(franz. Cerlier), Bezirksstadt im schweizer.Kanton Bern,
[* 2] 444 m ü. M.,
am südwestlichen
Ufer des
BielerSees und am
Fuß des Jolimont, mit
Schloß und (1880) 683 reform. Einwohnern, die Weinbau,
Landwirtschaft
und Uhrmacherei treiben.
eins der ältesten bernischen Adelsgeschlechter, das in der Geschichte
Berns eine hervorragende
Rolle gespielt
hat. Zugleich
Vasallen der
Grafen von Nidau und
Bürger von Bern,
[* 3] hielten die Erlach zu der Stadt in ihren
Kämpfen
gegen den burgundischen
Adel. So befehligte nach der
TraditionUlrich vonErlach 1298 die
Berner in der
Schlacht am Dornbühl, und
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sein Sohn Rudolf vonErlach erfocht der Stadt den glänzenden Sieg bei Laupen eine Angabe, die indes neuerdings bestritten
worden ist, da in dem ältesten Laupener Schlachtbericht von ihm nur als dem Befehlshaber einer Expedition gegen Freiburg
[* 5] 1440 die
Rede ist, während sonst der Schultheiß Bubenberg als Anführer genannt wird. In späterer Zeit sind merkwürdig:
JohannLudwig vonErlach, ausgezeichneter Feldherr und Staatsmann, geb. 1595 zu Bern,
trat zuerst als Page, dann als Offizier in den DienstChristians von Anhalt
[* 6] und wurde mit ihm 1620 in der Schlacht am WeißenBerge gefangen.
Ringsherum liegen die Grenzen ungefähr im Niveau der Juraseen. Im Innern allerdings machen sich Höhendifferenzen geltend.
Aus den alluvialen Ablagerungen des Grossen Mooses erheben sich drei einander parallel von NO.-SW. ziehende Rücken, nämlich
zwei Molassezüge und, ö. gegen das Grosse Moos vorgelagert, ein Moränenwall. Der westlichste dieser
Hügelzüge, der Jolimont, an dessen N.-Ende der Hauptort des Amtsbezirkes - Erlach - liegt, erreicht eine Seehöhe von 604 m,
erhebt sich mithin etwas mehr als 150 m über seine Umgebung.
Auf dem Rücken des Hügels (1,5 km sw. des schönen Jolimontgutes) liegt mitten im prächtigsten Buchenwald
eine Gruppe von grossen Arkesinblöcken, die, unter dem Namen «Teufelsbürde»
bekannt, wahrscheinlich einem alten Opferplatz entspricht. Grosse erratische Blöcke sind ferner aus der Gegend von Erlach
und auf der sich von hier aus n. nach der St. Petersinsel fortsetzenden Landzunge bekannt. Der Jolimont setzt sich
nach N. in den Bielersee fort, um sich in der St. Petersinsel (Amtsbez. Nidau, Gem. Twann) nochmals 40 m über den Spiegel des
Sees zu erheben.
Nur wenige Meter niedriger erhebt sich bei Ins der mittlere Rücken, der Schaltenrain, ebenfalls ein Molassezug, der dem ö.
Ufer des Bielersees entlang ziehend bei Hagneck vom Aarekanal durchbrochen wird und im Amt Nidau im Jensberg
endigt. Auch auf dieser Erhebung finden wir Spuren ehemaliger Vergletscherung, grosse erratische Blöcke, von denen besonders
der gewaltige Schallenstein auf dem Schallensteinfeld, s. der Strasse Müntschemier-Ins, Erwähnung verdient. S. von Lüscherz
liegen auf dem höchsten Teile des Rückens interessante Tumuli, d. h. eine Anzahl von keltischen Grabhügeln
von 3-4 m Höhe und etwa 10 m Durchmesser. Auf dem Oberfeld bei Ins und in der Nähe von Brüttelen wird das Gestein des Schaltenrains
in grossen Steinbrüchen ausgebeutet. Die Steine von Ins finden besonders als Treppenstufen Verwendung, und die Brüttelersteine
werden als gute Bausteine weithin verschickt. Die Brüttelerbrüche sind ausserdem den Paläontologen
als Fundstelle für Haifischzähne
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und Säugetierknochen bekannt. Gegen das Grosse Moos vorgelagert streicht in gleicher Richtung die östlichste und kleinste
der genannten Erhebungen, gebildet aus den Moränenhügeln bei Treiten, Finsterhennen und Siselen. Dieselben erheben sich rund 50 m
über das Grosse Moos, erreichen also an absoluter Höhe nicht ganz 500 m. Weiter n. gehen diese glazialen
Ablagerungen über in fluvioglaziale Geschiebe.
