Englische
Komödianten, Wandertruppen von Berufsschauspielern, welche gegen Ende des 16. Jahrh.
und im ersten
Viertel des 17. Jahrh. von
England her über die
Niederlande
[* 2] nach
Deutschland
[* 3] kamen und einen Teil der ältern
englischen
Stücke, in rohes
Deutsch
übertragen, an den verschiedensten
Orten, namentlich auch an
Höfen
(Wolfenbüttel,
[* 4]
Dresden,
[* 5] Kassel),
[* 6] zur Aufführung brachten.
Ihre
Bühne war nicht mehr die der Volksdramen des 15. Jahrh., die sich
in
Deutschland erhalten hatte, sondern näherte sich dem
Prinzip unsrer
Theater:
[* 7] ein erhöhtes
Gerüst als Schauplatz mit einer
Öffnung im
Fußboden, aus welcher die
Teufel und
Geister herauskamen. Diese
englischen
Spieler rissen durch ihre lebendige und
mit zahlreichen
Reizmitteln ausgestattete Darstellungsart das
Publikum hin und beeinflußten mit den rohen,
blutigen
Effekten ihrer
Tragödien und der
Tollheit ihrer
Possen die spätere deutsche dramatische
Dichtung. Ein Teil der von
ihnen besonders häufig aufgeführten
Stücke ward (1620 und 1624 gesammelt) neuerlich von Tittmann (Leipz. 1880) herausgegeben.
Die
Schauspiele des
Herzogs
Heinrich
Julius von
Braunschweig
[* 8] (s. d.) und
Jakob
Ayrers (s. d.) erweisen am besten,
wie rasch die neue
Kunst der englischen
Komödianten auf die
deutsche Litteratur wirkte; beide Dichter eigneten sich auch sofort
den
Clown derselben an, der sich als
Träger
[* 9] der niedern
Komik bald als das nützlichste Mitglied der wandernden
Truppen bewährte.
Vgl. Genée, Lehr- und Wanderjahre des deutschen Schauspiels (Berl. 1882);
Meißner, Die englischen
Komödianten
zur Zeit
Shakespeares in
Österreich
[* 10]
(Wien
[* 11] 1883).