(lat. Aurora), in der griech. Mythologie die Göttin der Morgenröte, Tochter des Hyperion und
der Theia, daher Schwester des Helios und der Selene, Gemahlin des Titanen Asträos, dem sie die Winde (Argestes, Zephyros, Boreas
und Notos) und den Heosphoros (Morgenstern) gebar. Eos ist nach der Schilderung der Dichter eine herrliche, schöngelockte,
rosenarmige und rosenfingerige Göttin, das treue Abbild der belebenden Morgenröte. Sie erhebt sich in
aller Frühe von ihrem Lager aus dem Okeanos und schirrt, mit safranfarbigem Mantel umhüllt, ihre Rosse Lampos (»Glanz«) und Phaethon
(»Schimmer«) an den goldenen Wagen, um, dem Sonnengott vorauseilend, den Sterblichen und Unsterblichen den Tag zu verkündigen.
Schöne Jünglinge entführt sie,
um ihrer Liebe sich zu erfreuen, so den Jäger Orion, den Kephalos, den trojanischen
Königssohn Tithonos (s. d.), dem sie den Emathion und Memnon, den König der Äthiopier, gebar, über dessen Tod vor Troja sie
ewig Thränen weint, die als Tau zur Erde niederfallen. Später wird sie mit Hemera, der Göttin des Tags, identifiziert.
Dieselben Anschauungen übertrugen die Römer aus ihre Aurora, deren Name auch in lautlicher Beziehung mit Eos übereinstimmt.
Darstellungen von ihr findet man hin und wieder auf Vasen und geschnittenen Steinen: sie erscheint entweder ihre Rosse lenkend
oder auch geflügelt, mit einer Fackel in der Hand, durch die Luft schwebend (vgl. Abbildung).
^[Abb.: Helios und Eos, vom Morgentau getragen, darüber der Himmelsgott. Relief vom Harnisch der Augustusstatue im Vatikan.]
bei den Römern Aurora genannt, die Göttin der Morgenröte, war eine Tochter des Sonnengottes Hyperion und der Theia,
Schwester des Helios und der Selene, wird aber später auch als Tochter des Helios und der Nacht bezeichnet.
Bei Homer ist sie die Gemahlin des Tithonos (s. d.); beider Söhne sind Memnon (s. d.) und Emathion (s. d.).
An jedem Morgen erhebt sich Eos, die Göttin mit den rosigen Fingern (Rhododaktylos, bei Homer), vom Lager des Tithonos und
fährt mit ihren Rossen Lampos und Phaethon aus der Tiefe des Meers herauf, um den Menschen das Licht zu
bringen.
Ebenso wie einst den Tithonos, entführte sie später den schönen Jäger
Orion (s. d.), den Vertreter des beim Erscheinen der
Morgenröte verschwindenden Sternbildes. Eine ähnliche Verbindung mit Kephalos (s. d.) erwähnt Hesiod, der aber Astraios (s. d.),
den gestirnten Nachthimmel, als ihren Gatten bezeichnet. Diesem gebiert sie die sich am Morgen erhebenden
Winde Argestes, Zephyros, Boreas und Notos sowie den Hesperos und die Gestirne, was offenbar auf jüngerer Abstraktion beruht.
- Auf Bildwerken erscheint Eos meist als jugendliche, voll-
bekleidete Frau mit großen Flügeln, rasch ausschreitend und einen Jüngling auf den Armen tragend, unter
dem bald Tithonos, Orion, Kleitos, Kephalos, bald ihr toter Sohn Memnon zu verstehen ist. Später kommt sie auch in gelbem
Gewände auf einem Wagen mit geflügelten Rossen aus dem Meer aufsteigend vor, und zuweilen ist sie durch die über ihrem
Haupt schwebende Sonnenscheibe oder durch einen Nimbus gekennzeichnet.
^[Abb.]
Einigemal trägt sie auch als Tau spendende Göttin Krüge in den Händen (s. vorstehende Abbildung). Berühmt ist das Freskogemälde
von Guido Reni im Palast Rospigliosi zu Rom (Aurora vor dem Wagen des Sonnengottes Blumen streuend; s. Tafel: Italienische Kunst
VIII,
Fig. 1) und das von Guercino in der Villa Ludovisi daselbst. - Eos heißt auch der 221. Planetoid.