Erineum
Pers., abnorme lokale Filzbildungen von meist lebhafter Farbe auf der Oberfläche der Pflanzenblätter, die früher als Pilzbildungen betrachtet wurden, aber abnorme Haarbildungen der Epidermis [* 2] der Blätter (Filzkrankheit) und keine Pilze [* 3] sind. Auf mehr oder weniger großen Stilen des Blattes wächst die Außenwand jeder einzelnen Epidermiszelle in Form eines Härchens aus, so daß kleine, dichte Räschen auf der Blattfläche entstehen. Die Härchen sind keulen- oder trichterförmig, gelblich, rötlich oder braun, treten in der Regel auf der untern Blattfläche auf und sind von einer mehr oder weniger starken Auftreibung der Blattsubstanz auf der entgegengesetzten Blattfläche begleitet; sie stellen allgemein durch Milben verursachte Gallenbildungen dar.
Das auf den
Weinblättern häufig vorkommende Erineum
vitis Schrad.
(Phyllerium viteum
Fr.) wird z. B. von einer Milbenart, Phytopus vitis Land. ^[richtig:
Phytoptus vitis Land.,]
verursacht. Die
Tiere erscheinen im Frühjahr auf den Blättern als weißlicher
Staub, und die Blattstelle, auf der sie sitzen,
wird etwas konkav und bedeckt sich mit dem Erineum.
Die
Tiere stechen mit ihren spitzigen Mandibeln das
Blatt
[* 4] an. Die Weibchen legen die
Eier
[* 5] an die Erineum
fäden, und die
Jungen zehren von den jungen
Auswüchsen. In Einem
Sommer können
mehrere
Generationen erzeugt werden.
Wahrscheinlich überwintern die
Milben nicht in den abgefallenen Blättern, wie früher angenommen wurde, sondern in den
Knospen.
[* 6] Letzteres ist in einigen
Fällen sicher konstatiert. Besonders häufig kommen außerdem Erineum
bildungen vor an der
Erle, Zitterpappel,
am
Spitz- und Bergahorn, an der
Rotbuche,
Linde,
Birke, an Apfel-,
Birn- und verwandten
Bäumen, auch an
Ebereschen. Gewöhnlich
treten sie nur an einzelnen Blättern eines
Baums auf, und auch die damit versehenen
Blätter bleiben lebendig
und verrichten ihre
Funktionen, wenn nur einzelne
Stellen derselben damit besetzt sind. Wo aber an einem
Individuum die meisten
Blätter von der
Krankheit in hohem
Grad ergriffen sind, da hat dies auch eine schädliche
Rückwirkung auf die
Pflanze überhaupt,
und am
Weinstock wird z. B. bei zu starker Erineum
bildung die Traubenbildung
beeinträchtigt. Als Verhütungsmittel kann nur das Zurückschneiden der milbenbeherbergenden
Zweige angegeben werden.