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ab-118
schlägig beschieden. Der Erste Konsul
Bonaparte, der 1804 von einer durch
Cadoudal (s.d.) geleiteten Verschwörung bedroht
wurde, erfuhr aus den Aussagen der Gefangenen, daß die königl. Prinzen von
Frankreich um den
Anschlag gewußt hatten und
bei dessen Ausführung anwesend sein wollten, womit der
Graf von
Artois, der spätere König
Karl X., gemeint
war, der in der That sein Erscheinen in
Frankreich in Aussicht gestellt hatte. Zu gleicher Zeit liefen in
Paris
[* 3] Nachrichten
über Wühlereien brit.
Agenten in Süddeutschland ein und eine derselben ließ England
in
Beziehung zu diesen
Agenten erscheinen.
Napoleon schloß daraus, daß auch England
dem
Komplott gegen seine
Person nicht fern stehe, und beschloß,
da er
Artois' nicht habhaft werden konnte, sich jenes zu bemächtigen.
Daß er mit der Verletzung des deutschen
Bodens sich
eines
Bruchs des
Völkerrechts schuldig machte, kümmerte ihn nicht. Der
General
Ordener ward nach
Straßburg
[* 4] geschickt und ließ
von hier aus 14. März durch Gendarmen die
Lage des Hauses, das der
Herzog in Ettenheim bewohnte, auskundschaften,
es in der darauf folgenden Nacht durch 3-400 Mann umringen und den
Herzog mit acht Begleitern nach
Straßburg entführen. Am
Morgen des 18. wurde die
Reise mit dem
Herzog allein nach
Paris fortgesetzt.
Als man 20. März gegen Abend vor den Thoren der Hauptstadt ankam, fand man den Befehl vor, den Gefangenen nach Vincennes zu bringen, wo er nach einem Konsularbeschluß, dem sich Cambacérès anfangs widersetzt hatte, während Talleyrand zuriet, durch eine Militärkommission gerichtet werden sollte, obgleich die Prüfung der Papiere des Prinzen ergab, daß er zu den Verschwörern in keiner Beziehung stand. Präsident der sorgfältig ausgewählten Kommission, die sich am Abend des 20. zu Vincennes versammelte, war der General Hullin.
Nach einigem Schwanken fällte das Kriegsgericht das Todesurteil, weil England
eingestand, daß er die Waffen
[* 5] gegen
Frankreich getragen und engl. Dienste
[* 6] nachgesucht habe; den Verdacht der
Teilnahme an der Verschwörung
George
Cadoudals, der seine Verhaftung bewirkt hatte, wußte er völlig zu entkräften. Kurz
nachher, noch in derselben Nacht, ward das
Urteil im
Graben des Schlosses durch Gendarmes d’élite vollzogen. Nach der Restauration
wurden die Gebeine E.s aufgesucht und in der Kapelle des Schlosses zu Vincennes beigesetzt. -
Vgl. Welschinger, Le [* 7] duc d’E. 1772-1804 (Par. 1888);
Boulay de la Meurthe, Les dernières années du duc d’E. (ebd. 1886);
Nougarède de Fayet, Recherches historiques sur le procès du duc d’E. (2 Bde., Par. 1844).
England
, der südl.
Teil der
Insel
Britannia, der größten und bedeutendsten Europas, das Stammland des
Vereinigten
[* 8] Königreichs
Großbritannien
[* 9] und
Irland (s. d.), erhielt seinen
Namen von den
Angeln (s. d.). Das eigentliche Königreich
England
mit der
Insel Wight und den
Scilly-Inseln umfaßt 131627,62 qkm; dazukommt mit 19069,18 qkm das Fürstentum Wales nebst
Anglesey, sodaß beide
Teile zusammen 150696,80 qkm enthalten. Unter eigener
Verwaltung stehen die
«Inseln
in den brit.
Gewässern»
(Islands in the
British Seas):
Man und die
Normannischen Inseln. (Hierzu eine Karte: England
und Wales.)
Küsten. England
grenzt mit drei Seiten an das
Meer (Nordsee,
Kanal
[* 10] und Irische See), die Nordgrenze gegen
Schottland zieht vom
Solway Firth
längs der
Cheviot Hills nach
NO. bis zur
Mündung des
Tweed bei
Berwick.
