Jub und von da bis zur Mündung des letztern erstreckt.
Im einzelnen wurden die Grenz- und Hoheitsverhältnisse 1894 geregelt. Die Kolonie hat eine Größe von 247300 qkm und eine
Bevölkerung
[* 6] von etwa 450000 Seelen.
Die Oberfläche der Gegenden, auf welche sich die ital. Interessensphäre erstreckt, kann
auf 1½ Mill. qkm geschätzt werden. (S.Karte: Ägypten.)
[* 7] Das zum abessin. Hochland gehörende Gebiet
liegt in der Quollaregion und wird wegen seiner Höhenlage als Gesundheitsstation der ital.
Truppen benutzt. Das Küstengebiet, in dem nur Winterregen fällt, hat Steppencharakter mit spärlicher Vegetation und wenigen
menschlichen und tierischen Bewohnern; Tausende von auf dem Hochlande entsprungenen Rinnsalen durchfurchen
die aus Kalk und Madreporenkalk aufgebaute Küstengegend und im S., wo sich zwischen Küste und Hochland das Land derDanakil
einschiebt, tritt der mit thätigen und erloschenen Vulkanen besetzte Abfall der Wüstenfläche hart an die Küste heran.
Massaua hat bei einem Jahresmittel von 31,6° ein Junimittel von 33° C., ein Januarmittel von 25,5° C.
(Das Maximum von 42,8° C. wurde im Aug. 1885 beobachtet.) Die Bewohner des Landes sind arab. Ursprungs und im N. teils seßhaft,
teils nomadisierend; den südl. Teil bewohnen die Afar oder Danakil, die in dem Sultan von Aussa ihr Oberhaupt haben; sie leben
nomadisierend von Viehzucht,
[* 8] Fischfang und Handel und waren lange Zeit die gefürchtetsten Seeräuber
im RotenMeere.
Den Mittelpunkt der ganzen Kolonie bildet Massaua (s. d.), der natürliche HafenAbessiniens, in dessen Umgebung eine Reihe von
Ortschaften, Arkiko, M'Kullu, Saati, Arafali u.s.w. liegen. Die aus strategischen Rücksichten erbaute Bahn von Massaua über
M'Kullu nach Saati hat eine Länge von 26,9 km; außerdem ist noch eine Bahn, System Décauville, von Abd el-Kader
nach Arkiko im Betrieb. Massaua und Assab sind durch Telegraph
[* 9] (515 km) verbunden, ebenso Assab und Perim (101 km). Die Besatzung
bildet ein durch Gesetz vom geschaffenes Specialkorps, das 1893 aus 221 Offizieren (32 Eingeborene), 6099 Mann
(4193 Eingeborene) und 1138 Vierfüßlern, worunter 450 Pferde,
[* 10] bestand und in Massaua (FortsAbd el-Kader, Taulud und Gherar),
M'Kullu, Assab, Keren, Gura und acht andern Stationen verteilt lag.
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mehr
Geschichtliches. 1881 stellte Italien an der Assab-Bai die gleichnamige Stadt und eine StreckeLandes unter seinen Schutz und
nahm das Gebiet als Kolonie in Besitz. Die Niedermetzelung des Reisenden Bianchi im Lande derDanakil gab dann 1885 Veranlassung
zur Besetzung des Hafens von Bailul und Massauas mit den umliegenden Ortschaften, sowie zur Erklärung der
ital. Schutzherrschaft über die ganze Küste von Ras Kasar bis zur Beheta-Bai. In den infolgedessen mit Abessinien entstandenen
Streitigkeiten konnte Italien seinen Besitz nur mit Mühe behaupten und sah sich sogar Anfang 1887 gezwungen, die Außenposten,
wie Saati, Arkiko, einzuziehen und sich auf Massaua zu beschränken.
Nach Blockierung der ganzen Küste von Assab bis Ras Kasar und der Landung eines ital. Expeditionskorps gelang es
aber bald, die alten Positionen wieder einzunehmen und noch einige neue Forts in der Umgebung von Massaua zu errichten; die
von einem heranrückenden Heere der Abessinier drohende Gefahr wurde dadurch glücklich abgewendet. (S.
Abessinien, Bd. 1, S. 38 b.) Inzwischen hatten die Habab,
Beni-Amer und noch andere Stämme im Norden
[* 12] Massauas die ital. Schutzherrschaft anerkannt; erkannte der Sultan von
Aussa das ital. Protektorat über die Küste und das Land derDanakil an und 1889 besetzten die Italiener
infolge kriegerischer Verlegenheiten des Negus Johannes die wichtigen Hochlandsplätze Keren, Asmara, Ailet und Gura. Am (Vertrag
von Uccialli) schloß Italien mit dem ihm freundlich gesinnten Nachfolger des Negus Johannes, Menilek II., einen Vertrag, in dem
der gegenwärtige BesitzstandItaliens,
[* 13] zu dem auch Adua, die Hauptstadt von Tigre, gehört, anerkannt und
die Schutzherrschaft Italiens über Abessinien ausgesprochen wird.
Doch wollte Menilek später den AnspruchItaliens, daß er nur durch Vermittelung dieser Macht mit andern Staaten in Verhandlungen
treten dürfe, nicht anerkennen. Die Abgrenzung der ital. und engl.
Interessensphären wurde durch Vertrag vom 15. April 1891 festgestellt, der durch das in Rom
[* 14] unterzeichnete Protokoll ergänzt wurde. Die gegen Agordat vorgedrungenen Mahdisten unter Hamed Ali wurden daselbst mit
großem Verlust von den Italienern zurückgeschlagen. 1894 gingen dann die ital. Kolonialtruppen unter General Baratieri gegen
Kassala vor, eroberten 17. Juni die Stadt nach heftigem Kampf und besetzten sie. -
Vgl. Carta della colonia
Eritrea, 1: 50000 (Flor. 1891-92).