das Alpenthal der
Kleinen oder
Holz-Emme (s.
Emme), benannt nach dem rechtsseitigen wilden Zufluß Entle,
der beim
OrtEntlebuch in die
Emme mündet, und dem Buchenwald, ist ein liebliches und weidereiches Bergthal. Die Bewohner, etwa 16,400
Köpfe, in neun
Gemeinden verteilt, sind ein heiteres Hirtenvolk eignen
Schlags. Das alpine
Thal,
[* 2] durch eine stundenlange Schlucht
von der bei Wohlhusen-Werthenstein beginnenden untern Thalstufe getrennt, ist früher von dem großen Touristenzug wenig
berührt worden; die
Bern-LuzernerBahn hat es zugänglicher gemacht. Dieselbe führt, von
Langnau aufwärts der Ilfis folgend,
über Escholzmatt (858 m) nach Entlebuch (678 m) etc. und betritt bei Wohlhusen (571 m) das
Flachland, um der
Emme bis Luzern
[* 3] zu folgen. Eine kürzere
Verbindung der beiden Thalstufen, von Entlebuch nach
Schachen, geht
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über die Bramegg der Weg berührt den hoch gelegenen Badeort Farnbühl (704 m), dessen Quelle
[* 5] ein starker, kohlensäurereicher
Eisensäuerling ist. Abseits von Malters, dem Hauptort der untern Thalstufe, liegt der klimatische KurortSchwarzenberg (841
m) und in der Nähe die Wallfahrtskapelle Herrgottswald.
Amt des Kantons Luzern.
Fläche ca. 40060 ha. Hauptort Schüpfheim. Im s. Teil des Kantons gelegen, grenzt das Entlebuch
im N. an das Amt Sursee,
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im O. an das Amt Luzern und den Kanton Obwalden,
im S. an den Kanton Bern,
im W. ebenfalls an Bern
und an das Amt Willisau. Entlebuch liegt ganz im Gebiete
der Voralpen. Es ist eine eigenartige Landschaft, sowohl in Bezug auf seine Geschichte als auf seine geographische Lage.
Das Amt Entlebuch wird seiner ganzen Länge nach von der Kleinen Emme durchflossen. Die Emme (Waldemme)
entspringt am Rothorn (Emmensprung), durchfliesst das Marienthal, nimmt dann einen direkt n. Lauf, fliesst bei Flühli vorbei
nach Schüpfheim und vereinigt sich s. davon mit der Weissemme, welche von Escholzmatt herkommt.
Als weitere Zuflüsse erhält sie noch von rechts die Entlen und von links die Fontannen. Sw. Escholzmatt
sammelt die Ilfis ihre Wasser, den Steiglenbach, die Hilfern und den Eschlibach, und führt sie der Grossen Emme zu. Die bekanntesten
Berge sind: der Schimberg, Feuerstein (2043 m), die Schafmatt, Haglern, Schrattenfluh mit dem Hengst (2093 m)
und dem Schibengütsch (2040 m) und die Beichlen (1773 m). Der Amsthauptort, Schüpfheim, ist ein schmuckes Dorf am rechten
Emmeufer. Das Amt umfasst drei Gerichtsbezirke, nämlich Schüpfheim mit den Gemeinden Schüpfheim und Flühli, Entlebuch mit
den Gemeinden Entlebuch, Doppleschwand, Hasle, Romoos und Werthenstein und Escholzmatt mit den Gemeinden Escholzmatt und
Marbach. Das Amt zählt in 2588 Häusern 3215 Haushaltungen und 16227 Ew., wovon 15255 Katholiken und 972 Reformierte. Auf
den km2 kommen 40 Ew.
Die Bewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Viehzucht und Milchwirtschaft. Im Thale sind fruchtbare Wiesen und an den
Berghängen schöne Alpweiden. Käse- und Butterfabrikation liefern gute Einnahmen, ebenso die Nachzucht
von Jungvieh. Auch die Pferdezucht gewinnt an Bedeutung. Die grossen Waldungen repräsentieren ein bedeutendes Kapital und
liefern nicht geringe Einnahmen. Mit allen diesen Landesprodukten wird Handel getrieben, und der daherige Verkehr beschäftigt
viele Leute. In neuerer Zeit hat man auch angefangen, die Wasserkräfte nutzbar zu machen. Die Mineralquellen
und die gesunde Luft werden von Kurbedürftigen aufgesucht. Die Fremdenindustrie und Kurwirtschaft im Lande ist nicht unbedeutend.
