Epimenides
,
berühmter Priester und Seher des Altertums, aus Kreta gebürtig, lebte zu Knosos als ein Zeitgenosse der Sieben Weisen, zu denen er auch wohl gerechnet wird. Er gehörte dem enthusiastischen Kultus des Zeus [* 2] und der Kureten an, mit dem auf Kreta eine geheime Priesterweisheit verbunden war, soll auch einst in der Diktäischen Höhle bei Knosos entschlafen und erst nach 50 Jahren wieder aufgewacht sein. Sein Rat ward selbst von Staaten begehrt. Er veranlaßte Veränderungen in den heiligen Gebräuchen der Athener und bemühte sich, Ehrlichkeit und Billigkeit in Athen [* 3] einzuführen; auch soll er der Erfinder des Pflugs gewesen sein.
Als
Lohn erbat er sich einen
Zweig des heiligen
Ölbaums auf der
Burg. Die Lakedämonier sollen ihn in mehrhundertjährigem
Alter
in einem
Krieg mit den Knosiern gefangen genommen und,
weil er ihnen nur
Böses geweissagt, hingerichtet, die
Argiver aber seinen
Leichnam beerdigt haben. Man legt ihm mehrere Gedichte und prosaische
Schriften bei, unter denen vielleicht
einige Orakelsprüche und Sühnlieder von ihm herrühren. Bekannt ist daraus der Spruch im
Brief des
Paulus an
Titus 1, 12. Auch
einige kosmogonische
Lehren
[* 4] wurden auf Epimenides
zurückgeführt. An den
Mythus von des Epimenides
Schlaf knüpft
Goethes patriotisches
Festspiel
»Des Epimenides
Erwachen« an.