Außerdem verdienen Erwähnung: die erzbischöfliche
Residenz, der großartige Akademiepalast
(Lyceum), das Cistercienserkloster
samt
Gymnasium, das Komitatshaus, Seminargebäude etc. Erlau zählt (1881)
20,669 ungar. Einwohner, welche außer reger Gewerbthätigkeit (eine Dampfmühle) hauptsächlich
Weinbau betreiben (der ErlauerWein gilt für einen der vorzüglichsten ungarischen Rotweine), ist Sitz
eines Erzbistums mit Metropolitankapitel, des
Komitats, eines
Gerichtshofs und Steuerinspektorats und hat eine
Sternwarte,
[* 7] 3
Spitäler
und 2 alaunhaltige warme
Bäder, neben welchen der erzbischöfliche
Park liegt. An Lehranstalten befinden sich daselbst ein
erzbischöfliches
Seminar, eine erzbischöfliche
Akademie, ein Obergymnasium, eine Lehrerpräparandie und das
Institut derEnglischen Fräulein.
Die
Akademie besitzt eine ausgezeichnete
Bibliothek mit 49,769
Bänden und 397
Manuskripten in 38
Sprachen. Erlau hat 3 Geldinstitute.
Daselbst erscheinen 8
Zeitschriften. - In alter Zeit wohnten hier die Agriani.
Der
Ort, welcher 1010
Stadtrechte erhielt, wurde 1242 von den
Tataren zerstört, später wieder aufgebaut und 1552 von den
Osmanen unter Anführung des
WesirsAchmed vergebens belagert; 13
Stürme hielt der gefeierte
HeldStephan Dobö hier aus, und
selbst die
Frauen verteidigten die Stadt tapfer. 1596 belagerte
SultanMohammed III. die Stadt 3
Wochen lang mit 200,000 Mann.
Schon rückte
ErzherzogMaximilian zum
Entsatz heran, und dieTürken wollten bereits die Belagerung aufgeben,
als die
Wallonen und
Deutschen die Stadt übergaben. Erlau blieb nun unter der Herrschaft der
Osmanen, bis es 1687 durch den österreichischen
GeneralCaraffa wiedererobert wurde.
Nachdem es bei dem
Aufstand der
Ungarn
[* 8] unter
Rákóczy in die
Gewalt der Insurgenten gefallen war, ward es von
dem kaiserlichen
General Cusani besetzt. Erlau verdankt seine Bedeutung dem vom heil.
Stephan gegründeten
Bistum, das 1804 zum
Erzbistum erhoben wurde. Die
Ruinen des alten
Schlosses auf dem Festungsberg sind durch
ErzbischofPyrker in einen
Kalvarienberg
mit freundlichen
Anlagen verwandelt worden, in deren
Nähe sich ein Grabgewölbe mit dem Grabstein des
Helden Dobö befindet. Auf der
Stelle der von König
Stephan dem
Heiligen erbauten
Kathedrale erhebt sich auf einem Pfeilerfragment
die 1835 errichtete
Bildsäule dieses
Königs.
ungar. Eger (mittellat. Agria), Stadt mit geordnetem Magistrat im Heveser Komitat in Ungarn, früher Festung,
[* 9] an der Erlau und der Zweiglinie Füzes-Abony-Erlau (17 km) der Ungar. Staatsbahnen,
[* 10] in einem tiefen, von Weinbergen umschlossenen
Thale, in 155 m Höhe, ist Sitz der Komitatsbehörden und eines kath.
Erzbischofs und hat vier Vorstädte, enge, vernachlässigte Straßen, und (1890) 22427 meist kath. magyarische Erlau (272 Deutsche,
[* 11] 130 Slowaken, 2396 Israeliten),
in Garnison das 1., 2. und 4. Bataillon des 60. ungar. Infanterieregiments «Freiherr von Appel», sowie das 2. Bataillon des 10. ungar.
Landwehr-Infanterieregiments; zahlreiche Kirchen, Klöster, öffentliche Gebäude, Erziehungs- und Wohlthätigkeitsanstalten,
darunter eine große Domkirche im ital. Stil, nach Entwürfen des ungar. Architekten Hild vom Erzbischof Ladislaus Pyrker 1831 - 37 erbaut,
in Form eines lat. Kreuzes mit Kuppel (38 m) und zwei Türmen (56 m); ferner eine Kirche der Barmherzigen Brüder, gegenüber
ein schönes Minaret (35 m), Überreste einer Moschee, einen erzbischöfl. Palast mit wertvoller Bibliothek
(45000 Bände), ein vom Erzbischof GrafEsterházy 1765 - 85 erbautes Lyceum mit Bibliothek und 56 m hoher Sternwarte; ein Cistercienser-Obergymnasium,
erzbischöfl. Seminar, Lehrer- und Lehrerinnenpräparandie, Zeichenschule und ein großes und reich dotiertes, von dem Domherrn
I. Komáromy 1830 gegründetes, teils erzbischöfliches, teils städtisches Hospital und eine Sparkasse.
In der Nähe des
¶
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erzbischöfl. Parks zwei gut eingerichtete Badeanstalten, das Bischofs- und Raitzenbad mit warmen (31° C.), gegen Magen- und
Hautleiden wirksamen Mineralquellen. Industrie und Handel sind bedeutend und werden durch große Wochenmärkte gefördert.
Der Weinbau bildet die Hauptbeschäftigung; der ErlauerWein ist der beste rote WeinUngarns und auch im Auslande gesucht.
Auf einem Ausläufer des Almágyberges sind die Ruinen des ehemaligen Schlosses, durch Pyrker in einen Kalvarienberg verwandelt
und mit schönen Anlagen versehen.
Daselbst das Grabmal des tapfern Verteidigers von Erlau gegen die Türken, Dobó. Seine Bedeutung verdankt Erlau namentlich dem
sehr alten, angeblich noch von St. Stephan I. 1009 gegründeten Bistum, das früher wegen seines Reichtums
den vierten Königssohn auf seine Kosten erziehen und erhalten mußte und 1804 zum Erzbistum erhoben wurde. Es umfaßt Teile
der Komitate Heves, Abauj-Torna, Borsod, Szaboles sowie die frühern «freien Distrikte» Jazygien, den
Haiduckendistrikt und Großkumanien mit über 780000 kath. Erlau. Von 1827 bis 1847 war
der als deutscher Dichter bekannte Joh. LadislawPyrker (s. d.) Erzbischof von Erlau. Die Stadt ist der Sitz der Komitatsbehörde
von Heves. Erlau spielt in der Kultur- und polit. Geschichte Ungarns eine bedeutende Rolle. - 1241 von den Mongolen zerstört,
wurde die Stadt 1261 wieder aufgebaut und mit Ringmauern befestigt. 1460 und 1468 fanden hier Landtage
statt; 1552 verteidigte der tapfere Stephan Dobó gegen türk. Übermacht (150000 Mann) die Stadt vom 10. Sept. bis 12. Okt. und
wehrte unter heldenmütiger Teilnahme der Frauen 13 blutige Stürme ab. 1563 kam Erlau in König Ferdinands I. Hand;
[* 13] 1596 eroberte
sie Sultan Mohammed III. Erst wurde Stadt und Schloß aus der Türkenmacht befreit.