Erythēm
(grch.), in der
Medizin eine akute oberflächliche Hautentzündung, welche sich durch ausgebreitete, auf Fingerdruck
völlig verschwindende Röte der
Haut,
[* 3] durch mehr oder minder lebhaftes
Brennen und leichte
Abschuppung der
Epidermis
[* 4] kennzeichnet
und sich von der
Rose (s. d.) hauptsächlich durch ihre Entstehungsweise,
ihren fieberlosen Verlauf, die geringere Schwellung der betroffenen Hautfläche und den
Mangel von Drüsenschwellungen unterscheidet.
Am häufigsten entsteht das Erythem
durch mechan. Reizungen der
Haut, besonders durch die Reibung
[* 5] einander zugekehrter Hautflächen
(sog.
Wolf der Erwachsenen), durch den Druck von Kleidungsstücken (sog. Wundsein oder Frattsein
der
Kinder, Intertrigo), ferner durch Einwirkung hoher
Temperaturen, insbesondere der direkten Sonnenstrahlen,
durch chemisch reizende
Stoffe, wie Senföl, Kanthariden, die
Haare
[* 6] der Prozessionsraupe u.dgl.
Namentlich in den
Tropenländern kommen heftige erythem
atöse Hautentzündungen besonders bei denjenigen Ansiedlern häufig
vor, welche die intensive Wirkung der Tropensonne noch nicht kennen und sich durch möglichst weitgehende Lüftung Kühlung
zu verschaffen suchen. Je nässer die
Haut durch den reichlich abgesonderten Schweiß ist, um so heftiger
ist die Wirkung, sodaß sich unter beträchtlichen
Schmerzen große
Stücke der Oberhaut abschälen. In der Regel genügt die
Entfernung der genannten Schädlichkeiten, um auch alsbald das Erythem
zum Verschwinden zu bringen; in hartnäckigen
Fällen erweisen sich kalte
Umschläge, Douchebäder, Aufstreichen von
Bleisalbe oder
Hebrascher Salbe sowie
gleichzeitig damit angewandtes
Streupulver aus Zinkoxyd (1
Teil) und
Stärkemehl (4
Teile) nützlich.
Verschieden von dem gewöhnlichen Erythem
ist durch seinen eigentümlichen Verlauf das knotige Erythem
(Erythema
nodosum), welches bisweilen ohne bekannte Veranlassung bei jugendlichen
Personen auftritt und sich meist
wochen-, mitunter selbst monatelang hinzieht. Unter Fiebererscheinungen, Niedergeschlagenheit, Appetitmangel, Gelenkschmerzen
und Schlaflosigkeit bilden sich hauptsächlich an den untern Extremitäten, namentlich an den
Unterschenkeln, walnußgroße,
bei Druck sehr schmerzhafte, rote Hautknoten, welche große
Ähnlichkeit
[* 7] mit den durch
Stöße entstandenen
Beulen besitzen
und deshalb nicht selten Veranlassung zu ungerechten
Anschuldigungen geben. Die Knoten beruhen auf wenig
umfangreichen, umschriebenen, mit Blutaustritt verbundenen Infiltrationen der tiefer gelegenen Hautschichten. Immer erfolgt
vollständige
Heilung, doch ist bisweilen die Bekämpfung des
Fiebers durch
Chinin und
die Hebung des Kräftezustandes (durch
Eisen,
[* 8]
China,
[* 9]
Wein) erforderlich.