Eppishausen
(Kt. Thurgau,
Bez. Bischofszell,
Gem.
Erlen). 465 m. Kleines Dorf, an der Strasse
Sulgen-Amriswil, zwischen
Biessenhofen
und
Erlen und 1,5 km sö. der Station
Erlen der Linie
Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn. 28
Häuser, 140 Ew., wovon 14 Katholiken.
Kirchgemeinde
Sulgen-Erlen.
Wiesen-, Obst- und etwas Weinbau. Bienenzucht. Käserei. Stickerei und Seilerei. Auf einer Anhöhe
sw. Eppishausen
das gleichnamige
Schloss, ein sehr einfach gehaltenes, aber geräumiges Bauwerk mit breiter
Fassade; heute landwirtschaftlicher Gutsbetrieb. Von hier schöne Aussicht auf das Thal der
Aach, nach O. auf die thurgauische
Hügellandschaft am
Bodensee und nach W. auf den rebenbestandenen
Ottenberg und den n. Teil des Kantons Zürich
bis zur
Lägern. An Stelle
des heutigen
Schlosses stand einst eine im 12.
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Jahrhundert erbaute Veste mit Burggraben, Ringmauer und Türmen, von der kaum noch einige wenige Reste sich erhalten haben.
Die Herrschaft Eppishausen
war ein Lehen des Bistums Konstanz, u. die Burg diente dem Bischof während seiner langen Fehde mit
dem Kloster St. Gallen
als fester Stützpunkt. Die Burg 1370-1600 Eigentum des Edelgeschlechtes von Helmsdorf, von
dem mehrere Glieder (besonders Konrad von Helmsdorf) sich als Dichter auszeichneten. Das Familienwappen, ein weisses halbes
Einhorn im roten Felde, noch heute als Glasgemälde erhalten.
Die Herrschaft im 17. Jahrhundert vom Kloster Muri angekauft und das Schloss zur Verwalterswohnung umgestaltet: der Wohnraum
auf dem grossen Burgturm wurde abgetragen und vor diesem das Gebäude in seiner heutigen Gestalt aufgeführt.
^[Note:] Eine gewisse Berühmtheit erlangte das Schloss Eppishausen
unter seinem nächstfolgenden Besitzer, dem aus Donaueschingen
stammenden Freiherrn Joseph von Lassberg, der es 1813 dem Kloster Muri abkaufte. Neben der Pflege seiner grossen Waldungen
widmete sich der Freiherr von Lassberg mit grossem Eifer dem Studium der altdeutschen Sprache und Litteratur;
gerne zeigte er Liebhabern seine reiche Sammlung von Handschriften, seltenen Drucken und Glasgemälden, so dass Eppishausen
lange Jahre hindurch zum häufig besuchten Wallfahrtsort von Sprach- u. Geschichtsforschern wurde. Gustav Schwab, Ludwig
Uhland, der Germanist Jakob Grimm, J. A. Pupikofer und viele andere Gelehrte waren zeitweilige Gäste
des sogen. Einsiedlers von Eppishausen.
Allgemein bekannt geworden ist Freiherr von Lassberg auch durch die Herausgabe des
Liedersaales, einer Sammlung von Dichtungen aus dem Mittelalter.