die westlichste
Landschaft des alten
Hellas, etwa 11,000 qkm groß, grenzte im
S. an den
AmbrakischenGolf,
Akarnanien und
Ätolien, im O. an
Thessalien und
Makedonien, von denen es durch die Pinduskette
getrennt wurde, im N. an
Illyrien, im
W. an das
Ionische Meer. Im
Altertum, wie noch heute, war das Land nur ein halbgriechisches;
die Bewohner des Innern und des
Nordens waren illyrischen, also nichthellenischen,Stammes, während sich
im
S. und längs der
Küste Griechen niedergelassen hatten, namentlich dorische
Korinther, welche die ihnen benachbarten
Barbaren
allmählich gräzisierten. Epirus hat einen bergigen
Charakter,
¶
mehr
besonders an der Küste, wo die 2045 m hohen Keraunischen Berge steil zum Meer abfallen. Die östlichen Gebirge (Boion, Lakmos,
Kition) sind, den Pindos mit 2168 m Höhe ausgenommen, weniger hoch und bleiben zwischen 1500 und 1600 m Höhe. Im Innern des
Landes sind die Berge nicht hoch, sie werden von einer Anzahl Flüsse
[* 3] quer durchbrochen. Etwas nördlich
vom Pambotissee (See von Janina) erhebt sich eine niedrige Wasserscheide; südlich von derselben haben alle Flüsse, der Inachos
(Aspropotamo), Arachthos (Arta), Acheron (Phanariotikos) und Thyamis (Kalamas), eine nordsüdliche Richtung.
Nördlich von ihr fließt der Aoos (Viosa) nach NW., der Peneios, dessen QuellenEpirus angehören, nach SO.
Das ganze Land ist reich wie an Gewässern, so an Bäumen, wie denn dort die meisten unsrer deutschen Waldbäume, namentlich
Eichen und Buchen, gedeihen. Dafür gab es wenig Städte. Jedes Thal
[* 4] bildete für sich ein unabhängiges Fürstentum, deren Ephoros
noch 14 zählte. Zu den bekanntesten Völkern gehörten die Chaoner im NW. bis zum Thyamis und die Thesproter
im S. Bei beiden machte die Monarchie frühzeitig einer Adelsherrschaft Platz.
Die Hauptstadt der Chaoner war Phönike, deren Trümmerstätte noch heute Phiniki heißt; die der Thesproter Pandosia. Im
Gebiet der letztern lag die bedeutendste griechische Stadt, Ambrakia, eine korinthische Kolonie und starke
Festung,
[* 5] von wo aus die Küsten des nach ihr benannten Meerbusens hellenisiert wurden, und die zum Andenken an den Sieg von Actium
angelegte ColoniaJulia Actia Nicopolis. Der bedeutendste Volksstamm aber waren später die das Herz von Epirus einnehmenden Molosser
(s. d.), welche noch zu Herodots Zeiten als Barbaren galten und erst hundert Jahre später zu den OlympischenSpielen zugelassen wurden. Sie bildeten den Kern des epirotischen Reichs.
Ihm folgte Alexander I., der Bruder der Olympias, welcher in Italien
[* 7] Eroberungen zu machen versuchte, aber gegen die Lukaner fiel
(326). Unter den Königen Äakides und Alketas II. wurde Epirus in die makedonischen Händel verwickelt. König Pyrrhos II. (s. d.)
vereinigte durch Eroberung des Küstengebiets und der Pindoslandschaften ganz Epirus zu einem mächtigen Königreich,
das in der Geschichte eine wichtige Rolle spielte. Unter den folgenden RegierungenAlexanders II., Ptolemäos' und Pyrrhos' III.
wurde der Thron
[* 8] unter beständigen innern und äußern Kämpfen so ohnmächtig, daß die Epiroten um 230 eine Föderativrepublik
errichteten, während sich die östlichen Gebiete Athamania, Ambrakia, Amphilochia dem Ätolischen Bund
anschlossen. Da die Epiroten Perseus
[* 9] von Makedonien in seinem Kampf gegen den gemeinschaftlichen Feind, die Römer,
[* 10] unterstützten,
brach Paullus Ämilius, nachdem er denPerseus besiegt und gefangen, 168 in Epirus ein, gab 70 epirotische Städte der Verwüstung
preis und ließ 150,000 Einwohner als Sklaven verkaufen, angeblich zur Strafe für die Einfälle des KönigsPyrrhos in Italien. Das Land selbst
wurde zur römischen Provinz gemacht und im 4. Jahrh. n. Chr. über das südliche Illyrien
ausgedehnt (Epirus nova, Neu-Epirus). Im 13. Jahrh. bildete Epirus mit Ätolien und Akarnanien ein besonderes Despotat innerhalb des byzantinischen
Reichs; s. Albanien, Geschichte.