Der südlichste Punkt E.s ist
Lizard-Head in 49° 58' nördl.
Br.
(d. i. die
Breite
[* 11] von Mainz),
[* 12] der nördlichste, über
Berwick,
55° 48' nördl.
Br.; der östlichste, Lowestoft-Neß, liegt in 1° 44' östl. L. von Greenwich, der westlichste,
Landsend, in 5° 47' westl. L. Von S. nach N. mißt England
also 4,5
Grad oder etwa 500 km. Die Südlinie, von Dover
[* 13] nach Landsend, ist 330, die schott.
Grenze nur 120 km lang. Sehr bedeutend ist die Küstenentwicklung. Die Südküste hat 970,8, die Ostküste 1498,7, die Westküste
976,1 km Länge.
Die umgebenden Gewässer bilden eine Menge zum Teil tief einschneidender Meerbusen und Buchten und die schönsten Häfen, namentlich im O. den Themse-, Wash-, Humber- und Teesbusen, im S. die Bucht von Southampton, den Plymouthsund u. a., im W. den Bristolkanal, den Cardigan-, Morecambe-, Solwaybusen. Die Ostküste von der Nordgrenze bis zum Humber mit den Häfen Newcastle, [* 14] Sunderland, Stockton und Hüll ist steil, häufig von Klippen [* 15] eingefaßt, weiterhin bis zur Themse flach, niedrig, aus Sandbänken bestehend, dann bis über Dover hinaus und längs des Kanals bis zum Bristolkanal überwiegend steil (North- und South-Foreland, die Klippen von Dover, Beachy Head u. s. w.) und durch die herrlichsten Häfen, wie Portsmouth, [* 16] Southampton, Plymouth [* 17] u. a. aufgezeichnet.
Die ganze Westküste zeigt sich vielfach zersplittert, größtenteils hoch und steil und mit vortrefflichen Häfen versehen, wie die von Cardiff, Milford, Liverpool, [* 18] Preston und Lancaster. Diese glückliche Küstenbildung wird noch erhöht durch die Bildung von Flußmündungen, die auch das Innere des Landes Seeschiffen zugänglich machen. Die Haupthäfen der Ost- und Westküste sind durch Einschnürungen einander nahe gebracht, so ist London [* 19] von Bristol wie auch Hüll von Liverpool nur 185 km entfernt.
Nur 100 km Land trennen Newcastle und den innersten
Solway-Firth.
Kein Ort E.s liegt mehr als 120 km vom
Meere.
Oberflächengestaltung.
England
ist teils gebirgig, teils eben. Eine Linie, welche die südwestl. Halbinsel
Cornwall nach dem innersten
Winkel
[* 20] des
Meerbusens von
Bristol abschneidet und von da mit einer schwachen Wölbung nach O. an die
Küste der Nordsee zur
Teesmündung läuft, läßt zu ihrer Linken das Gebirgsland, zur
Rechten das
Tiefland liegen.
Jenes, bei weitem kleiner, bildet
keineswegs ein geschlossenes Hochland, sondern besteht aus mehrern, durch tief eingeschnittene
Meerbusen und durch Ebenen
voneinander getrennten oder nur lose zusammenhängenden Gebirgsgruppen verschiedenen Charakters, ist aber nirgend ein Hemmnis
für den Verkehr.
