Erfahrung
,
Bezeichnung sowohl für einzelne auf sinnlicher
Wahrnehmung oder
Empfindung oder auf
Beobachtung des innern
Lebens beruhende Erkenntnisse: eine Erfahrung
, als für die Gesamtheit derartiger Erkenntnisse: die
Erfahrung.
Die Erfahrung, welche für das praktische
Leben oder für die
Wissenschaft von Bedeutung und Wert sein soll, ist weder bloß die
Summe der alltäglichen Erfahrungen
, wie sie jeder ohne Mühe machen kann, noch besteht sie in dem Erlebthaben irgend
welcher ungewöhnlichen innern oder äußern Fakta (viele
Menschen erfahren gar manches, ohne Erfahrung
zu machen),
sondern wird gewonnen, wenn man zum vollen Verständnis dessen gelangt, was man erfährt, von da zu
Beobachtungen und
Versuchen
fortschreitet, über die hierdurch gewonnenen Ergebnisse weiter nachdenkt, sie miteinander vergleicht und prüfend gegeneinander
abwägt. Auch darf man nicht bei den
¶
mehr
selbstgemachten Erfahrungen
stehen bleiben, sondern muß auch fremde herbeiziehen. Denn obwohl die eigne Erfahrung intensiv
wirksamer ist und mehr zur Begründung einer festen Überzeugung beiträgt (weshalb man auch sagt, daß der Mensch nur durch
eigne Erfahrung
klug oder gewitzigt werde), so gewinnt sie doch, wenn man die fremde hinzunimmt, an
Umfang, an zeitlicher und räumlicher Ausdehnung.
[* 3] Diese im Gegensatz zur unwillkürlich gemachten (gewohnheitsmäßig entstandenen)
rohen Erfahrung
(Routine, Empirik) auf methodischem Wege gewonnene (durch absichtlich angestellte Beobachtungen und Versuche vermittelte)
wissenschaftliche Erfahrung
(Erfahrungswissen, Empirie [s. d.]) bildet, wenn sie als ausschließliche Erkenntnisquelle angesehen
wird, den Inhalt der sogen. Erfahrungs-
oder empirischen Wissenschaften; wenn sie dagegen, wie Kant will,
nur als Ausgangspunkt betrachtet wird, von dem das Denken zwar anfangen muß, bei dem es aber nicht stehen bleiben kann, auch
die Basis der (theoretischen) philosophischen Wissenschaften.