Erlon
14 Wörter, 87 Zeichen
Erlon
(spr. druä), 1) Jean Baptiste, franz. Politiker, geb. 1763, trat in ein Dragonerregiment, wurde sodann Postmeister in Ste.-Menehould und erkannte den König Ludwig XVI., als derselbe auf seiner Flucht den Ort passierte. Ein glühender Anhänger der Revolution, eilte er nach Varennes voraus und ließ den König hier festhalten. Die Nationalversammlung verwilligte ihm dafür eine Gratifikation von 30,000 Frank. Er ward darauf zum Kommandanten der Nationalgarde von Ste.-Menehould und 1792 zum Deputierten in den Konvent gewählt, wo er sich ganz den Jakobinern anschloß und für die radikalsten Beschlüsse stimmte.
Als Kommissar des Konvents 1793 zur Nordarmee gesandt, fiel er bei Maubeuge in die Hände der Österreicher und saß zwei Jahre auf dem Spielberg gefangen. Gegen die Herzogin von Angoulême 1795 ausgewechselt, kehrte er nach Paris [* 3] zurück und ward Mitglied des Rats der Fünfhundert. Als Teilnehmer von Babeufs Verschwörung gegen das Direktorium ward er 1796 verhaftet, entfloh jedoch nach der Schweiz, [* 4] kehrte, freigesprochen, zurück und ward Kommissar des neuen Direktoriums beim Departement Obermarne, dann Unterpräfekt von Ste.-Menehould und Mitglied der Deputiertenkammer. Nach der zweiten Rückkehr der Bourbonen als Königsmörder aus Frankreich verwiesen, lebte er eine Zeitlang in Deutschland, [* 5] sodann unter dem Namen Merger zu Mâcon, wo er starb.
2) Jean Baptiste, Graf Drouet d'Erlon;
franz. Marschall, geb. zu Reims,
[* 6] trat, nachdem er fünf Jahre in der königlichen
Armee gedient hatte, 1792 in ein Bataillon Freiwilliger, wurde Adjutant des Generals Lefebvre und machte die Feldzüge von 1793 bis 1796 mit.
Seit 1799 Brigadegeneral und seit 1803 Divisionsgeneral, befehligte er 1805 die Truppen, welche durch Franken nach Bayern
[* 7] vordrangen,
focht 1806 bei Jena,
[* 8] 1807 bei Friedland, half 1809 zur Unterwerfung Tirols mit, führte seit 1810 eine Division unter Masséna
in Spanien,
[* 9] schlug 1811 den englischen General Hill und warf ihn auf Lissabon
[* 10] zurück; befehligte 1813 in
Spanien die Armee des Zentrums und focht 1814 unter Soult bei Toulouse.
[* 11]
Nach der ersten Restauration ward er Befehlshaber der 16. Militärdivision. Im März 1815 als Mitschuldiger bei einem Aufstand im Departement du Nord in der Citadelle von Lille [* 12] gefangen gesetzt, wußte er sich in der durch Napoleons Annäherung veranlaßten Verwirrung der Citadelle zu bemächtigen und erklärte sich mit den Offizieren seiner Division für den Kaiser, der ihn zum Pair ernannte und ihm den Oberbefehl über das 1. Korps übertrug. Mit diesem hatte Drouet bei Waterloo [* 13] den Hauptangriff auszuführen.
Nach der Kapitulation von Paris zog er sich hinter die Loire zurück; floh dann, durch die Ordonnanz vom 24. Juli geächtet, nach Bayern und lebte in der Nähe von Baireuth. [* 14] Infolge der Amnestie vom nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt er nach der Julirevolution 1830 den Oberbefehl über die 12. Division, war vom bis Generalgouverneur von Algerien, [* 15] wo er die arabischen Büreaus einrichtete, übernahm dann wieder den Oberbefehl über die 12. Militärdivision, wurde im Mai 1843 zum Marschall ernannt und starb Seine von ihm selbst verfaßte »Vie militaire« erschien nach seinem Tod (1844). In Reims wurde ihm ein Standbild errichtet.
3) Louis, Flötist, geb. 1792 zu Amsterdam, [* 16] erhielt seine Ausbildung im Pariser Konservatorium, wurde 1808 Soloflötist des Königs von Holland (Ludwig Bonaparte) und kam 1811 in gleicher Eigenschaft an den Hof [* 17] Napoleons I. Von 1817 an machte er Kunstreisen, war vorübergehend in Neapel [* 18] und im Haag [* 19] angestellt und folgte 1836 einem Ruf als Hofkapellmeister nach Koburg, [* 20] wo er bis 1854 blieb. Er lebte seitdem in New York, Frankfurt [* 21] a. M., Gotha [* 22] und Bern, [* 23] wo er starb. Er war zeitweilig der musikalische Sekretär [* 24] der Königin Hortense, der die Melodien, welche ihm diese vorträllerte, zu Papier brachte und mit Begleitung versah; auf diese Art ist auch das bekannte »Partant pour la Syrie« entstanden. Als Flötist hat er durch seine außerordentliche Technik, namentlich durch seine Gewandtheit in Passagen mit der sogen. Doppelzunge, Aufsehen erregt. Seine Kompositionen für die Flöte (etwa 150 Werke) sind ohne tiefern Gehalt, aber dankbar.