Die Rücken dieser Hügelzüge sind durchweg stark bewaldet. An den fruchtbaren Hängen wird intensiver Acker- und Wiesenbau
getrieben. Eine nicht unbedeutende Fläche ist namentlich an den nach O. und S. geneigten Halden auch dem Weinbau eingeräumt.
An der Entsumpfung des Mooses wird seit der Juragewässerkorrektion besonders in den dem Staate Bern
gehörenden
Gebieten der Strafanstalten Witzwil und St. Johansen wacker gearbeitet. Immerhin harrt noch eine grosse Fläche der Urbarmachung.
Das Areal des Amtsbezirkes verteilt sich in folgender Weise:
Der Amtsbezirk partizipiert mit einem kleinen Anteil am Neuenburgersee, mit einem grössern am Bielersee und wird im N. und
NO. auf eine Strecke von ca 10 km von diesem begrenzt. Die Ufer des Neuenburgersees sind - soweit sie dem Amtsbezirk Erlach
angehören, d. h. zwischen der Einmündung der Broye und der Stelle, bei welcher die Zihl den See verlässt
- stark versumpft, und wir finden infolge dessen hier keine Spuren ehemaliger Pfahlbauten. Anders am Bielersee: auf den flach
seewärts einfallenden Molasseschichten des Schaltenrains wurden Ueberreste von Pfahlbauten aus der Stein- und Bronzezeit
bei Lüscherz und bei Vinelz nachgewiesen. Ein Bau aus der Steinzeit ist ferner in der Zihl bei Zihlbrücke
gefunden worden.
Naturgemäss finden wir auch die Siedelungen zum weitaus grössten Teil an den Hängen jener oben genannten Höhenzüge.
Ohne Ausnahme zeigen die 14 Ortschaften des Amtsbezirkes diese Lage. Einzelhöfe finden sich allerdings auch oben auf den
Rücken und unten in der Ebene des Grossen Mooses. Nach der Volkszählung vom zählt der Amtsbezirk Erlach 7066 Ew.,
d. h. 77 Ew. auf den km2. 1053 Häuser, 1379 Haushaltungen. Die Bewohner gehören mit Ausnahme von rund 50 Katholiken und 10 Israeliten
der reformierten Kirche an. Trotzdem der Bezirk an der deutsch-französischen Sprachgrenze liegt, sprechen
nur etwa 170 Ew. französisch. Die Bevölkerung ist eine durchaus landwirtschaftliche. Auf 100 Ew. kommen 96,6 Vieheinheiten,
eine Zahl, die nur in einem einzigen Amtsbezirk des bernischen Mittellandes - in Laupen - grösser ist. Die Viehstatistik ergibt
folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
3210
4251
4780
Pferde
615
645
751
Schweine
1970
3476
3765
Ziegen
848
772
692
Schafe
2048
1118
477
Bienenstöcke
833
725
554
Eine nicht unbedeutende Rolle spielt der Weinbau. Im Jahre 1895 ernteten 1637 Rebbesitzer 5968 hl. Wein.
Der Geldwert dieser
Ernte belief sich auf 260119 Fr. Industrie von irgendwie grösserer Bedeutung hat der Amtsbezirk Erlach
nicht. Ca. 60 Ew. sind mit der Herstellung von Uhrenschalen und -steinen beschäftigt. Bei Ins und Brüttelen werden Steinbrüche
ausgebeutet.