Die Gebirge liegen teils auf den westl. Halbinseln Cornwall (Devonische und Connsche Gebirge), Wales (Cambrische Gebirge) und Cumberland (Cumbrische Gebirge), teils fügen sie sich zu einer binnenländischen Bergkette (die Penninische Kette), welche etwa von der Mitte E.s nordwärts bis zur schott. Grenze sich hinaufzieht, im O. die große Ebene begrenzt und im W. durch einen Arm derselben (Edenthal) von der Küste der Irischen See sowie von den gebirgigen Halbinseln geschieden wird. Das Cornisch-Devonische Bergland, deren äußerster Südwestspitze, dem 32 m hohen Kap Landsend, der Klippenschwarm der Scilly-Inseln vorliegt, erfüllt die Grafschaften Cornwall (mit dem 415 m hohen Brown Willy) und Devon. [* 21] In letzterer sowie im nördl. ¶
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119
Somerset steigt das Exmoor Forest im Dunkerry-Beacon 518 m und das südlichere Dartmoor (s. d.) im High Wilhays 621 m, im Cawsand-Beacon 546 m hoch auf. Das Bergland von Wales (s. d.), dem Umfang nach das bedeutendste, nebst der Insel Anglesey etwa 25000 qkm bedeckend, erhebt sich steil von allen Seiten zu 3-400 m mittlerer Höhe, erreicht aber in vielen Gipfeln 5-800 m. Es ist felsig, waldarm, reich an romantischen Thälern und besonders wild im N., wo der Snowdon (d. i. Schneeberg) 1094 m hoch aufsteigt.
Das Cumbrische oder Bergland von Cumberland und Westmoreland, zwischen dem Morecambe- und Solwaybusen, hat echten
Gebirgscharakter, ist wild zerrissen, von tiefen, engen Thalspalten und Seen durchzogen, mit Waldung und Weiden bekleidet
und erreicht im Skiddaw 921, im Helvellin 932, im Scawfell-Pike 984 m Höhe. Von diesem Bergland fast völlig getrennt zieht
das Centralgebirge Nordenglands
, die Wasserscheide der Irischen und der Nordsee, unter dem Namen Penninische
Bergkette (Pennine Chain) von S. gegen N. durch die Grafschaften Derby, York und Teile von Cumberland, Durham und Northumberland
bis an das Cheviotgebirge an der schott. Grenze, mit meist schroffem Abfall gegen W., allmählichem gegen O. Es beginnt in der
Mitte von Derbyshire mit einer niedrigen Hügelkette; nördlich davon erhebt sich der Peak, eine kahle
Berggegend mit Gipfeln von 550-604 m Höhe, aber reich an Metallen und merkwürdigen Höhlen.
Daran schließen sich die rauhen Yorkshire-Hills mit schroffen Kämmen, höhlen- und quellenreichen Thälern sowie zahlreichen Spitzen (Peaks oder Fells), unter denen der Great-Whernside (726 m), der Penigant (692 m) und der 723 m hohe, durch seine Aussicht auf beide Meere berühmte Ingleborough nahe beisammenstehen. Weiter nordwärts erhebt sich das Centralgebirge im Croß-Fell in Cumberland, an der Quelle [* 23] des Tees, zu 892 m Höhe. Dann folgt die Bodensenkung vom Solwaybusen bis zur Ostküste, einst durch den von Küste zu Küste reichenden «Piktenwall» gegen N. abgeschlossen, jetzt von der Eisenbahn zwischen Carlisle und Newcastle durchzogen.
Jenseits erhebt sich das schott. Grenzgebirge, in seinem östl. Teile zu Northumberland gehörig und hier Cheviotgebirge genannt, das an dem östl. Ende im Cheviot-Pik 867 m erreicht. Die größere Südosthälfte des Landes, die engl. Tiefebene, ist keineswegs einförmig und überall ganz flach, auch nicht auf weite Strecken mit Lagern losen Erdreichs bedeckt, sondern die Felsunterlage tritt häufig, oft überraschend, mit malerischen Formen aus dem aufgeschwemmten Lande hervor, umsäumt die Küsten, zuweilen auch die Flußufer mit steilen Rändern und verleiht den Ebenen mit ihren Wiesen, Feldern, ihren Herden, Pachthöfen, Dörfern, Flecken und Städten, Schlössern und Parks reiche Mannigfaltigkeit. So ziehen durch Lincoln die Lincoln Heights von N. nach S., östlich vom Thal [* 24] der Ouse erheben sich die East Anglian Heights: zwischen Oxford [* 25] und London liegen die Chiltern Hills und im S., durch die Salisburyebene und das Weald getrennt, ziehen North- und South-Downs (s. Downs) von W. nach O. Nur die östl. Küstenstriche, namentlich der Humbermündung, der untern Ouse und vor allen des Washbusens, wo der «Fen-Distrikt» 3370 qkm bedeckt, bilden eigentliche Niederungen, Moorflächen, Marschen und sandige Strandgegenden, welche an die deutschen und Holland.
