Ennetmärcht
oder Urnerboden (Kt. Uri, Gem. Spiringen). 1400-1300 m. Oberer Teil des sw. Linthal zur Klausenpasshöhe aufsteigenden Thales, von den Urnern Ennetmärcht, von den Glarnern Urnerboden geheissen. Von der Klausenstrasse durchzogen. 7,5 km lang, 500-600 m breit, Steigung nur 2%, Richtung SW.-NO. Wird begleitet: im N. vom Leckistock (2483 m), den Märenbergen, Jägernstöcken und dem Ortstock (2715 m); im S. vom Wängiswald, Claridenstock (3270 m), Gemsfayrenstock (2974 m) und Rotstock. Zwischen Urnerboden und der das Thal im N. abschliessenden Felsmauer zieht sich, ersterem parallel verlaufend, eine Bergstrasse (mittlere Höhe 1800 m) hinauf zum Ziegelgrat. Entwässert wird das Thal von dem von der Passhöhe und den Clariden herkommenden fischreichen Fätschbach, der bei Anlass des Baues der neuen Klausenstrasse korrigiert worden ist. Auch die umliegenden Sumpfwiesen hat man entwässert. Die Ennetmärcht ist eine der schönsten Alpweiden (Allmenden) des Kantons Uri und zählt in 225 Hütten und Häusern zur Sommerszeit 360 und zur Winterszeit 70 kathol. Ew. Kirchgemeinde Spiringen. Kapelle in 1389 m Höhe. Alpwirtschaft (Viehzucht, Butter und Käse). Postbureau Urnerboden. Im Sommer Postwagen über den Klausen (Linthal-Altorf-Flüelen). Stark von Fremden besucht. Gasthof und Wirtshäuser. Obwohl topographisch zum Kanton Glarus gehörig, ist doch das Thal zum grössern Teil dem Kanton Uri zugeteilt. Lange Jahre hindurch bildete der Urnerboden einen Zankapfel zwischen beiden Kantonen. «Des vielen Streites müde, erzählt die Sage, kamen endlich Urner und Glarner überein, die Grenze
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freundnachbarlich festzusetzen. An einem bestimmten Tage sollte von Altorf und Glarus je ein Läufer aufbrechen und dem Klausen zueilen; wo sie zusammentreffen, solle die Grenze sein. Das Zeichen des Aufbruchs sollte der erste Hahnenschrei geben, und Urner wachten in Glarus und Glarner in Altorf, dass es recht dabei zuginge. Die Glarner fütterten ihren Hahn reichlich, dass er am Morgen wacker krähe, die Urner aber liessen den ihrigen fasten, damit ihn der Hunger früh wecke. Früh krähte er, als der Morgen kaum dämmerte; der in Glarus aber schlief fest in den Tag; bangend umstand ihn die Gemeinde, manch' Wort und Ratschlag hörte der wartende Läufer. Endlich ergeht so ein träger Ruf, und der Läufer springt auf, das drei Stunden lange Thal hinein und dann die stotzige Halde hinan - er läuft sich das Herz aus dem Leibe. Aber o weh; kaum ist er ein Stück weit gestiegen, so kommt ihm mit Jauchzen der Urner Läufer entgegen, so weit herunter, wie kein Urner im Traum je gedacht hätte, dass man vom Glarnerland bekomme. «Lass mir noch ein Stück», bat der Glarner; «keinen Zoll breit», erwiderte der Urner. «Nur soweit ich dich noch aufwärts zu tragen vermag». «Gut, soviel sollst du noch haben.» Und der Glarner trug den Urner noch hinauf bis zu jenem Bächli [dem sog. Scheidbächli]; da sank er tot nieder, und hier wurde die Grenze." (Becker, F. Ueber den Klausen. Glarus 1900. S. 89). Nach einer vom 30. August 1196 datierten Urkunde soll diese Abgrenzung vom Pfalzgrafen Otto von Burgund verfügt worden sein, der damals kaiserlicher Schirmvogt der Abtei Säckingen und damit auch des Glarnerlandes war. Ennetmärcht oder Ennetmarch von ennet (jenseits) der March (Grenze).