(grch. Epeiros, im dor. Dialekt Apeiros, eigentlich «das
Festland» überhaupt), etwa seit dem 5. Jahrh. v. Chr. Name speciell der westl. Hälfte des nördl. Griechenlands, welche im
N. und NO. an Illyrien und Macedonien, im O. an Thessalien, im S. an Ätolien, Akarnanien und den Ambrakischen
Meerbusen, im W. an das Ionische Meer grenzt und in ihrer größten Ausdehnung,
[* 11] mit Einrechnung der Gebiete der Athamanen, Ambrakioten
und Amphilocher, einen Flächeninhalt von ungefähr 11000 qkm enthält.
Die ganze Landschaft wird, mit Ausnahme des südlichsten Teils zunächst dem Ambrakischen Meerbusen, der flach und teilweise
von Lagunen eingenommen ist, von rauhen und schwer zugänglichen Gebirgen durchzogen, welche als Parallelketten
der Pinduskette, die Epirus von Thessalien scheidet, sämtlich von NW. nach SO. streichen,
große Längsthäler zwischen sich einschließend. Der Pindus verbindet sich im N. mit den GebirgenAlbaniens durch den Paß
[* 12] des Lakmon (jetzt Zygos bei Metzovon), in dessen Nähe fünf der bedeutendsten Flüsse des nördl. Griechenlands
entspringen: der illyr. Aoos (jetzt Vojuca), der macedon.
Haliakmon (jetzt Bistrica), der thessal. Peneus (jetzt Salamvria), der Arachthos (jetzt Fluß von Arta), der Hauptfluß des
eigentlichen Epirus, und der Achelous (jetzt Aspropotamos), der das Gebiet der Athamanen durchfließt und dann die Landschaften
Akarnanien und Ätolien scheidet. AndereFlüsse von Epirus sind der Thyamis (jetzt Kalamas), der Acheron (jetzt Mavropotamos oder
Glykis) mit dem Nebenflusse Kokytos (jetzt Vuvós) und der Oropos (jetzt Luros). Von Gebirgen sind noch die Tymphe (jetzt
Paläovuni), die Keraunien, welche in einem mächtigen Vorgebirge, den durch zahlreiche Schiffbrüche berüchtigten
Akrokeraunien (jetzt KapGlossa; ital. Linguetta) endigen, und der Tomaros (jetzt Olycika) in
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Geschichte. Bewohnt wurde die Landschaft in der ältern Zeit von Hellenen, die aber ebenso wie die Bewohner von Ätolien und
Akarnanien im 12. Jahrh. v. Chr. durch eindringende illyr. Völker verdrängt und zur Auswanderung nach Thessalien
und Mittelgriechenland gezwungen wurden. Diese Illyrer zerfielen in 14 Völkerschaften, unter denen die Chaoner (s. d.)
im NW., die Molotter (Molosser, s. d.) im NO. und die Thesproter (in der Landschaft Thesprotia, s. d.) im S. die mächtigsten
waren. Im 7. Jahrh. v. Chr. versuchten die Hellenen durch Anlage der Pflanzstadt Ambrakia einen Teil des
verlorenen Gebietes wieder zu gräcisieren, aber sie vermochten nicht, außerhalb der Umgebung dieser Stadt in Epirus festen
Fuß zu fassen.
Unter den barbarischen Völkerschaften dehnten die Molosser ihre Herrschaft allmählich besonders nach Süden zu aus, unterwarfen
sich das den Thesprotern gehörige Gebiet von Dodona und die Kassopäer; ja der bedeutendste ihrer Könige,
Pyrrhus (s. d.), hatte sogar seit 295 v. Chr. die ganze Landschaft (Ambrakia, das ihm die Macedonier geschenkt, eingeschlossen)
zu einem Einheitsstaate unter seinem Scepter vereinigt. Nach revolutionärer Beseitigung seiner Dynastie (238‒235 v. Chr.)
entstand ein Bund der epirot.
Völkerschaften, welcher zur Zeit der Kriege zwischen Macedoniern und Römern von nicht geringer polit.
Bedeutung war, aber am Ende des dritten Macedonischen Krieges nach der Besiegung des Königs Perseus 167 v. Chr. durch Ämilius Paullus
(der damals 70 epirot. Ortschaften zerstörte und 150000 Menschen zu Sklaven machte) aufgelöst wurde. Octavian gründete
im südlichsten Teile der (seit 27 v. Chr. mit der röm. ProvinzAchaia verbundenen) Landschaft die Stadt
Nikopolis zur Erinnerung an den Sieg bei Actium.
Diese blieben im Besitz von Epirus (abgesehen von der Gewaltherrschaft des Ali Pascha von Jannina 1788‒1821).
Nur ein kleiner Landstrich östlich vom Artafluß kam 1881 an Griechenland. Berühmt ist der wilde und schwer zugängliche
Bergdistrikt Suli oder Suliasi (oberhalb der Westküste) durch die Verteidigung seiner Bewohner (Sulioten, s. d.) gegen Ali
Pascha. – Epirus bildet jetzt den südl. Teil des Wilajets Jannina mit der gleichnamigen Hauptstadt. –
Vgl. Merleker, Histor.-geogr. Darstellung des Landes und der Bewohner von Epirus (Tl. 1, Königsb. 1841);