Der Verkehr zwischen den einzelnen Ortschaften des Bezirkes und den Stationen Aarberg und Kerzers der Linie Murten-Lyss findet
auf guten Poststrassen statt. Zwischen Erlach und Neuenstadt (Station der Linie Biel-Neuenburg) kursieren
kleine Dampfboote. Eisenbahnen hatte der Bezirk bis vor kurzem keine. Jetzt wird er im S. von der direkten Linie Bern-Neuenburg
durchschnitten und hat in Müntschemier, Ins u. Gampelen Eisenbahnstationen erhalten.
französisch Cerlier (Kt. Bern,
Amtsbez. Erlach). 436-470 m. Gem. und Städtchen, Hauptort des gleichnamigen
Amtsbezirks; malerisch am sw. obern Ende des Bielersees und am vorspringenden NO.-Fusse des Jolimont gelegen, der sich von
dieser Stelle aus als schmale und abgeflachte, erst seit der Juragewässerkorrektion das Wasser etwas überragende Erhebung
bis zur St. Petersinsel fortsetzt. Dieses Neuland ist aber noch unwegsam und unkultiviert. Erlach beherrscht
die Strassen vom S.-Ufer des Bielersees zu den Zihlbrücken und in den Kanton Neuenburg,
sowie die Strasse Ins-LeLanderon-Neuenstadt.
Landungsplatz der Dampfboote Neuenstadt-Erlach. Zwei Stationen der Direkten Bern-Neuenburg, Ins und Gampelen, sind mit Erlach
durch Fahrposten verbunden, beide sind 4,8 km vom Städtchen entfernt. Postbureau, Telegraph, Telephon. 107 Häuser, 848 reform.
Ew. deutscher Zunge. Eigene Kirchgemeinde. Die Sprachgrenze (längs der Zihl) ist hier scharf ausgesprochen. Die Bewohner betreiben
noch zum grossen Teil Landbau, und die Reben nehmen fast die Hälfte des produktiven Gemeindeareals ein.
Fabrikation von Uhrsteinen. Unbedeutender Handel. Sekundarschule. Kirche und Schloss dominieren das Städtchen. Zum letzteren
führt die Obere oder Junkerngasse hinan, welche mit ihren Lauben und gotischen Fenstern ein gutes Bild
aus alten Zeiten bietet. Im Schlosse befindet sich jetzt eine gut eingerichtete Rettungsanstalt für Knaben. In der Oberstadt,
in die man durch ein altes mit dem Wappen der Herren von Erlach geschmücktes Tor eintritt, befinden sich
die neben denen von Werdenberg ältesten heute noch vorhandenen Laubengänge. Sie gleichen in manchen Beziehungen denen von
Bern,
werden aber nicht, wie diese, von schönen Verkaufsläden, sondern von Stallungen begleitet. Hier und da hat man diese alten
Baudenkmäler dem Geschmack der Neuzeit entsprechend etwas umgebaut.
Erlach wurde zu Ende des 11. Jahrhunderts von Burkhart, Bischof von Basel
(demselben, der als Stammvater des
gräflichen Hauses von Neuenburg
gilt) zu einem festen Orte gemacht. Bei der Teilung der neuenburgischen Besitzungen (Beginn des 13. Jahrhunderts)
kam es an die Grafen von Nidau. Graf Rudolf II. erteilte um 1260 dem Orte Stadtrecht. 1405 kam Erlach an
Savoyen, später als gemeinsamer Besitz an zwei Zweige des Hauses Châlons. 1474 nahmen die Berner den militärisch wichtigen
Ort ein, und Erlach war die einzige bleibende Gebietserweiterung, welche der grosse Krieg gegen Karl den Kühnen der
Stadt Bern einbrachte. 1476-1798 bernische
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Landvogtei; 1523-28 amtete hier als Landvogt der Maler und Dichter Niklaus Manuel.