Als Kurorte sind zu nennen: Heiligkreuz (1126 m, Luftkurort), SchimbergBad (1425 m, Schwefelquelle), Flühli (893 m, Luftkurort
und Schwefelquelle), Sörenberg (1165 m, Luftkurort und Schwefelquelle) u. Escholzmatt (858 m, Luftkurort).
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
12912
14445
15554
Pferde
1061
1157
1326
Schweine
6663
8080
9239
Schafe
4853
3267
2676
Ziegen
8860
8639
7348
Bienenstöcke
1252
2571
2365
Das Amt wird von der Strasse und Eisenbahnlinie Bern-Luzern durchzogen. Eine von Schüpfheim ausgehende Strasse geht nach Flühli
und in das Marienthal aufwärts.
Die Bevölkerung des Entlebuch unterscheidet sich in Sprache, Sitten, Gebräuchen und Charakter ganz merklich von derjenigen
des übrigen Kantonsteiles. ^[Note:] Pfarrer Stalder sagt in seinen Fragmenten von 1797: «Wie
im Physischen Stärke des Körpers von zwar mittelmässigem, aber gedrungenem, nervichtem Wuchse, Behendigkeit der Glieder,
Geschicklichkeit im Schwingen und Mannheit im Handgemenge den Entlebucher von allen luzernischen Einwohnern
unterscheiden, so
im Moralischen Ehrstolz in hohem Grade, Freiheitssinn fast bis zur Ausschweifung, Anhänglichkeit an ihr
Land und ihresgleichen, Frohmut und lachende Munterkeit oft bis zum Leichtsinn gepaart, trauliche Geselligkeit im Umgang
mit Fremden, Witz, Empfänglichkeit für viel Schönes und Gutes - Eigenschaften, die von einem freien
Berg- und Alpenbewohner fast unzertrennlich sind und die sich eher verstärken müssen, je mehr äusserlicher Wohlstand unter
ihnen blüht und je weniger der Staat ihre Freiheit beeinträchtigt, als insoweit es seine eigene mit dem Wohle des ganzen
Körpers zusammenhängende Wohlfahrt erheischt.» Konfessionell sind die Entlebucher katholisch.
Wie jedes Bergvolk, so hängen auch sie zäh am Alten. Von Natur aus sind sie gut veranlagt, anstellig, im Handel und Verkehr
klug ihren Vorteil wahrend. Viele Entlebucher müssen auswandern, da infolge ihrer starken Vermehrung das Land nicht alle
zu ernähren vermag. Vergl. auch den Art. Emme (Kleine).
«Von den Gebirgen an, welche die Quellen der Emmen und Ilfis umgeben, zieht sich zusammenhängend die alte Herrschaft der Freien
von Wolhusen heraus durch das Thal der Waldemme bis zu dem Pass, wo in schmalem, von steilem Fels umgrenzten Thalgrund der MarktWolhusen liegt, von dem und seinen beiden Vesten das Land innerhalb und ausserhalb im 14. Jahrhundert
seinen Namen trug. Das innere Land hiess nachmals Entlebuch. Nach der Vermutung neuerer Geschichtsforscher waren Rotenburg
und Wolhusen ursprünglich dasselbe Haus. Schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Scheidung von Rotenburg und Wolhusen
vollendet.» (Dr. Segesser.) Ende des 13. Jahrhunderts (nach Dr. Cas. Pfyffer 1299) kam Entlebuch in den
Besitz des Hauses Oesterreich, dessen Herzog Rudolf es an Peter von Thorberg verpfändete. 1358 wurde die Pfandschaft wieder
aufgehoben und vom Herzoge versprochen, das Entlebuch nie mehr zu verpfänden; aber 1363 kam es schon wieder an
einen neuen Pfandherrn, nämlich an Peter von Grünenberg und 1373 nochmals an Peter von Thorberg. 1375 zogen die Entlebucher
mit den Luzernern und Unterwaldnern in den Guglerkrieg (Buttisholz) und 1386 in die Schlacht bei Sempach. 1395 schloss Entlebuch
mit Luzern
ein Burgrecht. Es nahm auch hervorragenden Anteil am Bauernkriege (1653), dessen Führer Emmenegger
und Schibi ihm entstammten.