Titel
Erich
(Erik), Könige von Dänemark: [* 3]
1) Erich
I., Eingod (der
Gute), vierter Sohn des
Königs Svend Estrithson, wurde 1095 nach dem
Tod seines
Bruders
Olaf
Hunger König
von ganz
Dänemark. Ein trefflicher
Fürst,
von stattlicher Gestalt und leutseligem
Wesen, machte er sich
besonders durch Verbesserung der
Verwaltung und durch Unterdrückung der
Seeräuberei verdient. Er erhob
Lund zu einem eignen
unabhängigen Erzbistum für die drei skandinavischen
Reiche. Er starb auf einer
Reise nach
Jerusalem
[* 4] auf der
Insel
Cypern.
[* 5] -
2) Erich
II.,
Emund (der Großsprecher), Sohn des vorigen, warf sich 1131 zum Rächer seines
Bruders
Knut auf,
besiegte seinen Oheim
Niels, der sich der
Krone bemächtigt hatte, 1134 bei
Lund und bestieg nach der Ermordung desselben den
Thron,
[* 6] den er 1135 durch
Hinrichtung seines ältern
Bruders,
Harald, und seiner acht
Söhne zu befestigen suchte. Er unterwarf
sich darauf der
Oberhoheit des deutschen
Kaisers
Lothar, nahm an den
Unruhen gegen den König
Magnus Sigurdson
von
Norwegen
[* 7] teil, bekriegte die seeräuberischen
Wenden, bezwang und bekehrte die Bewohner von
Rügen zum
Christentum und ward in
Riben ermordet. -
3) Erich
III.,
Lamm, Sohn
Jarl
Hakons, Nachfolger des vorigen, bemächtigte sich mit
Gewalt des
Throns (1137),
ging, nachdem er die
Regierung niedergelegt, als
Mönch in ein
Kloster zu
Odense,
[* 8] wo er 1147 starb. -
4) Erich IV., Plogpenning (Pflugpfennig), Sohn Waldemars II., geb. 1216, seit 1232 Mitregent seines Vaters, folgte diesem 1241 in der Regierung. Um die Kosten eines erfolglosen Kriegs gegen die Grafen von Schleswig [* 9] bestreiten zu können, legte er auf jeden Pflug [* 10] Ackerland eine Steuer, daher sein Beiname. Er ward 1250 durch seinen Bruder Abel, Herzog von Schleswig, gefangen genommen und 10. Aug. von einem landesflüchtigen Dänen ermordet. -
5) Erich V., Glipping (der Blinzelnde), Sohn Christophs I., geb. 1248, regierte seit 1259 anfangs unter Vormundschaft seiner Mutter Margarete von Pommern, [* 11] ward von seinem Vetter Erich, der sich mit den Schleswigern und Holsteinern verbündet, 1261 besiegt und längere Zeit gefangen gehalten. Seine Schwäche benutzte der Adel zur Erweiterung seiner Privilegien auf Kosten der Krone. 1285 ward Erich unter Anführung des Grafen Jakob von Halland von dänischen Edelleuten bei Viborg getötet. -
6) Erich VI., Menvede (bei Mannes Wort!). Sohn des vorigen, folgte 1285 diesem, anfangs unter Vormundschaft des Herzogs Waldemar von Schleswig. Seine Regierung war im ganzen unglücklich, teils durch ruhmlose Kriege mit Schweden, Norwegen und der Hansa, teils durch kirchliche Streitigkeiten, in welchen Erich von Bonifacius VIII. durch Bann und Interdikt zur Demütigung gezwungen wurde. Er starb 1319. -
7) Erich VII., der Pommer, Sohn des Herzogs Wratislaw VII. von Pommern und der Marie von Mecklenburg, [* 12] der Enkelin König Waldemars IV. von Dänemark, geb. 1382, wurde 1388 von der Königin Margarete von Dänemark zu ihrem künftigen Thronfolger in Norwegen und 1396 zum Erben der durch die Union von Kalmar vereinigten Kronen von [* 13] Dänemark, Schweden und Norwegen erklärt und trat 1412 die Regierung an. Talentlos, feig und grausam zugleich, erwarb er sich nur Haß und Verachtung.
Durch seinen Versuch, den Sohn der Herzogin Elisabeth von Schleswig, Heinrich, Schleswigs zu berauben und dänisches Recht an die Stelle des deutschen zu setzen, veranlaßte er 1415 einen Krieg, welcher 1432 damit endigte, daß Erich auf seine Ansprüche auf Schleswig verzichtete. Erichs schlechte Regierung erregte in allen drei Reichen Unzufriedenheit; in Schweden brach 1432 ein Aufruhr der dalekarlischen Bauern unter Engelbrecht Engelbrechtson aus, und die dadurch ¶
mehr
entstandenen Unruhen benutzte Karl Knutson; um sich 1437 der Herrschaft in Schweden zu bemächtigen. Auch in Dänemark, wo man darüber erbittert war, daß Erich fast immer außer Landes war, seine pommerschen Vettern mit dänischen Schlössern reich beschenkte und seine Günstlinge regieren ließ, 1439 abgesetzt, floh er mit allen Reichskleinodien und Urkunden nach der Insel Gotland, von wo aus er Schweden durch Seeräuberei schadete, ging später nach Pommern und starb 1459 in Rügenwalde. Er schrieb: »De origine gentis Danorum«, in Lindenbrogs »Scriptores rerum septentrionalium« und in Gruters »Chronicon chronicorum«.
