Titel
Erthal
,
1)
Friedrich
Karl
Joseph,
Freiherr von, letzter
Kurfürst und
Erzbischof von
Mainz,
[* 2] geb. zu
Mainz
als Sohn eines
Mainzer Geheimrats, erhielt schon früh Dompräbenden in
Mainz und
Bamberg,
[* 3] studierte in
Reims
[* 4]
Theologie, ward 1753
Domkapitular, 1754
Rektor
der
Universität, 1758 Hofratspräsident, 1768 Domkustos und 1769 Gesandter in
Wien;
[* 5] 1774 ward er zum
Kurfürsten und
Erzbischof
von
Mainz, wenige
Tage später auch zum
Fürstbischof von
Worms
[* 6] erwählt. Im
Gegensatz zu der religiös-liberalen
Verwaltung seines Vorgängers hielt Erthal
anfangs streng auf alle äußern
Formen peinlichster
Frömmigkeit, begünstigte die
Jesuiten
und gab den
Unterricht der Ordensgeistlichkeit zurück; doch lenkte er bald in andre
Bahnen ein und begünstigte eine gemäßigte
Reform, welche durch die Neugestaltung der
Universität
Mainz 1784 einen kräftigern Anstoß erhielt. Er
trat 1786 der
Emser Punktation gegen die päpstlichen Anmaßungen bei und beabsichtigte sogar eine gründliche Reorganisation
der katholischen
Kirche. 1785
schloß er sich auch dem
Fürstenbund an.
Alle diese Reformbestrebungen wurden aber durch die
französische Revolution
unterbrochen, von der Erthal
besonders hart betroffen wurde. Nachdem er wegen des Herannahens
der
Franzosen nach der
Niederlage der
Mainzer
Truppen bei
Speier
[* 7] aus
Mainz hatte flüchten müssen, kehrte er 1793 nach
der Wiedereroberung seiner Hauptstadt in dieselbe zurück, um sie 1794 auf immer zu verlassen. Er lebte fortan meist in
Aschaffenburg.
[* 8] 1801 im
Frieden von Lüneville verlor
er den ganzen linksrheinischen Teil seiner
Diözese und starb in
Aschaffenburg.
2) Franz Ludwig, Freiherr von, Fürstbischof von Würzburg [* 9] und Bamberg, geb. zu Lohr im Mainzischen, jüngerer Bruder des vorigen, studierte in Mainz, Würzburg und Rom, [* 10] ward dann Mitglied des Domkapitels in Würzburg und 1763 vom Bischof von Seinsheim zum Präsidenten der weltlichen Regierung des Stifts ernannt. Bei Gelegenheit des Empfanges der Investitur für seinen Herrn wurde er in Wien dem Kaiser Joseph II. bekannt und von demselben nacheinander zum Geheimen Reichsrat, Visitator des Reichskammergerichts zu Wetzlar [* 11] und kaiserlichen Kommissarius auf dem Reichstag zu Regensburg [* 12] ernannt. 1779 ward er Seinsheims Nachfolger als Fürstbischof von Würzburg und von Bamberg, wodurch er den ersten Rang unter den fränkischen Fürsten erhielt. Er huldigte der Richtung der Aufklärung und wirkte durch vortreffliche Reformen und einsichtige, wohlwollende Verwaltung in seinen Stiftern äußerst segensreich. Er starb in Würzburg. Er schrieb: »Über den Geist der Zeit und die Pflichten der Christen« (Würzb. 1793) und »Reden an das Landvolk« (Bamb. 1797). Seine Biographie schrieben Sprenke (Würzb. 1826), Wessenberg (Meersb. 1803), Reuchlin (unter dem Pseudonym Bernhard, Tübing. 1852).