Enzio
(ital. für Heinz,
Heinrich), König von
Sardinien,
[* 2] geb. 1224 als natürlicher Sohn
Kaiser
Friedrichs II., durch Schönheit,
Geist,
Mut und Liebenswürdigkeit ausgezeichnet, war neben seinem Schwager
Ezzelino (s. d.)
des
Kaisers treuester
Helfer im Kampf gegen den Papst und die guelfischen
Städte. Durch seinen
Vater mit der
Witwe des Ubaldo
Visconti von Pisa,
[* 3] Adelasia, der
Herrin von
Torre und Gallura, 1238 vermählt, nahm er den
Titel «König
von
Torre und Gallura», später «von
Sardinien» an; doch ließ sich Adelasia 1244 durch Innocenz III. zur Scheidung von Enzio
bewegen
und ging eine neue
Ehe ein.
Als Reichsverweser (1239) nahm er für Friedrich, während dessen Abwesenheit in Deutschland, [* 4] einen Teil des Kirchenstaates dem Papst Gregor IX. ab. Er erwarb sich noch größern Ruhm durch den Sieg bei der Insel Meloria über die Flotte Genuas, wobei er drei päpstl. Legaten, über 100 Erzbischöfe und Bischöfe gefangen nahm, infolgedessen das von Friedrich II. verbotene Konzil in Rom [* 5] nicht stattfinden konnte. Seit 1245 kämpfte er dann an der Seite Ezzelinos namentlich gegen Mailand [* 6] und Parma, [* 7] zog darauf aus der Romagna zum Schutz des bedrohten Modena gegen die Bolognesen, denen er jedoch im Gefecht beim Bach Fossalta in die Hände fiel.
Weder die Bitten noch die
Drohungen
Friedrichs erwirkten seine Freilassung bei der Bürgerschaft von
Bologna,
die sich verschworen hatte, Enzio
nicht herauszugeben; doch wurde seine anfangs harte Gefangenschaft allmählich gemildert;
Gesellschaft,
Dichtkunst und selbst die Liebe (von einem
Bund E.s mit Lucia Biadagola leitet sich die Familie Bentivoglio her)
erheiterten seine Haft. Dagegen wurde ein Fluchtversuch, den nach Konradins
Tod E.s Freund Asinelli 1269 vorbereitet
hatte, vereitelt. Enzio
starb nach 23jähriger Gefangenschaft. Sein
Leichnam wurde mit königl. Pracht in der Dominikanerkirche
zu
Bologna beigesetzt. -
Vgl. Köler, Commentatio historiae de Entio sive Henrico, rege Sardiniae (Gött. 1757);
Petracchi, Vita di Arrigo di Svevia, rè di Sardegnia (Ferrara [* 8] 1750);
Münch, König Enzius (Ludwigsburg [* 9] 1827);
Schirrmacher, Die letzten Hohenstaufen (Gött. 1871);
Großmann, König Enzio
(ebd. 1883);
Blasius, König Enzio
, ein Beitrag zur Geschichte
Kaiser
Friedrich II. (Bresl. 1884).
E.s Geschick legte Raupach seinem
Trauerspiel «König Enzio»
zu
Grunde, A. Dulk einer von
Abert komponierten
Oper.