Nordseeküsten erinnern. Abgesehen von diesen sowie von den Heiden in Dorset Surrey und einigen Mooren
in Northhumberland, Durham, Cumberland, Lancashire und Stafford sowie von den Sümpfen und Morästen (Fens) von New-Romney, Devon,
Somerset u. a. sind die wellenförmigen Ebenen und Gelände des Innern von unübertroffener
Fruchtbarkeit. Gewässer. England
hat 550 Bäche und Flüsse,
[* 26] deren nach allen Seiten hin verbreitetes Geäder
für die Bewässerung des Bodens wie für die Vermittelung des Verkehrs hohe Bedeutung besitzt.
Die Flüsse sind nur klein; selbst der größte, die Themse (s. d.), ist nur 350 km lang. Allein mehr als 50 derselben sind schiffbar; unter ihnen, außer der Themse, die wichtigsten: die östl. Ouse, der aus der Vereinigung des Trent und der Ouse entstehende Humber, der Tees, Wear und Tyne im O., der Avon im S., Severn, Dee, Mersey im W. Die meisten haben ein tiefes Bett, [* 27] große Wasserfülle, wenig Fall und, nur selten von Felsen eingeengt, einen ruhigen Lauf, frühe Schiffbarkeit und Mündungen, welche die Flut nicht versanden läßt und großenteils in tiefeindringende, für ganze Flotten hinlänglich geräumige Meerbusen und Häfen verwandelt hat.
Die Länge der natürlichen Wasserstraßen, der Flußschiffahrt, beträgt 3400 km. Sie wird noch um 4880 km vergrößert durch die zahlreichen Kanäle, welche die Flußsysteme der Ost- und Westküste verbinden und deren Netz das ganze Land überspannt. Die drei großen Vereinigungspunkte sind London, Birmingham [* 28] und Manchester. [* 29] Die bedeutendsten dieser Kanäle, die fast alle auf Privatkosten erbaut worden, sind: der Grand-Trunk oder Trent-and-Merseykanal (150 km lang) mit dem Oxfordkanal (150 km), der Grand-Junction (145 km) mit dem Grand-Union (70 km), der Leeds-and-Liverpoolkanal (210 km), der Bridgewaterkanal, der Themse-Severnkanal (48 km), der berühmte Ellesmerekanal (97 km), der aus der Mersey 15 km von Liverpool nach Ehester und durch einen Teil von Wales nach Shrewsbury führt.
Zahlreich sind die Seen, nicht groß, aber berühmt durch ihre landschaftlich schöne Lage. In den Cumbrischen Bergen [* 30] liegt der vielbesuchte «Lake district» mit dem Derwent-Water, Windermere u. a., in Wales der Balasee. Die Flut ist an der Westküste am höchsten; im Solway-Firth und an der Severnmündung ist sie äußerst ungestüm und erreicht in letzterer eine Geschwindigkeit von 16 km in der Stunde und eine Höhe von 13-14 m. An der Themsemündung ist sie gewöhnlich kaum 5 m hoch, nördlicher an der Ostküste etwas höher.
Geologisches. Die Linie, die Hochland und Flachland scheidet, trennt auch das geolog. alte England
von den jüngern
Gebilden. Es finden sich die ältern Formationen vom Cambrium bis zur Kohle gefaltet, an diese lehnen sich die
jüngern in typisch ungestörter Lage an. Cambrische Schichten finden sich in Nordwales (Penrhyn) und Shrewsbury; Silur und
Devon sind in Cornwallis, Südwales und der Grafschaft Devon sowie in den Bergen Cumberlands verbreitet. Für die heutige äußere
Gestaltung von Wales und Cornwallis sind zwei Perioden eruptiver Thätigkeit von großer Bedeutung geworden
(z. B. im Cader Idris und Snowdon), während die Berge im allgemeinen den starken atmosphärischen Niederschlägen, die stets
hier geherrscht haben, ihre sanften, gerundeten Formen verdanken. Das Kohlengebirge ist vorherrschend in den Penninischen
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gen, es erreicht im O. die Nordsee, im W. ist es zum Edenthal (Rotliegendes) abgesunken. Außerdem sind einzelne Stücke, wie um Carlisle, am Avon, in Nord- und Südwales (Cardiff) von der Denudation verschont geblieben. Die Trias (ohne Muschelkalk) zieht, von Exeter ausgehend, in schmalem Streifen nach N., bildet dann, sich verbreiternd, die Umrandung der Penninischen Berge, die sie im O. bis zur Teesmündung und im W. bis zum Dee umzieht. Größtenteils zerstört, fällt ihr Auftreten mit einer Senke des Bodens zusammen.
