Ermeland
(Ermland,
Varmia), Landstrich im preuß. Regierungsbezirk
Königsberg,
[* 2] umfaßt die jetzigen
vier
Kreise
[* 3]
Braunsberg,
[* 4]
Heilsberg,
Rößel und
Allenstein,
[* 5] im ganzen 4250 qkm (77 QM.) mit (1885) 228,076
Einw. Der
Boden ist weniger fruchtbar als in den andern mittlern
Kreisen
Ostpreußens und im S.
(Allenstein) auf sandigem
Grund
stark bewaldet. Nirgends in
Ostpreußen
[* 6] gibt es so wenig große
Güter wie hier, desto mehr Bauerndörfer.
Von besonderer Wichtigkeit ist der Flachsbau. Die Bewohner sprechen eine eigentümliche deutsche
Mundart, im S. polnisch und
sind bis auf 20,000
Evangelische und 1700
Juden durchaus Katholiken. - Ermeland
war ursprünglich eine der elf
Landschaften des alten
Preußen
[* 7] und, nachdem es von den
Deutschen Ordensrittern erobert worden war, eins der vier
Bistümer des
Ordenslandes.
Dasselbe wurde 1250 von
Innocenz IV. eingerichtet. Der
Bischof von Ermeland
, welcher dem
Orden
[* 8] gegenüber seine Selbständigkeit bewahrte,
stand bis 1354 unter dem
Erzbischof von
Riga,
[* 9] trat dann unter die unmittelbare
Hoheit des
Papstes und wurde zum deutschen
Reichsfürsten
erhoben. Als Ermeland
1466 durch den
Frieden von
Thorn
[* 10] zugleich mit ganz
Westpreußen unter polnische Herrschaft
kam, wurde der
Bischof Mitglied des polnischen
Senats mit dem
Recht, bei Erledigung des
Throns die preußischen
Stände zusammenzuberufen.
Unter den
Bischöfen von Ermeland
waren am berühmtesten:
Äneas
Sylvius
Piccolomini (1457-58) und
Hosius (1551-79), durch
dessen strenge Maßregeln gegen die
Reformation die
Landschaft Ermeland
beim
Katholizismus erhalten wurde.
Noch jetzt führt den
Titel
»Bischof von Ermeland«
ein katholischer
Bischof in
Ostpreußen, dessen Residenzschloß in
Heilsberg ist, während das
Domkapitel seinen
Sitz in
Frauenburg hat. Im J. 1772
kam Ermeland
an
Preußen.
Vgl. Hipler, Litteraturgeschichte des
Bistums Ermeland
(Leipz.
1873).