Erysiphe
Wallr. (Erysibe, Meltaupilz), Pilzgattung aus der Unterordnung der Perisporiaceen und der Ordnung der Askomyceten, mikroskopisch kleine, auf höhern grünen Pflanzen schmarotzende Pilze, [* 2] deren Mycelium nur die Oberfläche der Pflanzenteile überzieht. Sie bilden meistens auf grünen Blättern weiße, mehlartige Überzüge (Meltau). Das Mycelium breitet sich von einzelnen Punkten aus in Form von Flecken oder zusammenhängenden Lagen, die an ihrem Rand weiter wachsen, aus; es besteht aus freien, ästigen Fäden, welche der Oberhaut der Pflanze lose aufliegen und an gewissen Punkten unterseits kleine, scheibenförmige Anschwellungen tragen, die röhrenförmige Fortsätze durch die Wand der Oberhautzellen hindurchtreiben und innerhalb der letztern blasige Saugorgane erzeugen.
Auf diesem
Mycelium entstehen zweierlei
Fortpflanzungsorgane, welche auf demselben
Mycelium nacheinander erscheinen. Nicht selten
bleibt die
Entwickelung des
Pilzes bei der
Bildung von
Konidien (s.
Pilze) stehen; solche lediglich
Konidien
tragende
Formen hat man früher als besondere
Pilze in die
Gattung
Oidium
Link eingereiht. So ist z. B. das
Oidium Tuckeri
Berk.
auf Weintrauben nur die Konidienform einer Art von Erysiphe
, die sich aber nicht angeben läßt, da die zweite Form
der
Früchte noch nicht gefunden ist; es dient daher einstweilen die alte Benennung
Oidium zur Bezeichnung
des
Pilzes.
Das charakteristische Merkmal dieser Gattung und die Unterscheidung der Arten gründet sich nämlich auf die zweite Fruchtform, welche nach den Konidienträgern erscheint und durch einen Geschlechtsakt zwischen zwei sich kreuzenden Mycelfäden angelegt wird, von denen der eine das weibliche Organ (das Karpogon) als ovale Zelle, [* 3] der andre das männliche Organ (oder das Pollinodium) als kurzen, gekrümmten Zellschlauch erzeugt. Aus dem Karpogon gehen die Perithecien hervor, den bloßen Augen als schwarze Pünktchen erscheinende kugelrunde, geschlossene, an ihrer Unterseite auf dem Mycelium festsitzende Behälter, welche durch unregelmäßiges Zerbrechen der Wand sich öffnen. In dem einfachen Hohlraum des Peritheciums befinden sich ein oder mehrere kurze Sporenschläuche mit je 2-8 einzelligen, ovalen Sporen. Die Außenseite der Peritheciumwand ist häufig mit langen, abstehenden oder aufrechten, am Ende verschiedenartig geteilten, ¶
mehr
fadenförmigen Anhängseln besetzt. Die Konidien sind gleich nach der Reife keimfähig und erzeugen wiederum ein Mycelium mit
Konidienträgern und Perithecien. Die Sporen aus den Schläuchen der Perithecien keimen erst im nächsten Frühjahr. Man hat
die artenreiche Gattung Erysiphe
wieder in mehrere Untergattungen geteilt. Sphaerotheca pannosa Link bildet den Meltau auf
den Rosensträuchern, S. Castagnei Lév. (Erysiphe
macularis Fr.) auf Hopfen,
[* 5] Gurken, Kürbis
[* 6] u. a.;
Erysiphe
graminis Lév. bewohnt Blätter
und Halme verschiedener Gräser,
[* 7] Erysiphe
communis Link besonders Klee, Wicken etc., Kompositen,
[* 8] Ranunkulaceen, Polygoneen, Umbelliferen
[* 9] etc. Alle Arten von Erysiphe
sind schädliche Parasiten, und wenn alle oder doch die meisten grünen Teile damit
überzogen sind, so kränkelt die Pflanze und stirbt vorzeitig.