Weiter westlich folgen die Schichten vom Jura bis zum Alluvium. Der Jura, bei Portland beginnend, zieht im nach W. geöffneten Bogen [* 32] bis zum Tees hinauf; die Cotswoldhügel, aus härterm Oolith bestehend, sind hier die höchsten Erhebungen. Die Kreide [* 33] erfüllt die Salisburyebene, bildet die Chiltern-Hills und, vom Alluvium des Wash und der Humbermündung unterbrochen, einen Streifen in Lincolnshire. Im S. entsendet sie Ausläufer, nach O. die Downs, die Sockel eines frühern Gewölbes, dessen Kuppel jetzt zerstört ist und so das tiefere Wealden freigelegt hat.
Mittlere und untere Themse mit London bilden ein hügeliges tertiäres Becken. Eigentümlich sind von der Triassenke östlich
die nach innen zu steilen Schwellen der Schichten (Escarpements), die im Profil von W. gesehen Hügelzüge zeigen, während
nach O. das Land sich allmählich senkt. Klima,
[* 34] Pflanzen-und Tierwelt. England
hat Inselklima, also große Gleichförmigkeit der Wärmeverteilung
und Feuchtigkeit. Unter den Orten in 320-650 m Höhe ist keiner, wo die mittlere Temperatur des kältesten Monats auf 0° C.
herabsinkt;
anderseits steigt die mittlere Temperatur des wärmsten Monats nirgends über 12° C. Milde Winter, kühle Sommer sind charakteristisch;
ja, der Winter zumal im SW. ist milder als in jedem Lande gleicher und selbst geringerer
Breite. Am kältesten ist das Innere Nordenglands
mit einer Januartemperatur von +3°;
am wärmsten im Sommer das Themsebecken.
Vorherrschend sind die Westwinde, von heftigen Regen begleitet; vielen Schaden bringen alljährlich die Stürme. In der Regenmenge zeigen Ost- und Westküste große Unterschiede: London hat 610 mm, Manchester schon 910, Wales und das nordengl. Bergland bis 3600 mm Regenhöhe im Jahre. Durchschnittlich giebt es 165 Regentage und 900 min Regenhöhe an der Ost-, 208 Regentage und 2 m Regenhöhe an der Westseite. Die große Feuchtigkeit spricht sich auch in den häufigen Nebeln aus, die nicht selten so dick sind, daß man Werkstätten- und Straßen am Tage erleuchten muß, wie z. B. in London, wo man jährlich 34 Nebeltage rechnet.
Heitere Tage sind selten anhaltend. Das Klima im ganzen ist gesund. Die Flora ist ganz mitteleuropäisch, ohne irgendwelche eigentümliche Arten; von den Nadelbäumen ist nur die Kiefer wild, Fichte [* 35] und Tanne [* 36] erst eingeführt. Aber der Glanz des Landes liegt in den Laubwäldern von Buche und Eiche, welche allerdings der Kultur stark haben weichen müssen. Von dem ehemaligen gewaltigen Walde Arden ist der Deanwald, auf der Grenze der Grafschaften Gloucester und Monmouth, noch ein Rest.
Der New-Forest in Hampshire ist noch einer der besten Eichenwälder der Krone, der die Flotte mit Holz [* 37] versorgt. Von den 68 Wäldern des 18. Jahrh. sind noch 12 geblieben. Als Brennmaterial hilft die Steinkohle; Nutzholz muß eingeführt werden. Immergrüne Sträucher, namentlich Stechginster (Ulex) und der Holly (Ilex), bezeugen in ihrer Häufigkeit das atlantische milde Klima, dem es auch zuzuschreiben ist, daß manche südeurop. Arten (Myrten und Geranien auf der Insel Wight und in Devonshire) den Winter im Freien ertragen.
