Epernay
(spr. epärnä, früher Sparnacum), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Marne, in einer reizenden und fruchtbaren Gegend der Champagne, links an der Marne, Eisenbahnknotenpunkt an der Ostbahn, ist ein unregelmäßig gebauter, aber reinlicher Ort, von dessen Gebäuden die Kirche mit dorischer Säulenhalle und der Justizpalast sowie die schönen Villen der großen Weinhändler in der Vorstadt La Folie zu erwähnen sind, und zählt (1881) 16,304 Einw. Epernay ist der Hauptfabrik- und Hauptstapelplatz der Champagnerweine, von denen die in der Umgegend wachsenden zum Unterschied von den bei Reims erzeugten Vins de la rivière heißen.
Bemerkenswert sind die ungeheuern in den Kalkfelsen gehauenen Keller, worin jährlich ca. 5 Mill. Flaschen Champagner aufgespeichert liegen. Der jährliche Umsatz wird zu 20 Mill. Frank veranschlagt. Außerdem werden hier Flaschen, Pfropfen und alles, was sonst mit dem Champagnerhandel zusammenhängt, verfertigt. Epernay besitzt auch Eisenbahnreparaturwerkstätten, ein Handelsgericht, ein Collège und eine Bibliothek (15,000 Bände). Als wichtiger Verkehrspunkt soll es auch Befestigungen erhalten. - An der Stelle von Epernay stand bereits im 6. Jahrh. ein Schloß Sparnacum. Der öftere Aufenthalt der
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Bischöfe von Reims daselbst veranlaßte die Erbauung der Stadt, die im 9. Jahrh. zum Schutz gegen die Normannen mit einer Citadelle versehen wurde. Diese wurde 923 zerstört. Nachdem sich die Grafen von Champagne derselben bemächtigt, teilte diese die Schicksale der Champagne. 1544 wurde Epernay von Franz I. in Asche gelegt, dann an Peter Strozzi als Entschädigung geschenkt und wieder aufgebaut, hierauf zur Zeit der Ligue von den Spaniern eingenommen, aber 1592 von Heinrich IV. wiedererobert. 1642 kam Epernay durch Tauschvertrag an den Herzog von Bouillon.
Vgl. Fiévet, Histoire de la ville d'E. (Reims 1869, 3 Bde.);
Nicaise, Epernay et l'abbaye Saint-Martin de cette ville (Châlons 1870, 2 Bde.).