Erle
(Eller,
Else,
Alnus
Gärtn., s. hierzu Tafel »Erle«
),
Erlenbad - Erleuchtung

* 7
Seite 5.792. Gattung aus der
Familie der
Kupuliferen,
Bäume und
Sträucher mit
länglichen, rundlichen oder herzförmigen, gezahnten oder gesägten Blättern, gestielten Laubknospen, monözischen
Blüten
in
Kätzchen und entfernt an die
Zapfen
[* 2] der
Nadelhölzer
[* 3] erinnernden eirundlichen
Früchten, die bis spät
ins nächste Frühjahr hängen bleiben. Die gemeine, rote oder schwarze Erle
(Roterle, Schwarzerle, Urle,
Alnus glutinosa
L.,
s. Tafel), mit unbehaarten, in der
Jugend klebrigen
Zweigen, rundlichen, ausgeschweift gezahnten, nur im
Winkel
[* 4] der Nervenäste
bärtigen, selten auf diesen selbst behaarten, gestielten Blättern, ist ein schlanker
Baum von 4-25 m
Höhe und findet sich in ganz
Europa
[* 5] bis ins südliche
Skandinavien, in Nordafrika, im
Orient, in
Sibirien und
Japan.
[* 6] Die Erle
liebt
nassen, humusreichen
Boden,
¶
mehr
ist daher eine treue Begleiterin der Bäche und Flüsse
[* 8] und bildet namentlich im nordöstlichen Deutschland
[* 9] die Erle
nbrücher,
in welchen die gewöhnlich weitläufig stehenden Bäume aus sumpfigem Boden hervorwachsen. Ihre Kronenabwölbung beginnt mit
dem 20.-30. Jahr; später zeigt sie nur langsamen Zuwachs, erreicht aber auf gutem Standort in 80-100 Jahren einen
runden, vollholzigen Stamm von 25 m Höhe bei 60-90 cm Durchmesser. Sie besitzt eine lang anhaltende, große Ausschlagsfähigkeit,
namentlich am Wurzelstock; während ihr der Wurzelausschlag fast gänzlich abgeht.
Rüster

* 11
Rüster.
Das Holz
[* 10] ist weich, leicht spaltbar, fest, ziemlich grob, frisch gehauen gelbrot, nach dem Trocknen hell rostrot, im Wasser
sehr, im Trocknen wenig dauerhaft. Die Erle
leidet nicht selten durch Windbruch und durch den Erle
nrüsselkäfer,
dessen Larve im Holz lebt; von Krankheiten wird der Baum dagegen kaum heimgesucht. Man benutzt Erle
nholz zu Wasserbauten, Brunnenröhren,
Wasserleitungen, Holzschuhen, vorzüglich aber als Brennholz; der Erle
nmaser steht denen der Birke und Rüster
[* 11] wenig nach; die
Rinde dient in Slawonien und einigen Orten Rußlands zum Gerben, gelegentlich auch zum Färben.
Der Same ernährt im Winter eine große Menge samenfressender Vögel,
[* 12] als Erlen-
und Bergzeisige, Stieglitze etc. Die graue Erle
(weiße,
weißgraue oder rote Erle
, A. incana L.) hat stets behaarte, nie klebrige Zweige, breit elliptische, doppelt gezahnte,
anfangs durchaus, später nur auf dem Mittelnerv und seinen Hauptästen der grau- oder etwas blaugrünen Unterfläche behaarte
Blätter und eine glatte, silbergraue Rinde, ist durch fast ganz Europa und Nordasien verbreitet, geht weiter nach Norden,
[* 13] steigt
im Gebirge höher als die vorige und findet sich auch in den nördlichen Staaten Nordamerikas.
Höhenschichten der Alp

