Enzio
(ital. für Heinrich), König von Sardinien, [* 3] natürlicher Sohn des Kaisers Friedrich II. von Hohenstaufen, geboren um 1220, war das Ebenbild und der Liebling seines Vaters, an dessen Seite er schon 1237 bei Cortenuova gegen die aufrührerischen Lombarden focht. 1238 ward er mit Adelasia, der Witwe des Ubaldo Visconti und Erbin der sardinischen Herrschaften Torre und Gallura, trotz des vom Papst Gregor IX. dagegen erhobenen Widerspruchs vermählt und erhielt von seinem Vater den Titel eines Königs von Sardinien und eines Statthalters von Italien. [* 4]
Während jener seine Hauptmacht gegen
Bologna und
Mailand
[* 5] führte, eroberte Enzio
trotz des gegen ihn geschleuderten päpstlichen
Bannstrahls die
Mark
Ancona
[* 6] und die angrenzenden
Länder und bemächtigte sich mit
Friedrich II. des von den
Guelfen genommenen
Ferrara.
[* 7] 1241 befehligte er die kaiserliche und pisanische
Flotte und besiegte 3. Mai bei der Felseninsel
Meloria unweit
Elba die genuesische, wobei er drei päpstliche
Legaten, über 100
Bischöfe und
Erzbischöfe, welche zur
Kirchenversammlung
nach
Rom
[* 8] reisen wollten, zu Gefangenen und so reiche
Beute machte, daß er zum Hohn die gefangenen
Prälaten in silbernen
Fesseln
in die
Schlösser
Apuliens und
Kalabriens bringen lassen konnte.
Auch in den folgenden
Kämpfen vor
Parma
[* 9] war der bedeutendste und glücklichste Kampfgenosse seines
Vaters. Als ein schöner
Mann, ein heldenmütiger
Krieger und zugleich gefeierter Dichter und
Sänger gewann er überall die
Herzen.
Daher war es der
härteste
Schlag für den
Kaiser, als Enzio
in dem
Gefecht beim
Bach
Fossalta von den
Bolognesen gefangen
genommen wurde. Umsonst bot der
Kaiser für seine
Freilassung den
Bolognesen seine
Gnade und drohte, falls sie sich weigerten,
mit schweren
Strafen. Enzio
trösteten in seiner übrigens milden Gefangenschaft
Poesie und
Gesang sowie die
Liebe der
Lucia Viadagola,
die sich förmlich mit ihm vermählt haben und von ihm die
Mutter Enzio
Bentivoglios, des Stammvaters des berühmten
Geschlechts
dieses
Namens, geworden sein soll, während Enzios
Gemahlin Adelasia sich mit dem
Papst aussöhnte und einem andern ihre
Hand
[* 10] reichte.
Zwei seiner
Freunde, Pietro d'Asinelli und Rainerio de Gonfaloniero, machten 1269 den
Versuch, Enzio
in einem
leeren Weinfaß zu entführen; doch verriet ihn eine
Locke seines blonden
Haars, die aus dem Spundloch herausfiel. Er ward
nun in engern Gewahrsam gebracht und starb darin Seine
Leiche ward in der
Kirche
San Domenico mit königlicher Pracht
beigesetzt, wo eine gekrönte
Bildsäule von
Marmor und eine
Inschrift seine Grabstätte bezeichnen. Von
seinen
Dichtungen sind nur Bruchstücke auf uns gekommen.
Sein tragisches
Schicksal lieferte Enzio
Raupach den
Stoff zu einer
Tragödie,
A.
Dulk zu einer
Oper (komponiert von
Abert).
Vgl.
Großmann, König Enzio
(Götting. 1883);
Blasius, König Enzio
(Bresl. 1884).