Ertrag
nennt man die Summe, welche eine Produktionsquelle abwirft an Naturalien (Material-, Naturalertrag) oder an Geldeinnahmen (Geldertrag). Zieht man von letzterm (Roh-, Rauh-, Bruttoertrag)
mehr
diejenigen Kosten ab, welche zur Ausbeutung jener Quelle erforderlich sind, so erhält man den Reinertrag derselben. So wäre der Reinertrag einer Unternehmung gleich derjenigen Summe, welche dieselbe nach Abzug der genußlos erfolgten Aufwendungen abwirft. Derselbe verteilt sich unter die Arbeiter (Lohn), die Kapitalisten (Zins) und den Unternehmer. Bei richtiger Veranlagung der Steuer würde auch diese einen Teil des Reinertrags ausmachen. Ebenso kann man vom Reinertrag des Bodens, eines Hauses etc. sprechen. Von den Begriffen Einkommen und Einnahmen unterscheidet sich der Begriff Ertrag dadurch, daß, während letzterer das Ergebnis einer Produktionsquelle ist, die erstern von einer Person (bez. Kasse) bezogen werden. Mehrere Personen können ihr Einkommen oder Teile desselben aus einer Quelle schöpfen, wie auch das Einkommen einer Person sich aus den Reinerträgen mehrerer Quellen zusammensetzen kann. Man hatte früher viel darüber gestritten, ob es vom Standpunkt der Gesamtheit aus vorteilhafter sei, den größten Roh- oder den größten Reinertrag zu erzielen. Say u. a. entschieden sich mit Rücksicht darauf, daß das Einkommen des einen Kosten für den andern sein könne, für den größten Rohertrag; doch ist diese Ansicht nicht zutreffend. Man darf die jeweilig vorhandenen, für produktive Zwecke verwendbaren ökonomischen Kräfte als gegebene betrachten. Wenn dieselben (Arbeitskräfte, Kapitalien) so auf die einzelnen Unternehmungen verteilt werden, daß überall die größten Überschüsse über die stattgehabten Aufwendungen erzielt werden, so wird auch alsdann die Gesamtsumme der Güter, welche zum Leben und zur Kapitalmehrung dienen können, die größte sein. Bei jeder andern Verteilung wird man zwar in einzelnen Unternehmungen und Produktionszweigen größere Erträge gewinnen, dafür aber wird sich ein um so größerer Ausfall in andern ergeben. Die Erzielung der größten Reinerträge auf allen Einzelgebieten der Volkswirtschaft hat demnach die ausgiebigste Verwertung der vorhandenen Produktivmittel und die Erzeugung der den gegebenen wirtschaftlichen Zuständen am meisten angemessenen Güter zur Folge. Mit jeder Änderung der Einkommensverteilung, der Sitten, Gewohnheiten und aller derjenigen Ursachen, welche bei der Preisbildung eine Rollo spielen, würde auch die vorteilhafteste Verteilung der Produktivmittel auf die verschiedenen Produktionsquellen eine andre werden.