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Alpen.
Sie wächst meistens strauchartig, erreicht aber als Baum eine Höhe von 10 m. Sie liebt weniger nassen Böden und treibt zahlreiche
Wurzelbrut. Das Holz ist heller als bei der vorigen, etwas feiner und dichter, feinzelliger; frisch gefällt, riecht es nach
Möhren. Man benutzt es wie das der Roterle.
Die Weißerle
spielt in der nordischen Mythologie eine große
Rolle: aus ihr ging die Frau hervor, aus der Esche der Mann. Die Alpenerle
(Birkenerle, Drossel, A. Alnobetula Ehrh., Betula alpina
Borkh., A. viridis Dec.), in den mitteleuropäischen und italienischen Gebirgen, ein hübscher Strauch der Alpen
[* 14] von 2-4 m Höhe,
in der Kultur bisweilen ein kleiner Baum, hat in der Jugend behaarte Zweige und eirundliche, rautenförmige,
unregelmäßig gesägte, auf beiden Flächen gleichfarbige Blätter und steht in eigentümlicher Weise zwischen den Gattungen
Birke und Erle.
Im Habitus gleicht sie der letztern, während die Einzelheiten der Blüten mehr zu den Birken hinneigen. Sie bildet
auf den höchsten Gebirgskämmen gewissermaßen ein Laubholzseitenstück zur Krummholzkiefer. Das Holz ist weiß, zäh, mittelmäßig
hart und dient als Brennholz.
Eine forstwirtschaftliche Bedeutung besitzen für das mittlere Europa nur A. glutinosa und A. incana, erstere als der Waldbaum der feuchten Senken und des Bruchbodens im norddeutschen Flachland, letztere als der lebenszähe forstliche Dienstmann, der überall am Platz ist, wo man schnell bedeutende Massen geringen Brennholzes erziehen will, in den feuchten Seifen (Schlanken, Schluchten) der Bergländer sowohl als auch auf den trocknern Böden des Vorgebirges u. Flachlandes.
Beide Erlenarten sind ausgezeichnet durch ihr Ausschlagvermögen und ihren sehr raschen Wuchs; die beste Bewirtschaftungsart für Erlenbestände ist der Niederwaldbetrieb, der auch als der im allgemeinen herrschende zur Zeit angesehen werden kann. Dem Schwarzerlen-Niederwaldbetrieb wird eine Schlageinteilung und ein meist 20-30jähriger Umtrieb zu Grunde gelegt. Erstere muß so gelegt werden, daß jeder Schlag zugänglich ist, was in den Moorböden Norddeutschlands nicht immer ganz leicht ist.
Hidschra - Hieflau [un
![Bild 59.160: Hidschra - Hieflau [unkorrigiert] Bild 59.160: Hidschra - Hieflau [unkorrigiert]](/meyers/thumb/59/59_0160.jpeg)
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Hieb.Die Abfuhr des geschlagenen Holzes durch vorliegende junge Schläge bei Frostwetter verursacht großen Schaden, da das Erlenholz überaus brüchig ist. Einzelne im Hochwald zerstreut liegende Erlenniederungen werden gewöhnlich in Verbindung mit den sie umgebenden Hochwaldbeständen in der Art bewirtschaftet, daß sie bei Gelegenheit der periodischen Durchforstungen mit abgetrieben werden. Der Hieb [* 15] in den Erlenniederwaldungen erfolgt meist bei Frost, da die Brücher sonst nicht zugänglich sind.
Alles Holz wird gerückt, d. h. an festen Wegen, auf höhern Rücken, auf Dämmen etc. zusammengebracht, wo es bis zum Verkauf stehen bleibt. Die Kultur der Schwarzerle erfolgt am besten durch Pflanzung. Man erzieht die Pflanzen in besondern Saatkämpen. Fast jedes Jahr bringt Samen, [* 16] der jedoch nur ein Jahr lang keimfähig bleibt. Man sammelt ihn Ende November. 1 hl Samen wiegt etwa 30 kg. Den Boden im Saatkamp stark zu lockern, ist zumeist nicht ratsam, da der feuchte und gelockerte Boden stark auffriert.
Der Same wird meist breitwürfig gesäet und schwach mit Erde bedeckt. Man säet pro Ar 1,5-1 kg Samen. Die Pflänzchen müssen gegen das überwuchernde Gras geschützt werden. Sie sind ein- bis zweijährig direkt aus der Saatschule verpflanzbar, doch hat man in neuester Zeit starke ein- oder zweijährige Erlenpflänzlinge noch einmal im Pflanzkamp verschult und verspricht sich von dieser Züchtung große Erfolge. Die Weißerlen-Niederwaldungen werden gewöhnlich in kürzerm, 12-24jährigem Umtrieb bewirtschaftet.