Epinastie
,
s. Nutation.
Epinastie
3 Wörter, 24 Zeichen
Epinastie,
s. Nutation.
(lat.), das von Bradley entdeckte »Wanken« der Erdachse um eine mittlere Lage, gleich der Präzession (s. d.) eine Folge der Anziehung von Sonne [* 4] und Mond [* 5] auf die von der Kugelgestalt abweichende Erde. Vermöge der Präzession beschreibt der mittlere Pol des Äquators in ungefähr 26,000 Jahren um den Pol der Ekliptik einen Kreis, [* 6] dessen Halbmesser gleich der Schiefe [* 7] der Ekliptik ist (oder eigentlich eine Linie von veränderlichem Halbmesser, da die Schiefe der Ekliptik nicht ganz konstant ist). Die Nutation besteht nun darin, daß der wahre Pol des Äquators um den mittlern in Zeit von 18½ Jahren eine Ellipse [* 8] beschreibt, deren Halbachsen 9,2 und 6,9 Bogensekunden betragen. Die Periode der Nutation stimmt mit derjenigen der Knoten der Mondbahn überein. - In der Pflanzenphysiologie heißt Nutation jede durch ungleiches Längenwachstum verschiedener Seiten eines wachsenden Organs veranlaßte Krümmung desselben.
Viele aufwärts wachsende Stengel [* 9] führen ihren überhängenden Gipfel im Kreis oder in einer Ellipse herum, weil die Zone des stärksten Wachstums kontinuierlich die Wachstumsachse umläuft. Der während des Wachstums aufsteigende Gipfel beschreibt in seiner Bewegung eine Schraubenlinie (rotierende oder revolutive Bewegung). Bei den Seitenorganen mit bilateraler Symmetrie wächst gewöhnlich die Außen- oder Rückseite stärker als die Innenseite, was als Hyponastie bezeichnet wird; das betreffende Organ muß sich daher nach der Mutterachse hin krümmen.
Wächst dagegen die Innenseite stärker als die Außenseite (Epinastie), so stellt sich das wachsende Organ gerade oder krümmt sich sogar auf der Rückseite konkav. Sehr auffallend sind die Nutationen bei den anfangs eingerollten Blättern der Farne [* 10] und den Keimstengeln der Dikotylen, die mit scharf überhängendem Gipfel über die Erde treten. Um die Erscheinungen der Hyponastie und Epinastie hervorzurufen, kann man horizontale Sprosse, wie Ausläufer oder Zweige, in umgekehrte Lage, d. h. mit der natürlichen Oberseite nach unten, in feuchten Sand legen; die epinastischen krümmen sich dabei in der Regel aufwärts, die hyponastischen abwärts.