Das noch heute bestehende Geschlecht von Erlach stammt von den gräflich nidauischen Ministerialen ab, welche noch im 13. Jahrhundert
auf der Burg Erlach sassen. Aber schon Ulrich von Erlach, der Vater des Siegers von Laupen, hatte in Bern
Burgrecht
genommen.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern,
zwischen dem Bieler- und dem Neuenburgersee, der Ziehl und der durch die Juragewässerregulierung
entsumpften Ebene des GroßenMoors im bernischen Seelande gelegen, hat 78,2 qkm, (1888) 6546 Erlach, darunter 62 Katholiken
in 14 Gemeinden. - 2) Erlach, frz. Cerlier, Stadt und Hauptort des Bezirks Erlach, 15 km südwestlich von Biel,
in 444 m Höhe, auf dem südwestl. Ufer des Bielersees am Fuße des Jolimont (604 m), Dampferstation, ist altertümlich gebaut,
hat (1888) 703 meist evang. Erlach, Post, Telegraph,
[* 17] ein hochgelegenes Schloß, ehemals Sitz der Amtsbehörden, mit einem uralten
Turm,
[* 18] eine staatliche Rettungsanstalt für Knaben; ferner Uhrmacherei, Weinbau, Landwirtschaft, Jahrmärkte
und etwas Weinhandel. Nicht weit von Erlach liegt das alte Kloster St. Johansen, jetzt Strafanstalt; auch tritt in der Nähe ein
Steinkohlenflöz zu Tage. Am Ostufer des Sees bei Erlach, bei Lüscherz und weiter nördlich bei Möringen, wurden zahlreiche
Überreste von Pfahlbauten
[* 19] gefunden.
eins der ältesten Adelsgeschlechter der Schweiz,
[* 20] dessen Stammhaus Erlach am Bielersee ist,
urkundlich zuerst zwischen 1212 und 1220 unter den Ministerialen der Grafen von Welsch-Neuenburg (Neuchâtel) erwähnt, von
denen es die Kastellanei von Erlach zu Lehen trug, ist seit 1250 in Bern
eingebürgert, dem es mehrere hochverdiente Kriegs- und Staatsmänner
schenkte und dessen höchstes Staatsamt, die Schultheißenwürde, von 1444 bis 1787 siebenmal von Gliedern
dieses Geschlechts bekleidet wurde. Ulrich von Erlach soll an der Spitze derBerner am Dornbühl über Freiburg
und den habsburg.
Adel gesiegt haben (s. Bern,
Bd. 2, S. 826 a).
- Rudolf von Erlach, Ulrichs Sohn, war angeblich der bernische Feldhauptmann in der siegreichen Schlacht bei
Laupen, was aber von einigen Forschern bestritten wird. - HansLudwig von Erlach (1595 - 1650) war ein ausgezeichneter
Feldherr und Staatsmann, der zahlreiche Feldzüge im Dienste
[* 21] Venedigs, Genfs, Christians von Anhalt, mit dem er in der
Schlacht am Weißen Berge 1620 gefangen wurde, des Markgrafen von Brandenburg-Jägerndorf, Christians von Braunschweig, Gustav
Adolfs von Schweden mitmachte, namentlich aber am Ende des Dreißigjährigen Krieges als Generallieutenant Bernhards von Weimar
eine wichtige Rolle spielte, zum Gouverneur der 1638 eroberten Festung
[* 22] Breisach ernannt und nach deren Übergabe an Frankreich
auch vom dortigen Hofe in dieser Stellung bestätigt wurde. In franz. Solde nahm er an den Kämpfen am Rhein und in Baden
[* 23] teil,
entschied 1648 den Sieg bei Lens und kämpfte an TurennesStelle gegen die Fronde.
Hieronymus von Erlach (1667 - 1748) diente zuerst im französischen, dann, während des Spanischen Erbfolgekrieges, im österr.
Heere, in welchem er bis zum Generalfeldmarschalllieutenant aufrückte,
wurde 1712 von KaiserKarl VI. in den Reichsgrafenstand
erhoben, 1745 vom KaiserFranz I. in diesem Stande bestätigt und stand 1732 - 47 als Schultheiß an der
Spitze der Stadt und RepublikBern.-
KarlLudwig von Erlach (1746 - 98) stand bis zum Ausbruch der Revolution in franz. Diensten und wurde 1798 beim Einbruch der Franzosen
in die Schweiz an die Spitze des bernischen Heers gestellt. Von den Franzosen unter Schauenburg angegriffen,
erlag er in den ehrenvollen Gefechten bei Frauenbrunnen und im Grauholz der Übermacht und wurde auf dem Rückzüge von
bernischen Landstürmern ermordet.