Weizen gedeiht besonders im O. und SO., Gerste [* 38] in den Midlandgrafschaften von Worcester bis Cambridgeshire, Hopfen [* 39] in Kent und Surrey, Obst in Deaw und Herefordshire, Hafer [* 40] im N. Die Landfauna E.s ist eine verarmte nordwesteurop., im höhern N. treten einige arktische Formen hinzu. Außerdem finden sich mehrere südeurop., der Küste des Atlantischen Oceans folgende Arten, wie die Feldtaube, der Provencesänger (Silvia provincialis Temm.), einige Schnecken [* 41] und Strandkäfer.
Unter den Vögeln treten einige von kontinentalen Arten leicht abweichende Lokalrassen (graue Bachstelze, [* 42] Gimpel u. s. w.) auf, auch findet sich eine und die andere Species von Insekten [* 43] und Landschnecken sowie eine Spitzmaus (Sorex rusticus Shaw), die sonst nirgend vorkommen. Das Meer ist namentlich an felsigen Küsten sehr reich an Tieren. Der Austern wegen berühmt ist Whitstable an der Themsemündung (Natives) und die Insel Hayling bei Portsmouth. Die größten Lachsfischereien sind im Solway Firth; auch der Heringsfang ist bedeutend.
Mineralreich. Auf den Erzeugnissen der Bergwerke ruht im wesentlichen E.s industrielle Größe, und zwar spielt die Kohle die wichtigste Rolle, denn nur wo sie abbauwürdig vorkommt, verlohnt die Verhüttung des Eisens. Die wichtigsten Kohlenbezirke (zusammen etwa 7770 qkm) finden sich in Wales und in den nördl. Distrikten, wie die folgende Tabelle zeigt. 1892 wurden an Kohlen gefördert: Distrikte 1000 t Durham 23834 Yorkshire 23189 Lancashire 22356 Glamorgan 22808 Staffordshire 14132 Derbyshire 11141 Northumberland 9528 Monmouthshire 7407 Nottinghamshire 7159 Kleinere Kohlenfelder 12924 Fast 90 Proz. der Produktion wird im Inlande verbraucht, über den Kohlenhandel nach dem Ausland, die Eisen- und Stahlgewinnung u. s. w. s. Großbritannien und Irland.
Zinn und Kupfer [* 44] findet sich vor allen in Cornwallis, letzteres auch in Nordwales;
doch müssen beide Metalle auch eingeführt werden;
Blei [* 45] wird auf Man gewonnen;
Bausteine in Nordwales, Schiefer vor allem in Penrhyn bei Bangor (Wales).
Außer den nutzbaren Metallen und Steinkohlen finden sich Töpferthon (der beste an der Süd- und Ostküste) und Porzellanerde in großem Überfluß und ihrer Verwertung ist ein bedeutender Industriebezirk fast ausschließlich gewidmet (s. Potteries), [* 46] ferner Walker- und Pfeifenerde, Kreide, Alabaster, Marmor, Granit und Porphyr. Auch Mineralquellen sind zahlreich. Die berühmtesten sind Bath, Bristol, Cheltenham in Gloucester, Bakewell, Buxton und Matlock in Derby, Malvern in Worcester, Tunbridge in Kent und Harrogate in York. Die Steinsalzlager und Salzquellen E.s gehören zu den bedeutendsten in Europa [* 47] und decken nicht nur den eigenen Bedarf, sondern versorgen auch die Ostseehäfen, Amerika [* 48] und Ostindien. [* 49] Die Hauptlager befinden sich in der westl. Grafschaft Chester. Northwich bildet den Mittelpunkt der Salzwerke und Siedereien. Die berühmteste Saline ist die zu Droitwich in Worcester, welche jährlich 197000 t Salz [* 50] liefert. Auch Seesalz wird gewonnen; Seebadeorte ¶