[Könige von Schweden.]
8) Erich VI., Segerfäll (der Siegreiche), bemächtigte sich auch Dänemarks durch Vertreibung des Königs Sven, machte Einfälle an den deutschen Küsten, war ein Verfolger des Christentums und starb um 1000. -
9) Erich (IX.) VIII., Hia Helge (der Heilige), der Sohn eines Bauern, wurde nach dem Tod Sverkers zum König gewählt, regierte 1155-60, machte sich verdient um Befestigung des Christentums, unterwarf und bekehrte den südlichen Teil von Finnland und reinigte die schwedischen Gesetze von den Überbleibseln des Heidentums. Zu seinem Andenken gab man hernach dem ganzen schwedischen Gesetz den Namen »des heiligen Erich Lagh«. Erich fiel im Kampf gegen den dänischen Prinzen Magnus Obwohl nicht förmlich kanonisiert, galt er doch als Schutzpatron Schwedens, und seine Gebeine werden noch im Dom zu Upsala [* 15] aufbewahrt. -
10) Erich X., Knutson, Knuts Sohn, des vorigen Enkel, entrann allein dem von Sverker II. über seine Familie verhängten Blutbad, besiegte und tötete diesen 1210 und regierte bis 1216. Er war ein eifriger Beförderer des Christentums, und seit seiner Regierung kann Schweden als christliches Land gelten. -
11) Erich XI., Erichson, folgte 1222 Johann I., dem letzten Herrscher aus Sverkers Geschlecht, auf dem Thron, ward 1229 von dem Haupte der mächtigen Familie der Folkunger, Knut Johannson, vertrieben, kam aber mit Hilfe der Dänen 1234 zurück und herrschte bis 1250, in welchem Jahr er kinderlos starb, den Thron dem Haus der Folkunger überlassend. -
12) Erich XII., Sohn Magnus II., ward 1351 infolge einer Empörung des Adels Mitregent seines Vaters, starb aber schon 1359 -
13) Erich XIII., der Pommer, auch König von Dänemark etc., s. v. w. Erich 7). -
14) Erich XIV., Sohn und seit 1560 Nachfolger Gustav Wasas, geb. ein stattlicher, fein gebildeter Mann, führte anfangs die Regierung mit Energie, förderte Künste und Handwerke, Handel und Schiffahrt, hob die schwedische Seemacht und verbesserte die Rechtspflege. Doch war er sehr verschwenderisch, und bald verführten ihn sein finsterer Argwohn und seine in Wahnsinn ausartende Leidenschaftlichkeit zu Unrecht und Gewaltthat. Durch die Beschränkungen seiner Brüder, welche mit ansehnlichen Lehnsfürstentümern und ausgedehnten Rechten ausgestattet waren, erregte er die Unzufriedenheit derselben, durch den unglücklichen siebenjährigen Krieg gegen Dänemark den Haß des Volkes sowie durch seine Vermählung mit Katharina Mans, [* 16] der Tochter eines Bauern, die er 1568 als Königin krönen ließ, den Unwillen der Großen.
Die von ihm eigenhändig vollführte Erdolchung des angeblich wegen verräterischer Umtriebe eingekerkerten Grafen Nils Sture sowie die nachfolgende Hinrichtung von dessen ganzem Geschlecht (1567) beraubten ihn trotz der nachfolgenden Bestätigung der Todesurteile durch seinen Kanzler Göran Persson vollends seiner Ruhe und Besonnenheit und brachten seine Geistesstörung zum Ausbruch. Den erbitterten Adel zu versöhnen, entsetzte er Persson und gab seinem seit 1563 gefangen gehaltenen Bruder Johann die Freiheit.
Bald aber gelangte Persson zu dem vorigen Ansehen, weshalb Erichs Brüder Johann und Karl sich verbanden und Erich im September 1569 stürzten. Den Thron bestieg hierauf Johann, der den unglücklichen Erich auf Gripsholm in hartem Gefängnis hielt und vergiften ließ. Gustav III. ließ über seinem Grab in der Domkirche von Westerås ein prachtvolles Denkmal errichten. Das unglückliche Geschick Erichs lieferte den Stoff zu den Trauerspielen von R. Prutz, Kruse, Koberstein und Weilen. - Sein einziger Sohn von Katharina Mans, Gustav Erichson, bei den Jesuiten in Polen erzogen, später Kaiser Rudolfs II. eifriger Schüler in der Alchimie, dann vom russischen Zaren Boris Godunow zum Eidam ausersehen, was er aber zurückwies, da er die Religion nicht wechseln wollte, starb 1607 als Verbannter zu Kaschin in Rußland.
Vgl. Ahlquist, Konung Erik XIV. (Stockh. 1879).