Ephesos
,
[* 1] im
Altertum eine der ionischen
Zwölfstädte in
Kleinasien und
Mittelpunkt des vorderasiatischen
Handels, lag in der überaus fruchtbaren
Ebene des
Kaystros, unweit dessen Mündung (s.
Plan), hatte einen geräumigen
Hafen und
eine
Citadelle auf dem
Berg Pion und war besonders berühmt durch den zu den Wunderwerken der
Welt gezählten, nordöstlich
von der Stadt und dem Pion beim heutigen Dorf Ajasuuk gelegenen
Tempel
[* 2] der ephesischen
Artemis
[* 3]
(Artemision),
dessen
Bau im 6. Jahrh.
v. Chr. von dem kretischen
Baumeister
Chersiphron begonnen, aber erst um 540 durch
Demetrios und
Päonios
von Ephesos
vollendet ward.
Der Tempel war ein Dipteros von kolossalen Dimensionen;
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 4
Breite.seine Länge betrug 133 m, die Breite [* 4] 69 m;
128 Säulen [* 5] ionischer Ordnung, jede 19 m hoch, stützten ihn;
die einzelnen Architravbalken hatten eine Länge von über 9 m, so daß mit großer Vorsicht besondere Vorkehrungen getroffen werden mußten, um die gewaltigen Marmorblöcke an Ort und Stelle zu schaffen.
Nachdem
der
Tempel 356 durch
Herostratos in
Brand gesteckt worden war, wurde er prächtiger als zuvor unter des
Deinokrates Leitung wieder aufgebaut und verherrlichte noch
Jahrhunderte hindurch die in seiner Umgebung gefeierten
Spiele,
bis ihn
Nero seiner reichen
Schätze beraubte und die
Goten 262
n. Chr. von neuem niederbrannten. -
Schon in uralter Zeit war
Ephesos
ein heiliger
Ort mit einem
Tempel, und die im 11. Jahrh.
v. Chr. hier einwandernden
Ionier, durch welche
die Stadt eigentlich erst entstand, fanden den
Kultus der
Artemis (d. h. einer asiatischen Naturgöttin) schon vor. Es war
nie einseitig Seestadt, sondern hatte bedeutenden Landbesitz im Kaystrosthal und betrieb großartige Bankgeschäfte mit den
indischen und andern kleinasiatischen
Fürsten.
Dazu kam ihr heiliger
Charakter, der mit
Hierodulie verbundene
Dienst der
Artemis, welcher in ganz
Kleinasien
in Ansehen stand und großen Völkerverkehr und reiche
Bildung zur
Folge hatte. Der
Philosoph
Heraklit, der Dichter
Hipponax stammten
aus Ephesos
, das um 400
v. Chr. der Sitz der berühmten
Malerschule des
Zeuxis und
Parrhasios war. Um 560 eroberte
Krösos die bis dahin selbständige Stadt; um 545 kam sie unter persische Herrschaft, bis
Alexanders d. Gr.
Sieg am
Granikos
ihr die frühere Unabhängigkeit zurückgab.
Romanzement - Römer

* 6
Römer.
In den
nach
Alexanders
Tod zwischen dessen
Feldherren sich entspinnenden
Kämpfen wurde Ephesos
erst von
Lysimachos, der die Stadt verschönerte
und befestigte, darauf von
Antigonos erobert und blieb dann beim syrischen
Reich bis zur Unterjochung
Kleinasiens
durch die
Römer.
[* 6] Unter römischer Herrschaft war es die Hauptstadt eines der neun Gerichtssprengel (conventus Ephesinus)
der
Provinz
Asien.
[* 7] In der Geschichte der
Apostel, namentlich des
Paulus, kommt Ephesos
öfters vor.
Bei der
Teilung des römischen
Reichs (395
n. Chr.) dem östlichen
Reich zugeteilt, geriet es schnell in
Verfall.
In E. wurde 431 das dritte ökumenische
Konzil zur Beilegung der nestorianischen und 449 zur Beilegung der eutychianischen
Streitigkeiten die sogen.
Räubersynode abgehalten. 1391 fiel Ephesos
an das
osmanische Reich. Der
Metropolit von Ephesos
ist unter dem
ökumenischen
Patriarchen von
Konstantinopel
[* 8] stets der dritte Würdenträger. Seit 1863 leitete der
Engländer
Wood
Ausgrabungen auf dem alten Stadtgebiet, welche innerhalb der eigentlichen Stadt zur Auffindung eines
Stadiums,
Theaters,
Odeums, des
Hafens, mehrerer Gymnasien und 1870 zu der des lange gesuchten
Artemision führten. Mehrere charakteristische Bruchstücke
der kolossalen Reliefsäulen (von 1,9 m
Durchmesser) wurden 1873 nach dem
Britischen
Museum geschafft.
Vgl.
Ephesos
Curtius, Beiträge zur Geschichte und
Topographie
Kleinasiens (Berl. 1872);
Derselbe, Ephesos
(Vortrag, das. 1874);
Wood, Discoveries at Ephesus (Lond. 1877);
Fergusson, The temple of Diana at Ephesus (das. 1883).
[* 1]
^[Abb.: Situationsplan von Ephesos.]