Eperies
,
königl.
Freistadt, Sitz des ungar.
Komitats
Sáros und
Station der
Kaschau-Orlóer Bahnlinie, liegt in anmutiger
Gegend an der Tarcza, hat 4
Kirchen (darunter die gotische
Pfarrkirche), eine
Synagoge, ansehnliche Gebäude
(Komitat-,
Kapitel-, Stadthaus etc.) und (1881) 10,139 Einw.,
welche
Leinwand und Tischzeuge,
Tuch,
Flanell,
Kotzen etc. verfertigen und bedeutenden
Handel mit diesen
Produkten sowie mit
Wein,
Vieh,
Getreide
[* 2] etc. treiben. Eperies
ist Sitz eines griechisch-katholischen
Bistums mit
Domkapitel sowie eines
Gerichtshofs und Steuerinspektorats,
hat ein evangelisches
Lyceum mit Rechtsakademie, Lehrerpräparandie und großer
Bibliothek (32,000
Bände),
ferner ein katholisches
Gymnasium und ein Franziskanerkloster (seit 1718), drei Geldinstitute, ein
Theater
[* 3] und einen berühmten
Kalvarienberg. In der
Nähe befinden sich drei Schloßruinen, die königlichen Salzsudwerke von
Sóvár und ein
Sauerbrunnen
mit besuchtem
Bad.
[* 4] - Eperies
(Eper, magyar.,
»Erdbeere«) ist als deutsche
Kolonie des 13. Jahrh. anzusehen. Im
J. 1347 wurden seine freistädtischen
Rechte bestätigt und 1374 vermehrt.
Eperies
, später befestigt, hatte im
Lauf der Zeit durch
Krieg,
Pest und andre Unglücksfälle sowie durch Religionsverfolgungen
viel zu leiden. 1441 ward es von den
Polen verbrannt und 1604 von
Bocskay erobert, aber von dem kaiserlichen
General
Georg
Basta nach kurzer Zeit wiedergenommen. 1629 wurde hier der
Friede zwischen dem
Palatin
Esterházy und
Rákóczy geschlossen.
Nach vielen Wechselfällen ward die Stadt 1644 von
Rákóczy, 1670 von den Kaiserlichen und 1672 wieder von den Insurgenten
genommen. Im folgenden Jahr wurden die Festungswerke zerstört und Eperies
seiner Privilegien
beraubt. Nachdem es die Insurgenten 1682 abermals erobert hatten, ließen sie es 1684 neu befestigen, wurden aber von den
Kaiserlichen unter
General
Schulze hier geschlagen. Dennoch kapitulierte die Stadt
erst ein Jahr später 1687 setzte
hier der kaiserliche
General
Caraffa das berüchtigte Eperieser
Blutgericht gegen die Insurgenten ein,
durch welches viele der angesehensten Bewohner zum
Tod verurteilt wurden.